Das Seebad auf Föhr in der Westsee (Nordsee)

Eine Beschreibung von Lage, Land und Leuten
Autor: Colditz, von ( ??) Land- und Gerichtsvogt, Erscheinungsjahr: 1819
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Norddeutschland, Nordsee, Seebad, Föhr, Nordsee-Insel, Badegast, Badegäste, Badekur, Hufeland, Vogel, Badearzt, Baderegeln
Der berühmte Lichtenberg, welcher zur Errichtung von Badeanstalten in Deutschland zuerst aufforderte *), empfahl dazu die Küsten der Nordsee. Gleichwohl ist es bekannt, dass daselbst an der Ostsee früher, als an der Nordsee Bäder eingerichtet sind. (1793 Gründung des ersten deutschen Seebadeortes Doberan am Heiligendamm) Erst in den letzteren Jahren scheinen die Schwierigkeiten, welche das Seebad an der Nordsee fand, gehoben zu sein und der im Jahre 1801 auf der Insel Norderney an der Ostfriesischen Küste eingerichteten Anstalt folgten 1816 das Seebad zu Cuxhaven. In unserem Vaterlande hat die Sache denselben Gang genommen. An der Westsee (Nordsee) ist noch keine andere, als die kleine Anstalt, welche im vorigen Jahre bei Tönning, wie man versichert, zweckmäßig eingerichtet wurde, wegen des abschüssigen und schlickigen Ufers der Eider aber das Baden in freier See nicht gestatten soll. Die vorzügliche Lage von Föhr und die Reinheit und Reichhaltigkeit des sie umgebenden Wassers scheinen diese Insel besonders zur Einrichtung einer Seebadeanstalt zu empfehlen. Seit Jahren ist daher eine solche schon gewünscht und angeregt und wird gegenwärtig zur Ausführung gebracht. Es wird nämlich zu Wyck auf Föhr die Veranstaltung zum Baden in der See und zu warmen Bädern getroffen.

*) In einem äußerst anziehenden kleinen Aufsatz, welcher in der Schrift: „Ritzebüttel und das Seebad zu Cuxhaven vom Amtmann und Senator Abendroth. Hamb. 1813“, von Neuem abgedruckt ist. Wer an das Seebad denkt, wird diese gehaltreiche Schrift ungern entbehren und den sie beschließenden Lichtenbergschen Aufsatz mit vielem Vergnügen wieder lesen.

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Den Nutzen des Seebades darzustellen, dazu darf ich, als Laie in der Heilkunde, mich nicht berufen achten; auch ist derselbe eben so allgemein bekannt, als über allen Zweifel erhoben. Die Zunahme der Seebadeanstalten in den letzteren Jahren und hauptsächlich der Umstand, dass die Anlegung neuer Anstalten dem Besuch der früheren keinen Eintrag getan zu haben scheinen*), sind aber so einleuchtende, als unwidersprechliche Gründe zur Schätzung des Seebades. Eben so wenig ist es nach dem, was Lichtenberg darüber gesagt hat und was seitdem durch Beobachtungen und oftmals. wiederholte chemische Untersuchungen allgemein aberkannt ist, nötig, über die Vorzüge der Nord- oder mit wir sie nennen, Westsee (Nordsee) zur Anlegung von Seebädern ausführlich zu sein. Das Wasser der Westsee (Nordsee) ist bei weitem reichhaltiger und kräftiger, die Oszillationen des Wassers sind wie ein angesehener Arzt urteilt, größer, die feinen und flüchtigen Stoffe entwickeln sich in größerer Menge, das Wasser wird kräftiger vom Sonnenlicht durchdrungen und erwärmt, wenn es bei der kommenden Flut über den erwärmten Sandboden allmählich sich erhebt. Ich werde daher nur die Gelegenheit der Insel Föhr und deren Vorzüge vor anderen Punkten selbst an der Westsee (Nordsee) anzudeuten suchen.

*) So sollen z. B. ungeachtet der neuen Anstalt zu Cuxhaven auf der kleinen Insel Norderney vorigen Sommer (1818) noch 2.500 Badegäste gewesen sein.

Die Insel Föhr liegt, eine starke, deutsche Meile von der Westküste des Herzogtums Schleswig entfernt. Ringsum von den Wogen der großen Nordsee umspült, ist der Meeresgrund überall an der Küste fest und an vielen Stellen sehr rein und frei von Muscheln und scharfen Steinen, woran Die Badenden sich verletzen könnten. Eine solche reine Stelle ist ganz nahe bei dem Flecken Wyck, womit auch die (der Cuxhavener Anstalt abgehenden) großen Vorteile verbunden sind, dass man hier nach dem Badeplatze für die Karrenbäder nicht erst weit zu gehen hat, dass man nach Süden badet und durch die Häuser des Fleckens und das hohe Ufer vor dem Nordwestwinde beim Baden geschützt ist. Auch ist der Meeresgrund an der Küste sicher und flacht sich nur allmählich ab, so dass man ohne alle Gefahr und mit der größten Bequemlichkeit daselbst baden kann. Das Seewasser an dieser Stelle ist von dem Herrn Apotheker Becker untersucht; ein bürgerliches, Pfund (32 Lot), in der letzten Hälfte des abgewichenen April Monats, bei Flutzeit geschöpft, enthält:

