Vorschläge des Sultan.

Unmittelbar darauf wird er telegraphisch zum Sultan berufen und reist am 22. Juli mit Wolffsohn nach Konstantinopel ab. Er wird wie ein Fürst empfangen, ist im Sommerpalaste in Therapia Gast des Kalifen, der ihm für die Dauer des Aufenthaltes eine Hofequipage sendet und ihn bei Fahrten zu Würdenträgern durch einen General als Adjutanten begleiten läßt.

Dieses Mal wird sehr ernst verhandelt. Auf Befehl des Sultans führen der Großvezier Said, der Oberzeremonienmeister Ibrahim Bey und der erste Privatsekretär des Sultans, Tahsin Bey, die Verhandlungen. Der Sultan erhält ein neues Expose von Herzl und lädt ihn zum Selamlik: dann verlangt er, daß Herzl die Unterredungen mit dem Großvezier für ihn zu Papier bringe und selbst übersetzen lasse. Das Dokument, das alle Wünsche der Bewegung enthält, wird am 29. Juli im Yildiz abgegeben, Herzl verlangt die Bewilligung jüdischer Siedelung in einem zusammenhängenden Teile von Palästina und anderen Gebieten Kleinasiens auf der Grundlage eines Charters. Es werden Gegenvorschläge gemacht, die Herzl vor eine schwere Entscheidung stellen! Da sie aber dem Baseler Programm nicht entsprechen — der Sultan bietet eine zusammenhanglose Kolonisation in verschiedenen Teilen des Reiches an — werden sie schließlich als nicht genügend zurückgewiesen. Die Verhandlungen werden aber nicht abgebrochen; Abdul Hamid versichert Herzl wiederholt seiner Sympathien für das jüdische Volk, und es wird weiter verhandelt.


Inzwischen bieten sich neue Wege. Herzl werden Beziehungen zum englischen Kabinett vermittelt, und Greenberg unterbreitet im Oktober den Vorschlag einer Landkonzession für die Sinai-Halbinsel. Der Gedanke wird gebilligt und die britische Regierung drückt ihrem Vertreter in Ägypten, Lord Cromer, die Hoffnung aus, der Plan werde von ihm und den Räten Sr. Hoheit des Khedive in wohlwollende Erwägung gezogen werden. Sie wünscht die Entsendung einer Kommission von Fachleuten, die das Land auf seine Eignung für die Großkolonisation prüfen solle. Versehen mit Empfehlungen des Ministers Lord Landsdowne geht Greenberg Ende Oktober nach Ägypten. Die ägyptische Regierung stimmt zu und delegiert als Mitglied der Kommission einen Vertreter.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls