III. Ansichten des Schutzzollsystems, und Prüfung der Gründe desselben.

Aber es kann der Handel, sagen die Verteidiger der Beschränkungen und Schutzzölle wohl nicht ganz ohne Grund, durch die Einfuhr ausländischer Waren zu niederen Preisen als die der inländischen Produkte einen großen und wichtigen Zweig inländischer Industrie zerstören, es kann also der auswärtige Handel dem Interesse der nationalen Industrie feindlich entgegentreten dadurch, dass er auf seinen Gewinn ausgehend, den der Manufakturisten, Gewerbe- und Ackerbautreibenden nicht beachtet, sie vom Markte vertreibt und ruiniert, und so die inländische Produktivkraft zerstört, die erst durch eine Reihe von Erfahrungen und Übungen der Arbeitskräfte und Verwendung von Kapitalien erworben werden konnte. Wenn der energische Vertreter der neuen Merkantilisten entweder eigne Gedanken erzeugt oder alte mit heftiger Kraft erneuert hat, so sind dies besonders die beiden Gründe für die Verteidigung der Schutzmaßregeln 1) dass bei temporärer Überschwemmung des inländischen Marktes mit ausländischen wohlfeilen Waren das in der inländischen Produktion fixierte Kapital entwertet werden kann*):

(Es ist wohl etwas Wahres daran, „dass Schäfereien, wenn sie, wie dies schon etliche male in Deutschland und Nord-Amerika der Fall gewesen, (?) in Masse abgeschlachtet werden müssen, offenbar nicht den Wert haben, den sie als Wollproduktionsinstrumente haben würden, Weinberge haben als solche einen Wert, den sie als Ackerfeld benutzt, verlieren, Schiffe, als Bau- und Brennholz benutzt haben einen weit geringeren Wert, als wenn sie zum Transport dienen. Wozu sollen Fabrikgebäude, Wassergefälle und Maschinen dienen, wenn die Spinnfabrikation in Zerfall gerät?") und 2) dass die Erziehung einer Nation in der Industrie durch Schutzzölle, also durch Handelsbeschränkungen geschehen müsse.


Für jenen ersteren Fall muss man als richtig zugeben, dass das einmal fixierte Kapital gewöhnlich nur in Einer technischen Gestaltung menschliche Arbeitskraft vollkommen verwertet, bei der notgedrungenen Herausziehung aus dem Geschäft aber gewöhnlich den größten Teil seines Werts verliert; landwirtschaftliche, Gewerks- und Fabrikationsgebäude, Maschinen, Warenlager, Bergwerksanlagen, Schiffe, die als Materialien verkauft werden müssen, geben nicht mehr die übliche Nutzung, den üblichen Gewinn, verlieren ihren Wert zum größten Teil. Hier mögen also temporäre vorübergehende Schutzmaßregeln die nationale Industrie gegen allzugroße Verluste sichern, wenn sie nicht, was gewöhnlich der Fall ist, zu spät kommen, und deshalb die Wirkung nicht mehr haben können, die man beabsichtigt.

*) Diese beiden Gründe sind die einzigen, die sich halten lassen bei List, die eine einseitige Wahrheit haben, Vergl. das nationale System S, 331. Ob sie sein Eigentum seien, ist streitig, aber für die Sache gleichgültig, für das wissenschaftliche Verdienst allerdings nicht.