Salzsaures Natrium (Kochsalz) 179 1/3 Gran, Schwefelsaure Kalkerde 7 Gran, Kalkerde 1 1/3 Gran; Schwefelsaure Kalkerde (Bittersalz) 11 Gran, Salzsaure Kalkerde 67 Gran, Harziger Stoff 2/3 Gran = 266 2/3 Gran

und da das Seewasser im Nachsommer bekanntlich reichhaltiger an festen Bestandteilen ist, so erhielt dasselbe im August des Jahres 1817 aus einem Pfunde, Seewasser 310 Gran!

Es ist so wenig meines Amts, Vergleichungen mit den Bestandteilen des Seewassers bei andern Bädern anzustellen, als es meine Sache ist, der hiesigen Anstalt auf Kosten Anderer einen Ruf zu gründen. Nach den bekannt gewordenen chemischen Untersuchungen übertrifft indessen das hiesige Seewasser, welchem durch keinen benachbarten Strom süßes Wasser zugeführt wird, an Gehalt das Wasser aller bisher angelegten Seebäder. Aus einem Zivilpfunde, erhielt man nämlich:

zu Föhr 310 Gran
zu Norderney 249 2/5 Gran
zu Tönning 240 Gran
zu Cuxhaven 216 Gran
zu Doberan 129 2/3 Gran
zu Travemünde 106 1/3 Gran

Diese Zusammenstellung lässt jedoch keineswegs den Schluss zu, dass das hiesige Seebad nach dem Grade der Reichhaltigkeit des Wassers die übrigen Bäder an Kraft und Wirksamkeit übertreffe oder einen unmittelbaren Vorzug erhalte. Es sind nämlich ohne Zweifel dem Seewasser allein nicht alle Wirkungen der Bäder zuzuschreiben und- in diesen Fällen wird sogar schwächeren Bädern der Vorzug erteilt. Davon aber abgesehen, wird es nicht in Abrede gestellt werden können, dass eine vom großen Meere umflossene Insel bei jedem Winde und unter allen Umstanden ein gleich kräftiges Bad darbietet und daher im Allgemeinen Vorzüge vor den Bädern in den Buchten und an der Küste des festen Landes hat, besonders an unserer Westküste, wo das Ufer oft schlickig ist und daher wohl Bäder von Seewasser, aber keine Seebäder möglich sind. Gleichwohl hängt nach dem Ausspruch der Ärzte die Wirkung des Seebades eben so viel von den flüchtigen als den festen Teilen des Seewassers ab und ist dessen Heilkraft vorzüglich in dem Leben der rollenden Wogen zu suchen.

Diese Vorzüge der Lage von Föhr vor den Bädern der Ostsee und in mancher Hinsicht selbst vor der Cuxhavener Anstalt *) haben seit Jahren schon und ehe die Bäder zu Oldesloe, Kiel und Apenrade entstanden oder in Vorschlag gebracht sind, den Wunsch erzeugt, dass ein Seebad daselbst zu Stande kommen möchte, zumal da nach der Versicherung der Ärzte die Einwohner der Westseite der Herzogtümer besonders häufig an verschiedenen langwierigen Krankheiten leiden, in welchen das Seebad als ein ausgezeichnetes Heilmittel sich bewährt hat. Durch die lobenswerte Bereitwilligkeit der hiesigen Einwohner wird diese wohltätige Einrichtung zur Ausführung gebracht, so dass schon zur bevorstehenden Badezeit davon Gebrauch gemacht werden kann. Nach dem bekannten Muster der Englischen Badekutschen wird eine hinreichende Anzahl davon angeschafft, um in der See zu baden und zugleich wird ein nahe am Ufer gelegenes, bequemes Haus zu warmen Bädern eingerichtet, die auch als Regen-, Tropf- und Sturzbäder, Dusche, so wie Schwefelbäder angewandt werden können. Eine genauere Beschreibung dieser Einrichtungen muss einer künftigen Zeit vorbehalten bleiben.

*) Die Richtigkeit dieses Urteils beweisen (in sofern es noch nötig sein sollte?) teils der Lichtenberg’sche Aufsatz, teils die Schrift des Herrn Amtmanns Abendroth z. B. S. 156 folg., wie auch nach der Karte die Nähe das Fahrwassers auf eine sehr schräge Abdachung des Ufers an der Badestelle schließen lässt. Übrigens kann diese Vergleichung den genannten Bädern auf keine Weise zum Nachteil gereichen.

