Die elektrische Beleuchtung

Das grelle Licht des elektrischen Funkens, welches wir nicht allein an dem durch Kunst bei der Elektrisiermaschine hervorgebrachten, sondern auch in noch größerem Maße bei dem durch die Natur selbst im Gewitter hervorgerufenen Blitzstrahle schon lange kannten, ist in der neuern Zeit, bei näherer Erforschung der Elektrizität und ihrer Verhältnisse zum Magnetismus, auch auf galvanischem Wege und zwar in so vollkommener Art und mit solcher Leichtigkeit erzeugt worden, dass sich bei Anschauung der desfallsigen Versuche der Gedanke notwendig von selbst aufdrängen musste, dieses helle und allem Anscheine nach seiner Intensität wegen, wohlfeile Licht zur Beleuchtung zu verwenden.

Der elektrische Funke, dessen man sich zur Beleuchtung bedienen könnte, entsteht, nämlich dadurch, dass man die beiden Leitungsdrähte eines galvanischen Apparats mit zwei Kohleneylindern in Verbindung bringt, deren Spitzen einander gegenüberstehen. In dem Augenblicke, wo die galvanische Kette geschlossen wird, durchströmt die elektrische Materie die Kohle, versetzt dieselbe in ein sehr lebhaftes Glühen, wodurch sich ein Licht erzeugt, das jedes künstlich hervorgebrachte an Helligkeit und Reinheit so weit übertrifft, dass man dem elektrischen nur das Sonnenlicht an die Seite stellen kann. Dabei aber findet eine sehr schnelle und energische Verbrennung der Kohle statt. Nimmt man indessen das Experiment im luftleeren Raume vor, so wird die Kohle gar nicht oder doch nur in sehr geringem Maße angegriffen.


Diese Erfahrung musste natürlich sehr bald den Gedanken herbeiführen, dieses helle Licht auch für den allgemeinen Gebrauch anwendbar zu machen, mit anderen Worten, dasselbe aus dem Gebiete der Wissenschaft in das praktische Leben einzuführen. Mannigfache Versuche sind darüber in der neuesten Zeit, namentlich in England gemacht worden, aber erst in den letztvergangenen Monaten sind dieselben so weit vervollkommnet worden, dass eine wirkliche Anwendung im Großen in Aussicht gestellt werden kann.

Schon zu Anfang des Jahres 1847 nahmen Greener in Birmingham und Staite in Peckham ein Patent auf die Erzeugung eines elektrischen Lichts für den allgemeinen Gebrauch mittels fester Prismen oder Zylinder aus Kohlenstoff, welche in luftleere gläserne Gefäße eingeschlossen sind und durch elektrische Ströme glühend gemacht werden. Die Kohle wird zu diesem Zweck zuvor von Unreinigkeiten befreit und auf ihrer Oberfläche mit zahlreichen scharfen Spitzen versehen. Anstatt der Kohle wollten die Patentnehmer auch Stäbe oder Streifen von Platin anwenden, welche auf der Oberfläche ebenfalls mit scharfen Spitzen versehen wurden. Um den Kohlenstoff so rein als möglich zu erhalten, bigerieren die Patentträger eine Quantität Lampenschwarz oder gepulverte Holzkohle oder auch gepulverte Coaks, welche mittels der Elektrizität von Schwefel und andern Substanzen gereinigt wurden, mit verdünntem Königswasser. Die Kohle wird dann aus der Säure genommen und mehrmals im Wasser ausgewaschen, worauf man sie noch in einer schwachen alkalischen Auflösung und zuletzt in reinem Wasser auswäscht. Die so gereinigte Kohle wird vollkommen ausgetrocknet und dann mittels einer Presse in Prismen oder Zylinder geformt, und endlich 24 Stunden lang in einem Ofen einer starken Hitze ausgesetzt. Die hervorragenden Spitzen werden mit der Säge gebildet oder auch die Kohle gleich als gezahnte Scheibe geformt. Der Vorteil, den die Patentträger durch die vielen Spitzen erreichen wollen, besteht darin, dass wenn etwa zwischen nur zwei gegenüberstehenden Spitzen, wie das leicht geschieht, der elektrische Strom unterbrochen wird, immer wieder andere Spitzen vorhanden sind, welche denselben unterhalten, sodass das Licht beständig und ohne wesentliche Unterbrechung fort» dauert, so lange die galvanische Kette geschlossen ist.

Wenn schon dies Verfahren gute Erfolge gab, so hat doch Hr. Staite dasselbe noch mehr vervollkommt und im November 1848 einen Apparat ausgestellt, welcher höchst vollkommene Resultate lieferte. Das elektrische Licht wurde durch eine galvanische Batterie hervorgebracht, welche von nicht zu großem Umfange durch mehre Verbesserungen ununterbrochen und regelmäßig wirkend und mit geringen Kosten hergestellt war. Durch Kupferdrähte wurde der elektrische Strom zu der Lampe gebracht, welche auf die Tafel gesetzt oder an die Decke gehängt werden konnte. In dieser Lampe befanden sich unter einer Glasglocke zwei Stäbe von Kohle, zwischen denen der elektrische Strom sich bildete und welche mittels eines Uhrwerks einander stets um so viel genähert wurden, als sie sich verzehrten. Die Schnelligkeit wurde durch den elektrischen Strom selbst reguliert. Soll nämlich das Licht ununterbrochen fortdauern, so ist es notwendig, dass die beiden Kohlenstücke, anfänglich in Berührung, sobald der Strom einmal gebildet ist, einen kleinen Zwischenraum zwischen sich lassen. Diesen Zwischenraum bewirkt ohne Beihilfe der Hand der Strom selbst. So wie sich die Kohle nach und nach abnutzt, was etwa einen halben Zoll in der Stunde beträgt, wird nämlich die einmal geregelte Entfernung zwischen den beiden Elektroden stets festgehalten. Der Apparat, welcher dies bewirkt, ist elektromagnetisch und steht unmittelbar unter dem Boden der Lampe, indem zugleich der elektrische Strom durch denselben geleitet wird. Der Apparat ist höchst sinnreich konstruiert und gleicht einigermaßen einem Galvanometer, indem der galvanische Strom, während er durch mehre Drahtwindungen geht und einen durch diese Windungen gesteckten Stab von weichem Eisen magnetisch macht, welcher dann, je nachdem der Strom stark oder schwach ist, gehoben wird oder sich senkt. Wird der Strom zu stark, so wirkt der Stab auf einen Fänger, wodurch die beiden Elektroden weiter voneinander entfernt werden, im entgegengesetzten Falle aber werden die Elektroden einander näher gebracht. Auf solche Weise ist das Licht nicht allein stätig gemacht, sondern es wird von dem erzeugten Strome auch nur Das verbraucht, was zu Erreichung des Lichteffekts notwendig ist.

Die vorgezeigte einfache Lampe gab das Licht von 8—900 Kerzen und wurde dasselbe mittels einer Glaslinse auf einige, an der entgegengesetzten, fernen Wand aufgehängte Bilder geleitet, so wurde dadurch ein wahrhaft magischer Effekt erreicht. Um zu zeigen, dass dies Licht nicht ein Resultat der Verbrennung sei und dass zu dessen Erzeugung kein Sauerstoff nötig sei, wurde dasselbe auch unter Wasser erzeugt. In einem Zimmer verwendet, äußert dasselbe auf die umgebende Luft in keiner Hinsicht eine Wirkung, was von großer Bedeutung ist. Der Erfinder ist im Stande, diese elektrischen Lampen in jeder Größe bis abwärts zu der Stärke einer einzelnen Lichtflamme zu liefern und berechnet die Kosten desselben etwa zum zwölften Teile der Kosten für das Gaslicht; nebenbei hat das elektrische Licht noch den Vorteil, dass es durchaus unschädlich und eine Feuergefahr oder Explosion dabei gar nicht zu befürchten ist.