Beginn der literarischen Tätigkeit (1852: die Novelle „Kindheit“)

Tolstoi liest hier viel und findet zum ersten Male Geschmack an geschichtlicher Lektüre. Der Gedanke an seine künstlerische Berufung fängt an, ihn zu quälen. Wir lesen in seinem Tagebuche: ,,Seit einiger Zeit beginnt mich heftig die Reue zu peinigen über den Verlust meiner besten Jahre. Und das seit der Zeit, da ich zu fühlen begann, dass ich irgend etwas Schönes hätte tun können. Es wäre interessant, den Lauf meiner sittlichen Entwicklung zu beschreiben, aber nicht mit Worten, der Gedanke sogar ist dafür unzureichend . . Der grosse Gedanke hat keine Grenzen, längst aber sind die großen Schriftsteller zur unüberschreitbaren Grenze seines Ausdrucks gelangt . . . Es ist in mir etwas, das zwingt mich zu glauben, dass ich nicht dazu geboren bin, ein solcher zu sein wie alle anderen.“

Seinem Bruder Sergej schreibt Tolstoi, er sei unaufhörlich literarisch beschäftigt, er denke aber noch nicht daran, irgend etwas drucken zu lassen, wenngleich er eine Arbeit (gemeint ist „Kindheit“) bereits dreimal umgearbeitet habe, und es noch einmal zu tun gedenke, um mit ihr zufrieden sein zu können.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das heutige Russland 1 - Tolstoi