Die große Landschildkröte in den Galapagosinseln

Etwa 100 deutsche Meilen von der Westküste Südamerikas entfernt liegt unter dem Äquator eine Inselgruppe, die der Galapagos genannt, etwa aus fünf größern und ebenso viel kleinern bestehend. In allen sind erstaunlich viel ausgebrannte Vulkane, vielleicht 2.000 an der Zahl, aber desto weniger Menschen, so wenig, dass der Mensch den Vögeln noch ein Fremdling ist. Er kann nach ihnen mit einem Steine werfen, sie mit einem Stocke toten oder mit einem Handnetze fangen, wie er will, ohne dass sie eben Miene machen zu entfliehen. Diese sonderbare Erscheinung ist nur Folge des Umstandes, dass kaum seit 100 Jahren Menschen hingekommen, aber schnell wieder fortgegangen sind, und dass mit Ausnahme einer kleinen Strafkolonie von Südamerika aus noch jetzt keine feste Niederlassung stattgefunden hat.

Erst die Bukanier, jene berühmten Seeräuber, landeten von Zeit zu Zeit hier, um Wasser einzunehmen; jetzt tun es öfters die Walfischjäger aus gleichem Grunde, und auch andere Seefahrer, welche in dieser Richtung kommen, aber nebenbei hatten die Bukanier, die Walfischjäger und die Seefahrer einen Zweck noch: sich mit Schildkröten zu versorgen, welche hier in der größten Menge hausen und von einer Größe sind, wie man sie in der ganzen Welt nicht findet. Ehemals muss Beides noch in viel höherm Grade der Fall gewesen sein, und die alten Bilder, wo man zwei, drei oder noch mehr Menschen auf einer Schildkröte fahren sieht, mögen sich gar nicht viel Übertreibung haben zu Schulden kommen lassen. Gelingt es noch jetzt, manchmal in einigen Tagen einige Hundert Schildkröten dort zu fangen, so darf es noch weniger wundern, wenn sie sonst in vielen Hunderten erbeutet wurden. Und wie schon angedeutet, auch jetzt noch findet man unendlich große; es ist nichts Ungewöhnliches, dass sechs bis acht Mann nötig sind, ein solches Tier in die Höhe zu heben, das vielleicht allein 200 Pfund Fleisch hat.


Man denke sich nun, dass diese Tiere den Genuss des frischen Wassers aufsuchen, dass sie demselben oft in weiter Ferne nachkriechen müssen, weil sie es nur in der Höhe auf den Bergen finden, und so wird man auch leicht eine Vorstellung von dem Eindrucke haben, den es auf die Matrosen gemacht haben mag, ja noch heute macht, wenn sie auf einer solchen Insel kein menschliches Wesen, dennoch aber einen harten, langen, glatten Weg bergauf führen sahen, wie ihn nur die Kunst schaffen zu können scheint. Natürlich wird das Rätsel bald klar; oben an der Quelle steckt vielleicht ein kleines Heer von solchen Riesenschildkröten den Kopf ins klare Wasser und säuft sich für mehre Tage satt. Kurz, diese große Inselgruppe ist das Vaterland der größten und zahlreichsten Landschildkröten, und die Gäste des Lordmayor in London mögen, wenn der große Schmaus von ihm gegeben wird, nicht selten mit einer Suppe bewirtet werden, zu der diese Tiere das Fleisch geliefert haben. Überhaupt dürften von diesen Inseln aus die Landschildkröten nach allen andern Inseln Australiens und nach den Küsten des festen Landes von Südamerika verbreitet worden sein, da sie jeder Seefahrer zu Hunderten sonst — und auch wohl jetzt noch — entführte, wovon doch nicht Alle getötet und verspeist wurden, und die sich dann leicht vermehrten.