Tod Jacob Herzls.

Während des Kongresses hatte der Sultan mit einer sehr warmen Danksagung eine Begrüßungsdepesche geantwortet, die bewies, daß man weiter zu verhandeln wünschte. Mitte Februar reist Herzl, einer Einladung folgend, nach Konstantinopel. Im März ist er schon in London tätig, und ein anderesmal trifft er anfangs Juni in London ein zur Vernehmung als Sachverständiger vor der sogenannten Alien Commission, der Parlamentskommission für die Prüfung der Einwanderung nach England. Diese Berufung vor eine solche ausländische Enquetekommission stellt eine besondere Ehrung dar. Da trifft ihn ein harter Schlag. Sein Vater Jacob stirbt plötzlich am 9. Juni und er kehrt sofort nach Wien zurück. Das herzlichste Verhältnis, das es zwischen Vater und Sohn geben kann, war zerrissen. Eine Beziehung, die auf Liebe und Treue, aber — was seltener ist — auch auf unbedingtester gegenseitiger Respektierung beruhte. Herzl hat den Verlust sehr schwer empfunden. Mit verdoppelter Energie sucht er Trost in dem Ringen für sein Volk.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls