Schwierigkeiten.

Dazu kommt, daß die Menge ungeduldig zu werden beginnt. Sie will Erfolge sehen. Selbst angesehene Führer kritteln an ihm herum. Es werden ihm von manchen, die seine Lage kennen sollten, bittere Vorwürfe gemacht, wenn er einmal ihre Zirkulare oder Vorschläge vernachlässigt, was bei den sprachlichen Schwierigkeiten des Verkehrs mit dem Osten oft Schuld der Übersetzer ist, aber manchmal auch an seiner Arbeitsüberlastung liegt. Die osteuropäische Studentenschaft war auf einer Konferenz in München zusammengetreten und man wollte einen besonderen „Jungkongreß“ halten zur „Vertiefung der Idee und Schaffung eines theoretischen Zentrums“, während der fünfte Kongreß auf Wunsch der Russen erst im Winter stattfinden sollte. Herzl erregt sich sehr über diesen Plan, weil er innere Kämpfe und politische Entgleisungen der Redner fürchtet und dem ganzen Vorhaben gegenüber dieser Gefahr nur sehr geringen Wert beimißt*).

*) „Auch im A. C. scheint etwas zu gären. Man spricht von Jung-Zionismus usw. Das ist wahrlich früh, daß wir unsere Jungtürken haben. Wir sind eben ein geistreiches Volk.“ Brief an Mandelstamm vom 18. August 1901, s. Anhang S. 115.


Endlich, im Oktober, winken wieder freundlichere Sterne. Die Aktionsfähigkeit der Bank wird dank dem Eingreifen einzelner zionistischer Firmen erreicht. Sie soll, wie es in der Kundgebung vom 18. Oktober 1901 heißt, zunächst thesaurieren, nicht Geschäfte machen. Ist sie doch „die mühsam errungene Vertragsmöglichkeit“.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls