Über verbesserte Sicherheitslampen im Bergwerk

Bereits in einem frühern Aufsatze über schlagende Wetter (in Nr. 293) ist erwähnt worden, dass die Davy'sche Sicherheitslampe (beschrieben in Nr. 13) keineswegs hingereicht hat, um alle ferneren Unglücksfälle, die durch Entzündung brennbarer Gasarten oder sogenannte schlagende Wetter in Bergwerken und Kohlengruben vorkommen können und schon so vielen Menschen das Leben gekostet haben, völlig zu verhüten. Zum Teil mag dies daher kommen, dass sich die Arbeiter seit Einführung der Sicherheitslampen im Gefühle einer vollkommenen Sicherheit, welche jene freilich nicht gewähren können, zu großer Nachlässigkeit und Sorglosigkeit überlassen haben, auch überhaupt auf Ventilation der Bergwerke durchaus nicht mehr dieselbe Sorgfalt als früher gewandt worden ist; zum Teil liegt es freilich auch in der Unzulänglichkeit der Lampe selbst.

Dieselbe beruht bekanntlich auf dem Erfahrungssatze, dass eine Flamme durch ein dünnes Drahtgewebe, wahrscheinlich wegen der durch dasselbe bewirkten Abkühlung, nicht hindurchbrennt. Ist daher eine Lampe auf allen Seiten mit einem solchen dichten Drahtgewebe umgeben, so kann sich der Bergmann in der Regel ohne Gefahr mit einer solchen Lampe selbst in Gruben, die mit brennbaren und bei einer Entzündung mit großer Gewalt explodierenden Gasarten erfüllt sind, aufhalten; das Gas dringt allerdings in das Innere der Lampe, entzündet sich hier und bildet eine einzige große Flamme, welche den ganzen innern Lampenraum einnimmt, aber heraus kann diese Flamme nicht dringen und daher auch keine Explosion des äußern Gases bewirken.


Allerdings können aber Fälle eintreten und sind wiederholt eingetreten, in denen die Wirksamkeit dieser sonst sehr zweckmäßigen Lampe sich nicht bewährt. Große Gefahr tritt nämlich ein, wenn Maschen des Drahtnetzes aus irgend einer Ursache getrennt werden und dadurch eine größere Öffnung in demselben entsteht; ferner da, wo aus einer Felsenspalte ein Luftstrom mit großer Heftigkeit hervortritt, wodurch es geschehen kann, dass die Flamme aus dem Innern der Lampe gewaltsam herausgedrängt wird; auch ist es vorgekommen, dass der die Lampe tragende Arbeiter, durch das in derselben brennende Gas in Schrecken gesetzt, die Flucht ergriffen und dabei die Lampe weggeworfen hat, wobei die Lampe an eine scharfe Ecke des Gesteins traf, durch welche das Drahtgewebe zerrissen wurde, sodass nun eine Explosion notwendig erfolgen musste. Endlich hat die Davy'sche Lampe noch den Nachteil, dass sie nur eine ziemlich schwache Beleuchtung zu gewähren vermag.

Allen diesen Übelständen hat man in neuerer Zeit durch verbesserte Einrichtungen jener Lampe zu begegnen gesucht, und namentlich ist die von dem Engländer Roberts angegebene Konstruktion zu empfehlen, von welcher sogar versichert wird, dass sie unter allen Umständen unbedingte Sicherheit gewähre. Bei dieser Lampe ist der Drahtgazezylinder an seiner untern Hälfte (oder auch bis zu zwei Dritteln der Höhe) von einem sehr dicken Glaszylinder, an der oberen aber von einem kupfernen Zylinder umgeben, der jenen zwischen zwei Tuchringe presst und selbst in einen kupfernen Deckel eingeschraubt ist. Die Zuführung der das Verbrennen unterhaltenden Luft geschieht durch kleine, ringförmig angeordnete Löcher im oberen Teil des Ölbehälters, welche durch zwei ringförmige Scheiben von sehr dichtem Drahtgewebe bedeckt sind. Wenn die Luft durch dieses Drahtgewebe gedrungen ist, so gelangt sie erst durch einen abgestumpften hohlen Kegel von Kupferblech zu dem an der Spitze des Kegels befindlichen Dochte, wahrend die im übrigen Raume der Lampe befindliche Luft zur Verbrennung ganz ungeeignet ist. Auch bei dieser Lampe ist freilich die Leuchtkraft nur gering, außerdem können sich, wie es scheint, die für den Luftzutritt bestimmten Öffnungen leicht verstopfen; weniger erheblich ist der von der Zerbrechlichkeit des Glaszylinders hergeleitete Einwurf, da dieselbe bei der Dicke des Glases sehr gering ist, und jedenfalls verdient die Lampe den Vorzug vor der Davy'schen, da es erwiesen ist, dass ein Gasstrom, der in die Davy'sche und andere Lampen eindringt, in die beschriebene nicht einzudringen vermag.

Noch ist aber ein sehr erheblicher Übelstand zu beseitigen. Nach einer Explosion bleibt stets ein sogenannter Nachdunst (after-damp) in der Luft zurück, der oft mehr Menschenleben kostet als die eigentliche Explosion und jede Hilfeleistung sehr erschwert; die Explosion verzehrt nämlich oft den Sauerstoff der Luft zwar nicht ganz, aber die übrigbleibende Luft kann doch nicht eingeatmet werden, da sie fünf bis zehn Prozent Kohlensäure enthält, durch deren Ausziehen sie unschädlich gemacht werden könnte. Ein englischer Gelehrter, Professor Graham, schlägt deshalb vor, ein Kissen etwa einen Zoll dick zu gleichen Teilen mit gelöschtem Kalk und gestoßenem Glaubersalze zu füllen, da diese Mischung den Sauerstoff in hohem Grade anzieht; atmet man die Luft durch ein solches Kissen, so kann man wohl in allen Fällen nach einer Explosion mit vollkommener Sicherheit in ein Bergwerk herabsteigen.