Das heilige Russland

Mit 447 Bildern. Verdeutscht und herausgegeben von Peter Scher
Autor: Paul Gustave Doré (* 6. Januar 1832 in Straßburg; † 23. Januar 1883 in Paris) war ein französischer Maler und Grafiker, der sich vor allem als Illustrator einen Namen machte., Erscheinungsjahr: 1917

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Russen, Illustration,
Scher, Peter (* 30. September 1880 in Großkamsdorf; † 23. September 1953 in Wasserburg am Inn; eigentlich Fritz Hermann Schweynert) war ein deutscher Schriftsteller, Herausgeber und Journalist. Peter Scher verwendete als Pseudonyme zudem Emanuel, Trim, Eff Ess, Leon Holly und Pierre Blagnere.
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Gustav Doré ist den Deutschen gut bekannt. In den sechziger und siebziger Jahren waren außer der berühmten Doré-Bibel und den Grimmschen Märchen mit Doré-Bildern unzählige Jugendbücher und Almanache mit Illustrationen des Unermüdlichen verbreitet. Ein Freund Dorés hat einmal ausgerechnet, dass der Künstler gegen Ende seines Lebens – er wurde nur fünfzig Jahre alt – über 40.000 Blätter gezeichnet hatte. Die Schätzung mag etwas rechtlich ausgefallen sein; aber wenn man seine Illustrationen zusammenzählen könnte, würden doch auf jeden Tag seines Lebens – von seinem ersten Jahre an gerechnet – verschiedene fertige Zeichnungen entfallen. Dabei war er, wie er selbst zu betonen Lebte, eigentlich nur Zeichner, um unabhängig malen zu können. Das mochte ja freilich eine Selbsttäuschung sein. Jedenfalls: Doré „illustrierte“ von seinem fünften Lebensjahr an buchstäblich alles, was ihm unter die Hände kam. Es ist ein Wunder, dass er, obgleich er ein Wunderkind war, das schon mit fünfzehn Jahren in Paris beruflich für Verleger zeichnete, bei solcher rasenden Produktion nicht verflachte. -

Gustavé Doré verfasste und illustrierte das vorliegende historische Bilderbuch zur Geschichte des russischen Absolutismus in Paris um das Jahr 1854. Er war noch nicht 21 Jahr alt und schon „ziemlich“ berühmt – wie man eben damals in Paris berühmt wurde: Indem man ständig an den gelesenen Journalen mitarbeitet. Seine Aufgabe war es, die Zeitereignisse durch Karikaturen zu glossieren, und er tat es; ungeachtete seiner Jugend, mit soviel Witz und Können, dass ganz Paris seine Freude an ihm hatte.

Als das wichtigste politische Ereignis jener Zeit, der vom Zaren Nikolaus inszenierte Krimkrieg, Frankreichs Mobilmachung gegen Russland wahrscheinlich machte, war es selbstverständlich, dass der temperamentvolle junge Doré sogleich wie eine Rakete auffuhr.

Er nahm sich vor, eine grimmige Persiflage auf den größenwahnsinnigen russischen Absolutismus zu machen. Zu diesem Zweck vertiefte er sich in die Geschichte Russlands, und in kürzester Zeit hatte er mit seiner unglaublichen Beweglichkeit an die 500 Zeichnungen beisammen, zu denen er obendrein den Text selber verfasste. (Sogar vor Versen ist er nicht zurückgeschreckt, die ich in der deutschen Ausgabe aber doch lieber in Prosa wiedergegeben habe.)

Wir haben also in der „Histoire de la Sainte Russie“ die selbständige Arbeit Dorés vor uns, und wenn auch zuzugeben ist, dass sie, was Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Durchführung anbelangt, besonders gegen der Schluss etwas sprunghaft wirkt, so wird dieser Nachteil doch durch die Frische, die phantastische Kraft und den Witz des Ganzen reichlich aufgewogen.

Dorés Biograph, der Engländer Blanchard Jerrold, spricht in seinem „Life of Gustave Doré“ mit Entzücken von der überaus treffenden satirischen Charakterisierung insbesondere des Krimkrieg-Zaren Nikolaus, des „majestätischen Herrschers mit dem Zwergenkopf“. Und in der Tat: Es ist erfreulich, zu sehen, wie der junge Doré als Satiriker in großen Momente der Weltgeschichte mit der persönlichen Kleinheit der Mächtigen und Drahtzieher in Beziehung z bringen weiß.

Über diesem Jugendwerk Dorés, dass in seiner unbekümmerten Frische etwas vom Soldatengeist hat, der immer „aufs Ganze geht“, steht, - noch nicht von Meisterhand, aber schon mit der Handschrift eines großen Könners geschrieben: Die Weltgeschichte ist die Weltsatire.

Wir sehen von irgendeinem Rurik oder Wiatscheslaw bis zum Krimkrieg-Zaren Nikolaus ein fortgesetztes Rennen gegen Konstantinopel – ewigen Rückzug – ewigen Tumult im Innern des heiligen Russlands und die immer wiederkehrende Erkrankung an der „Zahrenkolik“. Wir haben das alles in Wahrheit wieder erlebt bis auf den heutigen Tag, und so mag denn mit der Wiederkehr der Ereignisse auch Gustave Dorés verschollenes Bilderbuch zur Geschichte des russischen Absolutismus wieder ans Licht kommen und für den Scharfblick seines jugendlichen Autors zeugen.

München, im März 1917

Peter Scher

Das heilige Russland 001 Wie die ältesten Chroniken berichten, ließ sich gegen das Jahr 11 der Schöne Bär Polnor durch die Reize eines jungen Walrosses bezaubern. Aus dieser unnatürlichen Verbindung entspross der erste Russe.

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Das heilige Russland 002 Nach anderen Chroniken soll die Stamm-Mutter ein Pinguinweibchen gewesen sein.

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Das heilige Russland 003 Noch heute sind die Gelehrten mit wissenschaftlichen Eifer bemüht, die Wahrheit zu ergründen

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Das heilige Russland 004 Aber hinweg mit der Bücherweisheit

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Das heilige Russland 005 Den Ursprung aller Dinge erforschen zu wollen, hieße die Regionen ewiger Gletscher in Filzpantoffeln besteigen

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Das heilige Russland 006 Darum, Leser, glaube keinem. Setze vielmehr diese überlegene Miene auf, und lass uns beginnen

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Das heilige Russland 007 Die ältesten Russen beten Perun an, den Gott des Friedens, des Krieges, der Feindschaft, des Hasses, der Treue, der Hinterlist, der Tapferkeit, der Feigheit, der Wahrheit, der Lüge, der Rechtgläubigkeit und des Unglaubens

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Das heilige Russland 008 Russische Bürger, die ihre Überzeugung offen bekannt haben, werden dem Perun geopfert

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Das heilige Russland 009 Schlangen und andere Reptilien sind durch Peruns Gebot heilig

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Das heilige Russland 011 Die alten Russen halten große Stücke auf die Frauen, von denen sie sich gern leiten und führen lassen

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Das heilige Russland 012 Mit der Zeit empfinden sie das Bedürfnis, aus ihrer Mitte ein Oberhaupt zu wählen, was solchermaßen vor sich geht

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