Wenn nämlich die Einfuhr ausländischer wohlfeilerer Produkte als sie der inländische Produzent herstellen kann, diese Entwertung bewirkt, so gibt es nur zwei Fälle, entweder kann der Inländer dieselbe Kostenersparnis, die der Ausländer bei sich eingeführt hat, ebenfalls sich aneignen, oder er kann dies, durch natürliche Verhältnisse verhindert, nicht. Kann er es nicht, so ist es klar, dass die Produktion des Inlands aufgegeben werden muss, denn ans die Dauer würde ein Zwang, die teureren inländischen Waren zu kaufen, nichts sein, als eine Steuer der Konsumenten, die sie dem inländischen Produzenten zahlen, damit dieser überhaupt des hohen Vergnügens genieße zu produzieren, und den Gewinn seines Geschäftes vom Konsumenten beziehe. Die teure Produktion würde um ihrer selbst willen beschützt werden, nicht für die Befriedigung der Bedürfnisse der Nation, sondern damit eine Verschwendung der Kapitalien des Konsumenten zu Gunsten des Produzenten eintrete, was ein Unsinn wäre. Kann aber der, inländische Produzent sich dieselbe Kostenersparnis ebenfalls aneignen, so wäre ein schnell vorübergehender Schutzzoll zu verteidigen, bis die Verbesserung in der Industrie eingetreten ist, aber ein nicht zu hoher, nicht ein solcher, der den Produzenten vor aller ausländischen Konkurrenz bewahrte, so dass er, gestreckt auf dem Ruhekissen des Verbots, allen Anreiz verlöre, sich auch ein wenig um den gerühmten Fortschritt zu bekümmern. Die Einführung eines Schutzzolles oder die sehr mäßige Erhöhung eines schon bestehenden kann hier aus dem Grunde erteilt werden, weil die Erhaltung einer großen lohnenden Industrie durch die menschliche Arbeitskraft, die sie verwertet, aber vollkommen verwerten muss, mehr Vorteil auf die Dauer gewähren kann, als der vorübergehende Nachteil der Konsumenten in der vorübergehenden Preissteigerung der Waren der Nation schadet. Aber wohl verstanden, in der Regel kommen hier die Schutzzölle post festum und verlieren ihre wohltätige Wirkung. Wenn man aus dem Munde der Fabrikanten so oft vernimmt, der Ausländer schleudere mit seiner Ware, überfülle die inländischen Märkte mit feinen spottwohlfeilen Produkten, so heißt die Übersetzung dieser Worte in klares Deutsch, der Ausländer habe den Konsumenten des Inlandes ein Geschenk gemacht, das ihm seine größere Energie und Tätigkeit erlaube, oder wozu ihn seine Überproduktion zeitweise zwinge. Fortlaufende Geschenke nun und fortlaufende Überproduktionen für das Heil ausländischer Konsumenten sind wohl noch nicht aus der bloßen Gutmütigkeit der Fabrikanten hervorgegangen, eben so wenig, wie Kaufleute ihr Geschäft betrieben haben aus bloßer künstlerischer Lust an der Verteilung der Güter über die Mutter Erde. Tritt dann aber der Schutzzoll nach der Wirkung der Überproduktion ausländischer Manufakturen ein, so ist die Handelskrisis auch in der Regel vorüber, die den Ausländer zu jenen Preisen unter den Kosten seiner Produktion zwang. Fortdauernd unter den Kostenpreisen zu verkaufen, geht nicht an, entweder muss der Ausländer das Geschäft aufgeben, oder er muss von der Erhöhung seiner eigenen Preise das Heil erwarten. Mit den wieder erhöhten Preisen kann aber auch dann der inländische Produzent konkurrieren, der auf seinem Markte die Ersparung an Transportkosten voraus hat. Dies ist die Erscheinung fast aller Handelskrisen, nur mit dem Unterschiede, dass sie bei freiem Handel zwischen zweien Nationen, der längere Zeit bestand, lange nicht die Übelstände haben, als bei Schutzzöllen, weil dann überhaupt nicht gewagte und unvorteilhafte Geschäfte im Inland entstehen, die entstandenen wenigstens nicht des Schutzzolls bedürfen. Einen Beweis liefert die Blüte der Industrie in der Schweiz.