Föhr kann sich nicht der reizenden Gegenden rühmen, womit die Natur die gegenüber liegende Küste der Ostsee ausgestaltet hat und wird daher dem Fremden nicht die Abwechslung und Unterhaltung gewähren, welche den Aufenthalt in den Ostseebädern so angenehm machen. Aber die Rücksicht auf den medizinischen Nutzen wird immer die Hauptsache bleiben. Dieses beweisen die, vielen Bäder an den zum Teil, kahlen Küsten Englands und die kleine Insel Norderney, welche, selbst nach der reizenden Darstellung des Hrn. Medizinrats v. Halem, in keiner Hinsicht mit Föhr zu dergleichen ist. Übrigens ist Föhr durch gedruckte Beschreibungen und durch die Erzählungen derer, welche die Insel besucht haben, von einer zu vorteilhaften Seite bekannt, als dass es wegen seiner Lage und Beschaffenheit noch ein Vorurteil zu bekämpfen haben könnte. Für diejenigen, welchen unsere Insel ganz fremd ist, wird mir obliegen, einige Umrisse von deren Beschaffenheit und dem Sein auf derselben zu entwerfen, um Zutrauen bei ihnen zu erwecken, wenn die Vorzüglichkeit des Bades sie darauf Rücksicht nehmen, ließe*).

*) Ein Mehreres findet sich in Niemanns Statistik, in den Schleswig Holsteinischen Provinzialberichten von 1791 S. 244 und von 1793 S. 1. Siehe ferner Neue S. H. Porv. Berichte von 1809.

Föhr hat, vielleicht seinen Namen von der Fähre, welche, wie es noch landfest war, zwischen diesem Teile des alten Nordfrieslandlandes und Nordstrand über die schmale Tiefe (damals Steinsee und Ivenfee) statt fand. Seit dem dreizehnten Jahrhunderte ist es eine Insel. Der nächste Punkt auf dem festen Lande ist Dagebüll, wovon die Überfahrt nach Föhr zu jeder Flutzeit und also zweimal in vier und zwanzig Stunden vor sich geht und in gut eingerichteten Fahrzeugen von verschiedener Größe leicht und bei gutem Wetter angenehm ist. Bei günstigem Winde dauert sie nur drei viertel Stunden und da Föhr Westsüdwestlich von Dagebüll liegt, so sind alle Winde von Nordwest über Norden nach südost günstig. Mit seinen Kirchen, Mühlen und Dörfern erhebt Föhr sich im freien Meere ziemlich hoch über den Spiegel desselben. Das freundliche Ansehen des Fleckens Wyck beim Anlanden verspricht schon eine freundliche Aufnahme bei dessen Bewohnern. Durch den Wycker Hafen hat Föhr den großen Vorzug vor allen übrigen Inseln der Westsee, dass man an einer bequemen Schiffsbrücke aussteigt.

Die eigene Bauart der Häuser auf dem Lande, die besonderen Trachten des Frauenzimmers und manches Andere machen auf den Ankommenden den Eindruck, dass er sich in einem fremden Lande fühlt; jedoch verursacht dieses keine unangenehme Empfindung, sondern dient nur dazu, seine Aufmerksamkeit auf alles, was ihm vorkommt, rege zu machen. Inseln haben immer etwas Eigentümliches und jede Verschiedenheit fällt hier mehr auf, als auf dem festeren Lande, wo der Übergang allmählich ist.

Föhr ist etwa anderthalb Meilen lang und eine Meile breit. Die nördliche Hälfte der Insel ist Marsch, oder niedriges Land, welches durch einen Deich vor den Fluten des Meeres geschützt wird, die südliche Hälfte ist Geestland. Die Marsch, welche freilich den Marschen des festen Landes bei weitem nicht gleich kommt, dient zur Viehweide und Heugewinnung, auch wird daselbst schwarzer Hafer gebaut, wovon eine bedeutende Ausfuhr statt findet. Die Geest erzeugt Gerste und vorzüglichen Roggen zum Bedürfnis der Einwohner. Die Dörfer liegen auf der Geest, fast alle an der Grenze der Marsch von Osten nach Westen in geringer Entfernung von einander. Da die Bevölkerung von Föhr, die vor dreißig Jahren auf, fünf tausend sechs hundert Seelen angegeben ist, seit der Zeit aber abgenommen hat, sich auf den Flecken Wyck und sechszehn Dörfer beschränkt, so ist schon abzunehmen, dass einige Dörfer sehr ansehnlich und größer, als gewöhnlich auf dem festen Lande sein müssen. Der Herr Pastor Boysen behauptet von Wyck, dass die Hauptstraße darin das völlige Ansehen einer artigen kleinen Stadt habe und dass man fast in allen Dörfern Häuser sehe, welche nach Verhältnis ihrer Größe keine wohlgebaute Stadt verunzieren würden. Der Fremde wird diese Bemerkung noch jetzt richtig finden, wenn gleich der lange Krieg und die Stockung des Handels und der Seefahrt auf einer Insel, die großenteils aus Seefahrern besteht, unvermeidlich traurige Spuren zurück lassen mussten und sich daher jetzt leider manche Häuser, besonders in Wyck finden, die mehr den früheren, als den gegenwärtigen Wohlstand ihrer Besitzer beurkunden. Die Insel besteht aus dem Flecken Wyck mit eingener Gerichtsbarkeit, der Landschaft Osterlandföhr und dem Birk Westerlandföhr. Diese drei Kommunen sind in Hinsicht ihrer Ökonomie, wie der Rechtspflege völlig von einander getrennt und Westerlandföhr mit Amrum gehört sogar zur Krone Dänemark. Jede Kommune wird durch Repräsentanten vertreten, welche ihre Ökonomie und die Hebung der Landesanlagen besorgen, da jede Kommune für ihre nach Pflugzahl zu entrichtenden Herrschaftlichen Gefälle der Königl. Kasse solidarisch haftet und daher auch berechtigt ist, die Contribuenda unter sich nach eines Jeden Vermögen zu repartieren. Diese, in fast allen Gegenden unseres Vaterlandes, die einst die Wohnsitze der alten Friesen waren, noch jetzt bestehende Steuerverfassung mit der solidarischen Verbindlichkeit ist eine vortreffliche Einrichtung, welche unsere Altvordern, wie es scheint, mit dem Schillingenglisch Buche, wonach die Besteuerung auf Oster? und Westerlandföhr geschieht, von den Engländern angenommen haben. Wenigstens findet sie sich in England, wo sie durch den großen Alfred schon gestiftet ist und kann bei dem vielen Verkehr der Friesen mit den Engländern, welche auch die Kirchen auf Föhr gegründet haben sollen, leicht von dort hierher verpflanzt sein. Das Vorzügliche der hiesigen Verfassung verdient mehr bekannt gemacht und nachgeahmt zu werden.

In dem Flecken Wyck besteht das Gericht aus dem Gerichtsvogt und zwei Beisitzern, in der Landschaft Osterlandföhr aus dem Landvogt und zwölf Wachmännern. In diesen Gerichten, welche das Ordinarium bilden, haben sich die Volksgerichte der freien deutschen Stämme noch erhalten, wie wohl Bequemlichkeit und Rücksicht auf Kostenersparung die Tätigkeit dieser Gerichte in dem Maße beschränkt, wie sie den Wirkungskreis des Landes und Gerichtsvogts erweitert haben. Mit Ausnahme der geringfügigen und anderen Sachen, worin die Gesetze ausdrücklich ein summarisches, Verfahren vorschreiben, wird die Coagnition des Land- und Gerichtsvogts nur durch die Wahl der Parteien begründet, indem es jeder Partei frei steht, in den dazu geeigneten Sachen zum Ordinarium zu provozieren, so wie die Vögte die Sachen dahin verweisen können. Da sich auf diese Weise die großen Vorteile einer freuen Wahl des Gerichts mit den Vorzügen der Volksgerichte verbinden, so finden wir in der Gerichtsverfassung auf Osterlandföhr ein Beispiel von einer zeitgemäßen Modifikation der Volksgerichte und es wäre vielleicht nur noch zu wünschen, dass das Beweisverfahren in peinlichen Sachen durch die Teilnahme des Volks besser eingerichtet würde. In Konkurssachen sprechen diese Gerichte die Prioritätsurtel, so wie sie über größere Verbrechen in Gemäßheit des allerhöchsten Entscheidung die Strafe erkennen; auch geschehen alle formelle Zeugenabhörungen und die Eidesleistungen in Wyck vor dem Gerichtsvogt und den Beisitzern und in der Landschaft vor dem Landvogt und zwei Ratsmännern. Auf Westerlangföhr ist die Gerichtsverfassung ganz Verschieden und nach den daselbst geltenden dänischen Rechten eingerichtet. Der Birkvogt ist zugleich der benachbarten Insel Amrum vorgesetzt.

In kirchlicher Hinsicht findet eine andere Einteilung nach den drei Kirchen auf Föhr statt. Wyck mit einem Teile der Landschaft Osterlandföhr ist zur St. Nicolai Kirche, der andere Teil von Oster- und einige Dörfer von Westerlandföhr sind zu St. Johanniskirche und die übrigen westlichen Dörfer zur St. Laurentil Kirche eingepfarrt. Die Seelsorge auf Föhr ist vier Predigern anvertraut, von denen zwei an der St. Johanniskirche stehen, einer alten Kreuz- und der größten Landkirche in beiden Herzogtümern. In Hinsicht der Armenversorgung findet dieselbe Einteilung nach Kirchspielen statt, ohne dass freilich die beiden östlichen Kirchspiele den Ruhm des St. Laurentii-Kirchspiels teilen können, sehr wenig Arme zu haben und dadurch nicht belästigt zu werden, welche Auszeichnung die dortigen Einwohner durch größere Sparsamkeit, Entfernung des Luxus und durch zweckmäßiges Vorbeugen der Verarmung verdienen. Es herrscht jedoch auch in den anderen Kirchspielen ein reger Eifer, das Armenwesen gründlich zu verbessern, wovon die guten Folgen nicht ausbleiben werden. Zu St. Johannis wird eine Armen- und Arbeitsanstalt errichtet und zu St. Nicolai haben die Wohlhabenden den rühmlichen Entschluss gefasst, die Armenkinder zu sich ins Haus zu nehmen oder bei guten Leuten für ihren Unterhalt und besonders dafür zu sorgen, dass sie unterrichtet und zu einer nützlichen Tätigkeit angehalten werden. Die Verbesserung der Jugend ist das sicherste Mittel, der zunehmenden Verarmung zu steuern. In jedem Dorfe der Insel (die kleineren auf Westerlandföhr ausgenommen) ist eine eigene Schule.

Der Boden der Insel ist eben, aber doch auf der Geest nicht ganz flach; einige kleine Anhöhen gewähren einen Überblick der Umgegend und zum Teil auch eine weite und schöne Aussicht auf das Meer. Von keinem Punkt aus kann man die ganze Insel übersehen und da man auf dem Lande, so wie man sich nur vom Ufer entfernt, das Meer gar nicht erblickt, so hat man eine Mannigfaltigkeit von An- und Aussichten und wir werden keineswegs beständig daran erinnert, dass wir uns auf einer Insel im großen Meere befinden. Auf dem freien Felde stehen keine Bäume, nicht einmal lebendige Zaune, da Gräben die gewöhnliche Begrenzung an den Wegen und die Äcker nicht einmal dadurch von einander getrennt sind. In einigen Dörfern des Ostteils sieht man dagegen viele Bäume und lebendige Hecken, wovon sie in der schönen Jahreszeit ein sehr freundliches Ansehen gewinnen. Überhaupt wenden Einzelne viele Sorgfalt auf die Anpflanzung von Bäumen und da der Boden dem Fortkommen derselben günstig genug ist, so ist zu hoffen, dass die Kommunen sich zur Anlegung einer Holzpflanzung entschließen werden, welche von unberechenbarem Nutzen wäre und der Insel einst das Ansehen wieder geben würde, was sie auf den älteren Dankwerth’schen Karten hat und durch die in der Marsch beim Graben aufgefundenen Baumwurzeln und Stämme bestätigt wird. Eine größere Anzahl von Bäumen und Gesträuch enthalten die zum Einfangen der Krickenten bestimmten Vogelkojen, welche man im Sommer auch wohl einmal zu einer Art von Holzlustfahrt benutzt. Solcher Vogelkojen gibt es drei auf Föhr, sie sind eine Holländische Erfindung, um Krickenten und anderes wildes Geflügel auf dem Durchzug vom Norden einzufangen. Diese Krickenten haben einen angenehmen Geschmack und sind auch in Essig eingemacht, ein beliebter und häufiger Ausfuhrartikel. Überhaupt hat die freigebige Hand der Natur dafür gesorgt, dass wir auf unserer sehr gesunden Insel keine Not leiden und Ackerbau und Viehzucht sind in einem guten Zustande. Außerdem versieht die See uns mit Seefischen, welche, wenn wir sie erhalten, ganz frisch und von vortrefflichem Geschmack sind. Vor allem ist nicht zu vergessen, dass Föhr von Austernbänken umgeben ist. Vortreffliches Trinkwasser ist auf der ganzen Insel, das (wenigstens gilt dieses für Wyck,) durch Adern aus der Tiefe des Meeres nahe bei den Halligen herströmt.

Die Einwohner von Föhr sind, wie die der benachbarten Inseln, Abkömmlinge der alten Friesen, von denen der ehrwürdige Anton Heimreich schon bemerkt, dass sie ihren Namen so wenig von fressen als von frieren erhalten haben. Die Geschichte liefert eben so viele Beispiele von der Festigkeit Freisinnigkeit der alten Friesen *), als von ihrer Tapferkeit, welche schon Julius Cäsar zu schätzen wusste. Schwiege die Geschichte aber auch von ihren Taten, so hätten sie sich doch durch ihre Gesetze ein bleibendes Denkmal auf künftige Jahrhunderte errichtet. Es ist bekannt, dass das merkwürdige alte Friesische Landrecht, welches in den jetzt geltenden Rechten, nur gemildert, noch besteht, im Jahre 1426 in der St. Nicolay Kirche auf Föhr entstand. Der Beobachter wird den würdigen Geist der Väter in dem jetzigen Bewohner noch immer wieder finden, die ihrerseits das Recht Anderer achten, dagegen aber auch ihr Recht und ihre Gerechtsame mit Freimütigkeit und Kraft geltend machen. Sie werden dadurch dem, welcher den Menschen in dem Grade zu würdigen gewohnt ist als er nicht der Spielball und das Werkzeug Anderer ist, sondern dem eigenen freien und überlegten Entschlusse folgt, achtungswert und dem Fremden interessant sein. Die Männer haben überdies durch ihre Seereisen nach allen Weltteilen manche Kenntnisse und eine Art Bildung, nicht bloß eine gewisse Gewandtheit des Körpers, sondern eine wirkliche Gewandtheit des Geistes. Das Frauenzimmer hat den Ruf eines schönen Wuchses und feiner Gesichtszüge, es wird den Fremden durch seine besondere Tracht und die vielen Tücher, womit es sich, freilich nicht zu seinem Vorteil, Kopf und Gesicht verhüllt, auffallen. Die Wycker Frauen tragen eine eigens geformte Mützen und darüber ein weißes Tuch geknotet. Überhaupt finden sich bei aller Ähnlichkeit der Kleidertrachten auf den Inseln und Halligen eigene Unterschiede, woran das geübte Auge sogleich die Heimat erkennt. Alte Leute versichern jedoch, dass sich die Kleidertracht des Frauenzimmers in den letzten 50 Jahren sehr geändert habe und wenn die Göttin der Mode fortfährt, die Grenzen ihres Reiches auch auf die Inseln auszudehnen, so wird es vielleicht kein Jahrhundert währen, bis auf Föhr alles Frauenzimmer sich deutsch kleidet, wie man es hier nennt und wie der junge Anwuchs zu Wyck und zum Teil schon in den Dörfern gesehen wird.

*) Sie hatten das Sprichwort : Phriso pro liebertate mortem appetit, lieber tot, als unfrei. Heimreich Nordfresische Chronik Th. I. S. 129 nach der neuesten Ausgabe des Herrn Prof. Falk.

Von allen Einwohnern auf Föhr wird die deutsche Sprache geredet, da sie Sprache des Gerichts, der Kirche und des Unterrichts in der Schule ist. Der Fremde ist daher nicht so verlegen, wenn er kein Fresisch (was in Wyck) oder Föhringisch (was auf dem Lande gesprochen wird) versteht, als wenn er die vier Weltgegenden nicht zu finden wissen sollte, da alle Ortsbezeichnungen nach Seemannsweise darnach geschehen.

Besondere Merkwürdigkeiten der Natur oder Kunst wird man auf dieser Insel nicht suchen. Der Tempel des Jupiter, welcher einst zwischen Wyck und Dagebüll stand, ist nebst den Tempeln des Saturn und der Phosetä *) auf Amrum seit Jahrhunderten ein Raub der Fluten geworden, die jede Spur davon vertilgt haben. Zu den Denkmälern der Vorzeit gehören indessen die vielen Grabhügel, besonders im Westen, die jedoch immer mehr dem Eisen des Pflugs weichen, und insbesondere die sogenannte Burg, der erhöhte Grund eines alten Schlosses der Familie Lehmbeck, welche im Jahre 1400 Westerlandför, Amrum, Lohharde und Troyburg an die Königin Margaretha für 500 Thaler Silber verpfändete, woher diese Distrikte noch jetzt zum Stifte Nipen gehören.

Kann aber auch Föhr dem inquisitive traveller eine besondere Merkwürdigkeiten zeigen, so wird der Freund der Natur dennoch nicht ganz unbefriedigt bleiben. Der Kenner wird vielleicht eben die große Mannigfaltigkeit von Seegewächsen, Conchilien, Seefischen und Seevögeln auf Föhr finden, welche Norderney darbieten soll. Der erhabenste Anblick ist immer das Meer mit seiner Ebbe und Flut, mit einem klaren Spiegel im Zustand der Ruhe, begrenzt durch die lange Küste des festen Landes, worauf die Kirchen und Mühlen den unbewölktem Himmel deutlich wahrnehmen, mit den Häusern der Halligen, die an Venedigs Lagunen erinnern, mit der Dünenkette Amrums, die als ein fernes Gebirge den Hoizont im Westen einschließt. So wie wir an der Küste, die erquickende Seeluft einatmend, fortwandeln, gibt eine stets veränderte Aussicht, durch häufige Segel belebt, uns Abwechslung und wir entdecken endlich auch die noch höheren Sandberge von Sylt. Wer das große Meer nicht sah, der entbehrte den Anblick eines der erhabensten Gegenstände in der Natur, wonach der unsterbliche Schiller eine große Sehnsucht empfand, aber unbefriedigt mit sich ins Grab nehmen musste. Wer sah das bewegte Element mit seinen heranströmenden Wogen ohne lebhafte Empfindung, ohne von der Gegenwart und Allmacht des Schöpfers und des Menschen Kleinheit tief durchdrungen zu werden!

Nach diesem Anblick tut es uns wohl, wenn die freundlichen Einwohner uns traulich entgegen kommen und wir vergessen gern unter einfachen Sitten das Treiben der großen Welt mit ihren Sorgen und Zerstreuungen. Daher die hier noch größere Liebe der Einwohner zu ihrer Heimat, die sie nach glücklich vollbrachten Reisen nach allen Ländern und Meeren fast immer wieder zurück ruft und sie ihr Leben beschließen lässt, wo ihre Wiege stand. Daher im Allgemeinen das frohe Sein der Reisenden auf unserm Eilande und ihre bleibende Rückerinnerung daran. Daher wendet auch der Hr. Medizinalrat v. Halem Schillers Lob der Berge auf die Inseln an:

Auf den Inseln ist Freiheit;
Der Hauch der Grüfte
Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte.
Die Welt ist vollkommen überall,
Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual!

Die Beamten und Prediger auf Föhr leben in freundschaftlichen Verhältnissen und sehr gesellig; auch ist unter den ehemaligen Schiffskapitänen und Schullehrern viel Sinn für Lektüre und es besteht ein Lesezirkel für politische Zeitschriften und andere Bücher von allgemeinem Interesse. Wem die Bildung des Menschen nicht gleichgültig ist, her wird durch den Schulunterricht der hiesigen Jugend angenehm überrascht werden, wenn er die Landschulen des festen Landes mit den hiesigen vergleicht, wo die Knaben schwere Aufgaben aller Teile der Mathematik mit der größten Leichtigkeit lösen, woben denn freilich nicht zu vergessen ist, dass für angehende Seefahrer die Mathematik eine ganz unentbehrliche Wissenschaft ist.

„Föhr hat die große Annehmlichkeit vor den übrigen Inseln voraus, einen eigenen bestallten Landesarzt und eine gut versehene Apotheke zu besitzen. Auch ist hier ein Königl. Zoll und ein Königl. Postamt, wo; durch die Korrespondenz regelmäßig und sicher wird.

Haben wir uns nun mit Föhr und den Föhringern bekannt gemacht, so werden wir vielleicht zu kleinen Wasserfahrten in der Nähe Neigung finden. Ein günstiger Wind bringt uns in zwei Stunden nach Amrum und begünstigt der Wind unsere Fahrt nicht, so fahren wir zur Ebbezeit von dem Westende Föhrs aus zu Wagen über den festen Meeresgrund fast ganz trocken hinüber, wo kurz zuvor Schiffe segelten. Amrum hat seine eigentümlichen Merkwürdigkeiten. Von den hohen Sandhügeln, durch deren dichte Kette die Natur die bewohnte Ostseite der Insel, Föhr, die Halligen, ja das feste Land vor der Gewalt der Fluten schützt und die ihre eigene Gewächse in ihren eingeschlossenen grünen Tälern haben, hat man eine ausgedehnte Aussicht. Man würde Englands Ufer und nach Norden die Eisberge des Poles sehen, wenn das Auge des Menschen nicht seine Grenzen hätte. Der Freund Ossians wird sich hier in dessen Heimat glauben.

Auch ist von Föhr aus eine Fahrt nach den Halligen, nach Sylt und selbst nach Helgoland leicht zu veranstalten.

Diese Darstellung macht nach ihrer angedeuteten Bestimmung auf keine Vollständigkeit Anspruch und kann um so weniger einer schonenden Beurteilung entbehren, als sie unter mancherlei Störungen von einer ungeübten Hand in der Eile entworfen werden musste. Die erwähnte Schrift über das Seebad zu Cuxhaven und eine ähnliche Beschreibung der Anstalt zu Norderney von dem Herrn Medizinalrat v. Halem sind bei der mannigfachen Ähnlichkeit des Gegenstandes auch für die genauere Bekanntschaft mit dem Seebade auf Föhr zu empfehlen und was von dessen Einrichtung noch mehr zu sagen wäre, muss, wie gesagt, einer künftigen Zeit vorbehalten bleiben. Wir wollen nicht mit den Zerstreuungen und Annehmlichkeiten der großen Badeörter in die Schranken treten und Föhr nur demjenigen empfehlen, welcher einen ruhigen und heiteren Aufenthalt dem Glänzenden und Rauschenden der berühmten Bäder vorzieht. Und es wird mancher, wo die Ersten von allen Seiten zusammen kommen, nicht ganz heimisch sein und wenn das Leben ihn dort auch befriedigte, oftmals wieder in das Treiben und Wogen der großen Welt geraten, was er eben vergessen wollte und musste, wenn er von dem Baden Nutzen erwartet. Die Rücksicht aber, welche den Bädern im Auslande den Vorzug einräumt, dass wir dort nämlich ganz aus unserer gewohnten Umgebung mit ihren Sorgen und Plagen heraus kommen und eine ganz fremde Welt um uns sehen, diese Rücksicht entscheidet unter allen einheimischen Bädern für unsere Insel, wo nichts an das Bisherige erinnert und Verstand und Herz in einem neuen Kreise von Gedanken und Empfindungen Nahrung erhalten.

In welchen Fällen nun das Seebad zu empfehlen sein möchte, dazu wird es nur im Allgemeinen einer Andeutung bedürfen, da doch keiner ohne den Rat seines Arztes davon Gebrauch machen wird. Der gefälligen Mitteilung eines geschätzten Arztes verdanke ich folgende Äußerung darüber:
,,Das Seebad nutzt hauptsächlich in folgenden Krankheiten:

l. Bei der beständigen Geneigtheit zu Erkältungen und Erkältungskrankheiten,
2. Bei Rheumatismus und Gicht, jedoch mit Vorsicht und gehöriger Bestimmung der Umstände, über welche ein Arzt zu Rate gezogen werden muss!
3. Bei hartnäckigen Hautausschlägen, welche in unseren Gegenden besonders häufig vorkommen, nämlich bei der Krätze, den Flechten, dem Aussatze, veralteten skrophulösen Geschwüren; zur Reinigung fauler skorbutischer Geschwüre ist das Seebad von sehr großer Wirkung, wie die Erfahrung vielfältig bestätig hat. Jedoch empfiehlt Hufeland hier Vorsicht, dass vorher ungehöriger Gebrauch innerlicher Mittel gemacht werde, das Übel nur noch bloß Lokalkrankheit sei und dass man erst mit erwärmten Bädern anfange und allmählich zu den kalten übergehe.
4. In gewissen Perioden der Scrophelkrankheit und in der mit dieser verwandten Englischen Krankheit, so wie bei der weißen Kniegeschwulst hat sich das Seebad als ein vorzügliches Heilmittel bewiesen.
5. Noch ist die Kraft des Seebades groß und ausgezeichnet in den Nervenkrankheiten. Krämpfe aller Art, spastische und konvulsivische, Migränen, nervöse Zahnschmerzen, Brust- und Magenkrämpfe, Krampfkoliken, der Veitstanz, epileptische; und kataleptische Zufälle, anfangende Lähmungen sind dadurch vollkommen geheilt worden. Zuweilen freilich auch nicht, zuweilen ist selbst Verschlimmerung erfolgt. Hier kommt es auf gewisse Bestimmungen an, die dem praktischen Arzte überlassen werden müssen.

Bei der Hypochondrie und Hysterie ist das Seebad gewiss eins der herrlichsten Mittel, wenn sie von nervöser Art sind. Ein angesehener Mann, einige 50 Jahr alt, von —, der im hohen Grade an der Hypochondrie litt und der auf meinen Rat voriges Jahr das offene Seebad gebrauchte, hat dieser Kur seine Widerherstellung zu verdanken.

Auch in den Geistes- und Gemütskrankheiten kann man sich viel von der Heilkraft des Seebades, besonders von der örtlichen Anwendung desselben versprechen.“

Wer sich nun zur Benutzung des hiesigen Seebades entschließen möchte, würde sich baldmöglichst, wo nicht an mich, an dem Herrn Fleckendeputierten Knudt Levsen zu Wyck, welcher die Aufsicht über, die Anstalt übernommen hat, zu wenden haben, um die Art des zunehmenden Bades, wie die Zeit des Aufenthalts zu bestimmen, auch das gewünschte Logis anzugeben. Wir haben hier keine großen Wirtshäuser, um Fremde aufzunehmen, sondern müssen diese bei den Einwohnern in artigen und reinlichen Zimmern unterbringen, so wie es auf Norderney noch jetzt zur Zufriedenheit der Gäste statt findet. Die hiesigen Einwohner haben recht gute Häuser und werden mit einander wetteifern, ihren Gästen die Wohnung möglichst bequem und angenehm zu machen. Es wird die Veranstaltung getroffen, dass die Gäste Mittags und Abends an einer Tafel zusammen oder für sich auf ihrem Zimmer speisen können; auch sind im Badehause Erfrischungen zu haben. Da die Lebensmittel auf Föhr nicht teuer sind und das Ausheimische durch die beständige Verbindung mit Husum und Hamburg sehr leicht zu erhalten ist, so kann der Aufenthalt hierselbst nicht teuer zu stehen kommen; es wird überdies, alles Notwendige vorher bedungen und der Preis davon durch Anschlag im Badehause bekannt gemacht werden. Für diejenigen, welche nicht Bedienung mit nehmen, wird die beim Baden erforderliche Aufwartung veranstaltet. Zur Verminderung der Kosten dagegen werden die Gäste sich selbst mir Wäsche zu versehen haben.
Die Eröffnung des Bades ist auf den 15ten Juli d. J. bestimmt.
Die Reise nach Föhr ist nicht bloß zu Wasser von Tönning und Husum aus dem Süden und Hoyer und Südwesthörn aus dem Norden möglich, sondern noch sicherer zu Lande über Dagebüll, wo die Fähre nach Wyck ist. Der Fahrpächter hat mehrere gut bediente und bequeme Fahrzeuge, worin man mit und ohne Wagen ohne die mindeste Gefahr übergeht. Das Fährgeld beträgt in der Badezeit für das ganze Fahrzeug 3 Mark Courant, worin mehrere, die zugleich übergehen, sich zu teilen haben, jedoch dass jeder nicht weniger als 8 fs geben kann. Durch ein kleines Trinkgeld wird ein jeder gern die Aufmerksamkeit und Dienstfertigkeit der Fährknechte belohnen. Die Zeit der Abfahrt von Dagebüll ist nach dem Stillerschen Schlesw. Holst. Almanach sehr leicht zu berechnen, sie ist bei günstigem Winde immer zwei Stunden vor der im Almanach angegebenen Flut nach Altona gerechnet und bei ungünstigem Winde eine Stunde später, als diese angegebene Flutzeit. Die Reisenden werden wohltun, dem Fahrpächter Peter Bendixsen in Dagebüll vorher von ihrer Ankunft Nachricht zu geben, damit er sich darnach einrichten könne, wenn sie sich etwas verspäteten, vor allen Dingen aber nicht auf den letzten Augenblick zu rechnen, denn mit den Elementen ist kein Bund zu schließen und die Flut wartet nicht!

Bademode um 1900 am Ostseestrand

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Badenixe um 1900

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Badefreuden um 1890

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Bademode und Bakarren um 1900

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Sommerzeit ist Badezeit

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