Tod des Vaters (1837)

Im Sommer 1837 starb dann Tolstois Vater. In Tula, wohin er in Geschäften gereist war, fiel er auf der Strasse tot zu Boden. Man munkelte, sein Kammerdiener habe ihn vergiftet: fand man doch keinerlei Geld bei ihm vor. Auch wurden seine Papiere erst viel später von einer geheimnisvollen Bettlerin zu der Familie nach Moskau gebracht. Nikolai Iljitsch Tolstoi ward in Jasnaja Poljana begraben, in Gegenwart seiner Schwester Alexandra Iljinischna und seines ältesten Sohnes Nikolai. Tolstoi nennt den Tod seines Vaters einen der stärksten Eindrücke seiner Kinderzeit. Damals zum ersten Male habe er religiöses Entsetzen erlebt vor den Fragen des Lebens und des Todes. Da der Vater ferne von ihm gestorben war, habe er lange nicht glauben können, der Vater sei wirklich nicht mehr am Leben. Lange nachher noch, wenn der Knabe Tolstoi auf den Strassen Moskaus spazieren ging, sei es ihm nicht bloß wahrscheinlich erschienen, seinem Vater zu begegnen, er habe das vielmehr fast mit Bestimmtheit erwartet. Dieses Gefühl der Hoffnung und des Nichtglaubenkönnens an den Tod des geliebten Vaters habe in ihm eine ganz eigenartige Empfindung von Rührung wachgehalten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das heutige Russland 1 - Tolstoi