Abschnitt. 10

In wenigen Monaten hatte die Fabrik einen hohen Grad von Unbeliebtheit erreicht. Um die Mitte des Jahres 1737 war sie bereits wegen ihrer mißlichen Finanzverhältnisse ein Gegenstand des Spotts. Im Juli 1737 ergab eine Prüfung der Rechnung Passiva in der Höhe von 318000 Fl. Es war kein Wunder, daß die 4 Faktore in der Fabrik sich gegen den Herrn Generaldirektor auflehnten. Diesen focht das wenig an und er verkaufte, um sich der großen Vorräte zu entledigen, zu Schleuderpreisen.

Endlich im Februar 1738 wurde der Kurfürst gegen den Spanier mißtrauisch und ließ eine Kommission zur Prüfung des Rechnungswesens einsetzen. Sie erklärte alsbald, daß das Tabakwesen in einer solchen Konfusion sich befände, daß die Versendung und der Verkauf eingestellt werden müsse. Die Tabakspinner erhielten keinen Lohn mehr, die Tabakzubereiter beschwerten sich, daß ihnen jede Gehaltszahlung vorenthalten wurde, und die nach Frankfurt, Düsseldorf usw. abgeschickten Sendungen brachten kein Geld. Wie sollte man da den Kurfürsten befriedigen, der einiges von den 150000 Fl. jährlich, die sein Generaldirektor ihm prahlerisch jährlich in Aussicht gestellt hatte, zu sehen wünschte?


Pancorbo war, als man diese Entdeckungen machte, gerade auf einer niederrheinischen Reise, und man benutzte seine Abwesenheit, dem Kurfürsten über die Sachlage reinen Wein einzuschenken. Namentlich wurde hervorgehoben, daß verschiedene Gemeinden für den an Pancorbo gelieferten Tabak noch den Betrag von 38496 Fl. zu bekommen hätten. Der Kurfürst ließ diese Summe bezahlen, aber den Betrieb für Herstellung von Schnupf- und Karottentabak im Juni 1738 einstellen.

Der Herr Generaldirektor kehrte von der Reise zunächst nicht zurück, sondern begab sich über Hamburg nach London und beschwerte sich aus der Ferne beim Kurfürsten über die gegen ihn gerichteten Intriguen. Infolge einer dringlichen Mahnung fand er sich jedoch wieder in Mannheim ein, vermochte sich aber nicht zu entschuldigen, sodaß er im Februar 1739 die Weisung erhielt, das Land zu verlassen. Sein rückständiges Gehalt in der Höhe von 2000 Fl. wurde ihm ausgezahlt und der Kurfürst übernahm die ganze Schuldenmasse der Fabrik, wozu er allerdings moralisch und rechtlich verpflichtet war. Er ließ nun das Etablissement kommissarisch verwalten; allein alle Kommissariatsbeschlüsse und Sachverständigengutachten genügten nicht, das Unternehmen auf einen grünen Zweig zu bringen. Einer Compagnie de régie, die an die Spitze trat und wesentlich aus französischen Interessenten bestand, gelang es ebenfalls nicht, und als man im Jahre 1740 eine Bilanz aufstellte, betrugen die Schulden 645894 Fl. Die Gebäude und Gerätschaften repräsentierten dagegen einen Wert von nur 50095 Fl.

Unter diesen Umständen ging das Etablissement ein und neue Anregungen zur Einführung eines Monopols, die von den Handelsleuten Bosque und Gambert ausgingen, im Jahre 1752 fanden bei dem Kurfürsten Karl Theodor, der unterdessen die Zügel der Regierung ergriffen hatte, keinen Anklang. Die neuen Antragsteller behaupteten zwar, daß Pancorbo an der „füreiligen Beurteilung des Publicums“ zugrunde gegangen sei. Es habe ihm auch an Kapital gefehlt und seine Wirtschaft habe nichts getaugt. Nichtsdestoweniger blieb der Kurfürst bei seiner ablehnenden Haltung.87)

Von längerer Dauer, aber, wie es scheint, nicht von großem glänzenden Erfolg begleitet, war das Tabakmonopol im Fürstentum Würzburg. Am 17. August 1737 überreichte der italienische Graf Giovanni Battista Celini dem Fürstbischof Karl Friedrich von Würzburg eine Denkschrift über eine Neuregelung des Tabakhandels. Der Graf wollte gefunden haben, daß man in Würzburg einen sehr schlechten, geriebenen oder rappierten Tabak zu hohen Preisen verkaufe und die Hofkammer davon gar keinen Vorteil habe, während man in so vielen Ländern, in Frankreich, Spanien, Welschland usw., bereits angefangen habe, aus dem Handel mit Tabak eine beträchtliche Einnahme zu ziehen. Er wollte keine Fabrik zur Verarbeitung des Tabaks gründen. Sondern verwies in dieser Hinsicht auf die kürzlich eröffnete Manufaktur in Mannheim, von der man allen Tabak, wie man ihn wünsche, werde beziehen können. Er wünschte nur das Recht zum alleinigen Verkaufe des Tabaks von einem in Würzburg und demnächst an anderen Orten ebenfalls zu errichtenden Vorratshause. Er schätzte den jährlichen Verbrauch auf 1000 Zentner Rappé und war bereit, von jedem verkauften Zentner 3 Fl. an die fürstbischöfliche Kammer zu entrichten. Von sich aus wollte er zwei Beamten besolden, die im Interesse der fürstbischöflichen Finanzen die von ihm verkaufte Menge kontrollieren sollten. Vom Rauchtabak, bei dessen Vertrieb der zu erwartende Gewinn nicht so ansehnlich sein würde, behielt er sich vor, die zu zahlende Abgabe nach den einzelnen Sorten zu bestimmen, die durch vorzulegende Muster festgestellt werden könnten.

Wer dieser Graf Celini war, hat sich nicht ermitteln lassen. Jedenfalls war er ebenfalls in Mannheim, vielleicht an derManufaktur beteiligt, in nächster Nähe des erwähnten Generaldirektors Pancorbo. Der pfälzische Kurfürst schrieb, nachdem er in Erfahrung gebracht, daß der Graf in Würzburg ein Konkurrenzunternehmen in Gang bringen wollte, sehr entrüstet über ihn an den Fürstbischof in Würzburg, daß er „so vielfache Wohlthaten mit schändlichem Laster lohne“.89)

Am 15. September 1737 ist es dann in der Tat zum Abschluß eines Vertrages zwischen dem Fürstbischof und dem Grafen Celini gekommen, demzufolge in Würzburg ein Vorratshaus eröffnet wurde, aus dem jeder Händler und Tabakkrämer sich mit dem nötigen Fabrikat behufs Verkauf im kleinen versorgen mußte.

Sehr bald regte sich Unzufriedenheit in den Kreisen der Konsumenten und Händler, indem man namentlich beklagte, daß der Graf den Erwartungen insofern nicht entsprach, als er ebenfalls fragwürdige Qualitäten zu hohen Preisen vertrieb. Er suchte sich mit dem Hinweis auf einen Preiskurant der Mannheimer Manufaktur zu rechtfertigen, doch wurde angenommen, daß er als an der Manufaktur Beteiligter die Fabrikate von ihr billiger bezog als fremde Kaufleute.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Tabakmonopol in Mecklenburg-Schwerin