Was den zweiten Grund betrifft, so ist er so allgemeiner Natur, dass er umständlich geprüft zu werden verdient. Die Erziehung der Nation zu industrieller Tätigkeit durch die Vormundschaft der Regierung ist neben der Erhaltung der Nation in der anerzogenen industriellen Ausbildung der scheinbarste Grund für ein System von Schutzzöllen, die dann rück- und vorwärts je nach Bedürfnis der produzierenden Kinder entweder als Lehrmittel für das Gehenlernen, den ersten Unterricht in den Gewerben oder als Sicherungsmittel gegen die Gefahren des ausländischen Genies erhöht und erniedrigt werden sollen; oder je nachdem die Fabrik eine Armenanstalt geworden ist, zur Erhaltung derselben dauernd beibehalten werden müssen.

Wir fragen also, wie wirkt ein System von Schutzzöllen, welches die Absicht hat alle nationalen Industriezweige gleichmäßig gegen das Ausland zu beschützen? Dies ist einzig und allein die praktische Frage; soll die Handelsfreiheit zur Grundlage unseres national-ökonomischen Systems, wie ehedem die Erwerbsfreiheit, dem Ausland gegenüber gemacht werden, von der man nur Ausnahmen von der Regel vorübergehender Natur zugibt, oder soll eine zusammenhängende Reihe von Schutzzöllen eingeführt werden, von denen man nur Ausnahmen immer für diejenigen Industriezweige zugibt, die des Schutzes nicht mehr bedürfen?

Alle nationalen Produktionsarten gleichmäßig gegen das Ausland zu schützen, geht nicht an; schon hierdurch verfällt ein System von Schutzzöllen in unauflösbare Widersprüche. Die Erzeuger von Rohstoffen, die Landwirte und alle Urproduktionen wünschen den Ausschluss der Produkte gleicher Art von dem Auslande, also des Getreides, der Wolle, des Schlachtviehes, des Eisens u. s. w., dagegen die Freiheit, Kahm ihre Waren zu führen, wo sie am teuersten sind; sie wollen die Überschüsse über ihren eigenen Bedarf nicht immer im Inlande, sondern wenn dies vorteilhafter ist, im Ausland absetzen; die Gewerbetreibenden und Fabrikanten dagegen verlangen wohlfeile Rohstoffe und Lebensmittel, d. h. den freien Bezug derselben auch vom Ausland, dagegen Schutz gegen die Konkurrenz der ausländischen Fabrikate auf dem inländischen Markte, d.h. sie verlangen hohe Preise ihrer Produkte, damit die Fabrikation florieren könne. Die Arbeiter verlangen hohen Geldlohn und wohlfeile Subsistenzmittel, wohlfeile Stoffe zur Kleidung, Nahrung und Wohnung, welche ihnen Fabrikanten, Grundeigentümer und Landwirte nicht gewähren wollen. Die Kaufleute allein verlangen durchaus freien Handel d. h. freien Austausch der Rohstoffe und Fabrikate, ihnen ist der wohlfeile Preis beider nicht zuwider, weil sie wohl wissen, dass je wohlfeiler die Ware, je größer der Verbrauch, also durch Beseitigung der Beschränkungen ihr Geschäft sich ausdehne. Die Konsumenten, d. h. die tauschende Nation, stimmen nur mit den letzteren überein, sie wollen Alles wohlfeil haben. Man kann also, dies sehen die Cicerone der Schutzzölle ein, nicht alle Gegensätze vereinen, sie berücksichtigen also das Interesse der Konsumenten, der Kaufleute, der Arbeiter nicht, und verlangen nur Schutz entweder für die Bodenkultur und die Urproduktion oder für die Fabrikation, da man sich für eins entscheiden muss, je nachdem man die Ansicht hat, dass das eine dieser Gewerbe das andere an Wichtigkeit übertreffe, oder die Nation in höherem Grade bereichere. (S. das Beispiel Frankreichs in Beilage l.)
015 Frauenreise

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016 Tanzfest bei Hofe

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021 Armbrustschießen

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