Meeting in London.

Kurz vor Antritt der Kaiserreise war Herzl in London gewesen und hatte dort am 3. Oktober in einem von mehr als 7000 Personen besuchten Meeting gesprochen. Er hat dabei ein Wort gesagt, das ihm vielfach verdacht worden ist, weil es die — vielleicht einzige — große Unvorsichtigkeit seines Lebens war. Er sagte, daß er die Verwirklichung seiner Hoffnungen für nahe bevorstehend halte. Durch diese Worte wurde eine unbeschreibliche Begeisterung nicht nur in der Versammlung, sondern auch im europäischen Osten entfacht. Törichte Leute begannen, sich auf die Wanderung vorzubereiten, und die Gegner warfen Herzl gewissenlose Irreführung der Massen vor. Aber Herzl war durchaus ehrlich gewesen und hatte keineswegs mit den Massen gespielt. Er selbst hat später gesagt: „Man fiel über mich her, wie über einen Charlatan. Das Urteil wird aber eine spätere Zeit sprechen, der alle Beweismittel vorliegen werden. Dann wird man sehen, wie wahr ich auch damals gesprochen und was dazwischen gekommen ist.'' Durch diesen Zwischenfall belehrt, hat er später oft sogar dann über Erfolge geschwiegen, wenn es auf Kosten seiner Popularität geschah.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls