Die Charkower Deputation bei Herzl.

Der unselige Kampf mit den Neinsagern geht also weiter, und die Gemüter erhitzen sich immer mehr. Herzl selbst leidet unter alledem furchtbar.

Als die Charkower Deputation nach Wien kommt, lehnt er rundweg ab, auf die Fragen des Ultimatums überhaupt zu antworten und „setzt sie selbst gewaltig auf die Anklagebank“. Er stellt fest, daß er bereits im November einem Abgesandten der Charkower in Edlach Einsicht in einen an Plehwe gerichteten und nach dem Kongreß geschriebenen Brief gegeben habe, in dem er seine „palästinensische und nur palästinensische“ Politik auseinandergesetzt habe, und erklärt es für einen großen Irrtum, daß Ostafrika — das übrigens aufgegeben sei — die Bewegung schwäche. Es stärke sie vielmehr, weil es Kolonisten schaffe und die äußere Lage verbessere. Nichts habe ihn mehr entmutigt und gekränkt, als daß man ihn ermahnen zu müssen glaube, das Baseler Programm einzuhalten. „Ihr seid die Gracchen, die über Aufruhr klagen*)“


*) Stenographisches Protokoll vom 6. Januar 1904.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls