Reise Tolstois mit seinem Bruder Nikolai in den Kaukasus

Die Ankunft seines im Kaukasus dienenden Bruders Nikolai brachte in Tolstois Schicksal endlich die langgesuchte entscheidende Wendung. Zunächst weilt Nikolai nur vorübergehend in Moskau, und Tolstoi ist darüber so erfreut, dass er alle seine Gewohnheiten, ja, alle seine Verpflichtungen aufgibt und viel mit dem Bruder in Gesellschaft geht. Nach Nikolais Abreise zieht sich dann Tolstoi völlig von allem zurück. Es kommen starke religiöse Anwandlungen über ihn: er beichtet und nimmt in großer Ergriffenheit das Abendmahl; ja, er verfasst sogar eine Predigt, die freilich niemals gehalten wurde.

Anfangs April kehrt dann Tolstoi auf kurze Zeit nach Jasnaja Poljana zurück, um am 20. desselben Monats von dort aus mit seinem Bruder Nikolai die Reise nach dem Kaukasus anzutreten. Es sei nachgetragen, dass um diese Zeit ganz augenscheinlich ein solcher Drang in Tolstoi war, seine Lage irgendwie zu verändern, dass er jede Gelegenheit dazu an den Haaren ergriff: so ist er einst, als sein späterer Schwager Valerian Petrowitsch Tolstoi in Geschäften nach Sibirien abreiste, ohne weiteres in dessen Reisewagen hineingesprungen und schließlich bloß deshalb umgekehrt, weil er Hut und Mantel vergessen hatte.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das heutige Russland 1 - Tolstoi