Die Wirtshäuser in Brasilien.

Wenn man von Rio de Janeiro aus ins Innere des Landes reist, entfaltet die Natur eine Pracht, Üppigkeit und Fülle, wovon man sich in Deutschland kaum einen Begriff machen kann; aber freilich darf man auch nicht im entferntesten daran denken, ein Wirtshaus zu finden, das nur den geringsten Erwartungen entspräche, die man dort an ein solches zu machen gewohnt ist.

Weit entfernt, dass der Besitzer eines solchen auf Gäste harrt und ihnen willfährig entgegenkommt, erwartet er von ihnen, um die Erlaubnis angegangen zu werden, hier bleiben zu dürfen und Speise zu erhalten. Der Reisende steigt vom Pferde und entsattelt und füttert es selbst; dann macht er dem Wirte seine Reverenz und fragt: ob der Senhor ihm wohl die Gunst erzeigen und etwas zu essen geben wolle? In gleich höflicher Weise antwortet auch dieser: Alles, was Sie befehlen! Das klingt recht gut; man spricht eine Zeit lang von Diesem und Jenem und wagt dann die Frage: ob der Herr Wirt wohl die Gunst erzeigen und einen Fisch bringen lassen wolle? Jetzt jedoch kommt nur ein trockenes „Nein!“ heraus; die Hoffnung auf ein leidliches Essen ist schon mehr als zur Hälfte zu Wasser geworden, und man fragt jetzt nur noch, ob wohl etwas getrocknetes Fleisch (Rindfleischstreifen, an der Sonne gedörrt) zu haben sei? Auch dieses fehlt, und es gehen einige Stunden hin, ehe endlich ein Huhn mit Reis und dem Mehle der Maniocwurzel aufgetragen wird, welches letztere statt des Brotes dient.


Hatte man, vom Hunger gepeinigt, furchtsam etwa geäußert, dass man es gern sehen würde, wenn das Essen bald käme, so wäre man durch die pompöse Antwort zur Ruhe verwiesen worden: Es wird kommen, sobald es fertig ist! Und wagt man es, noch lebhafter die Ungeduld zu äußern, so empfängt man die Antwort, nur weiter zu reisen, da man impertinente Gäste nicht brauchen könne. Kurz, die Wirte hier sind die echten Wirte, wie sie nicht sein sollen, ebenso träge als unfreundlich, und selbst außer Stande, viel bieten zu können; aber freilich fehlt es auch so sehr an Reisenden hier, dass Niemand von ihrer Bewirtung leben kann.