Die Karden und Disteln in den Pampas

Dornen und Disteln soll dir der Acker tragen, droht die bekannte Mosaische Mythe, und hier und da gibt es wirklich Erdstriche, wo das Land nur sie zu nähren bestimmt scheint. Besonders ist dies in den großen Wüsten Afrikas und den ihnen entsprechenden Pampas in Südamerika der Fall.

Dort wächst fast nichts als das dürre, stachelige Mimosengesträuch, wovon nur der harte Gaumen des Kamels nicht verletzt wird, und hier wuchern die Karden und Disteln in einer Art, wovon man sich bei uns zu Lande keinen Begriff machen kann. Wo ein unbesuchter Landstrich ist, wachsen diese Pflanzen in solcher Menge, dass sie oft mehre Hunderte von Quadratmeilen bedecken und für Menschen wie für Tiere undurchdringlich sind. Im ganzen südlichen Kontinent Südamerikas ist dies der Fall.


Beide Arten, die Distel und die Karde, obschon scheinbar sehr nahe verwandt, bleiben immer abgesondert, aber schlimm ist die eine wie die andere, und eine Höhe erreichen sie, als wollten sie miteinander wetteifern. Die Karden werden so hoch wie ein Pferd, und die Disteln gehen noch über den Kopf eines auf dem Pferde sitzenden Reiters hinaus. Geraten Rinder oder Pferde in ein solches Distelfeld, so ist fast nicht ein Stück zu retten, denn man sieht keins mehr, und die Tiere strengen sich an, durch das Dickicht einen Weg zu finden, bis sie am Ende die Kraft verlieren und niederstürzen.

In einer andern Art sind diese Pflanzen nicht minder gefährlich; sie dienen dem wilden, auf Mord und Raub herumschweifenden Indianer, sich ungesehen darin am Tage zu verbergen und Abends dann über die Reisenden oder die vereinzelten Ansiedelungen herzufallen, welche in der Nähe zu finden sind. Ist etwas von den Wilden zu fürchten? fragte ein Reisender beim Abschiede seinen Wirt. Ach! seien Sie unbesorgt! war die Antwort. Die Disteln sind noch nicht heraus! Im letztern Falle hat man Stunden weit einen freien Überblick und ist daher sicherer, nicht unvermutet angegriffen werden zu können.