Probezeichnung für die Bank.

Inzwischen waren die Vorbereitungen für die Bankzeichnung getroffen worden. Ein Bankkomitee, bestehend aus David Wolffsohn, Bodenheimer und Schauer wurde in Köln errichtet und begann seine Tätigkeit.

Seine Aufgabe war, eine Art von Probezeichnung durchzuführen. Bis zum zweiten Kongreß, der Ende August in Basel zusammentreten sollte, wollte man eine Übersicht darüber haben, ob das ganze Unternehmen Aussicht auf Erfolg hätte, und so wurde das Judentum der ganzen Welt zur Zeichnung aufgerufen. Vielleicht hätte man besser ein oder zwei Jahre länger mit der Arbeit für die Bank gewartet. Dann wäre die junge Organisation kräftiger gewesen und man hätte auch vielleicht Großbankiers für die Sache gewinnen können. Aber Herzl glaubte nach den großen Erfolgen der letzten zwei Jahre auch hier im Sturme vorgehen zu können und war von dem Gelingen fest überzeugt. Die Großbankiers hatten ihm zu lange herumgezögert mit der Bildung des Emissionssyndikates. So sollte ein populäres Syndikat entstehen, welches zugleich die gesicherte Subskription bedeuten würde*). Er war seiner Sache so sicher, daß er selbst 2000 Shares zeichnete! Und wie immer riß er mit der suggestiven Kraft seines Willens die Bewegung mit sich fort. Die Zeichnung erfolgte in einer Art, wie wohl noch nie eine Bank gegründet worden ist. Zehntausende von kleinen Zeichnern rissen sich um die Bankanteile und entrichteten die erste Rate. Aber die großen Zeichnungen blieben gering an Zahl. Einige mittlere Finanzleute zeigten Interesse, hielten sich aber ängstlich im Hintergrunde. Immerhin war das Ergebnis bis zum Beginn des Kongresses nicht unbefriedigend und konnte als Grundlage weiterer Arbeit dienen. Und der agitatorische Wert der Aktion war ein unschätzbarer gewesen.


*) Brief an Cohen vom 25. Mai 1998


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls