Proteste der Rabbiner und der Münchner Gemeinde.

Ganz anders war natürlich die Opposition von assimilatorischer Seite. Die Rabbiner Vogelstein und Maybaum protestierten zunächst in der Allgemeinen Zeitung des Judentums. „Wir verwahren uns dagegen,“ so schrieben sie, „daß die Einberufer des Kongresses im Namen der Judenheit das Wort führen, und wir sind überzeugt, daß kein Rabbiner oder Vorsteher einer deutschen Gemeinde auf dem Kongreß erscheinen und daß in solcher Weise vor aller Welt dargetan werden wird, daß die deutsche Judenheit mit den Tendenzen der Zionisten nichts gemein hat.“ Sie hatten allerdings den Schmerz, daß bereits in der nächsten Nummer der „Welt“ ein deutscher Rabbiner, der greise Dr. Rülf-Memel, gegen sie lebhaft Partei ergriff.

Zur gleichen Zeit richtete der Münchener Gemeindevorstand ein Schreiben an die vorbereitende Kommission, in dem er gegen die Abhaltung des Kongresses Einspruch erhob. Daraufhin wurde zunächst Zürich als Kongreßort ins Auge gefaßt, und schließlich die Abhaltung am 29. August und den folgenden Tagen in Basel beschlossen*).


*) Zwei dahingegangene christliche Freunde der Bewegung, Bernhard Collin-BernouilIi, Redakteur der Baseler Nachrichten, und der Buchhändler Kober, Schwiegersohn des protestantischen Bischofs Gobat von Jerusalem, taten in dieser schwierigen Lage ihr bestes, um den Kongreß in Basel zu ermöglichen.

Als man auf Seiten der Gegner sah, daß an dem eisernen Willen des neuen Führers der Bewegung alle Oppositionsversuche machtlos zerflossen, holten sie zu einem, wie sie glaubten, vernichtenden Schlage aus.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls