Der Ugandastreit.

Am 28. August bringt die „Times“ eine Depesche des Lord Delamere namens der Engländer im Uganda-Protektorat, in der heftig gegen die Einwanderung „unerwünschter Fremder“ protestiert und die öffentliche Meinung Englands gegen den Plan aufgerufen wird.

Die englische Regierung wird schwankend und verweist Herzl wegen der weiteren Verhandlungen nach Mombassa. Er ersucht daraufhin Greenberg, nochmals dahin vorstellig zu werden, daß man Nilwasser für Pelusium hergebe. Greenberg erwidert ihm, er irre, wenn er meine, die englische Regierung wolle ihr Anerbieten nicht aufrecht erhalten. Inzwischen kehrt Ussischkin aus Palästina zurück und veröffentlicht ein offenes Schreiben an die Delegierten des sechsten Kongresses, indem er erklärt, der Kongreß habe sich von Palästina losgesagt, indem er die Aussendung der Ugandaexpedition beschlossen habe. Dies hätten nur die nicht bemerkt, die „von Diplomatie und übertriebenem Politisieren verblendet“ seien. Er werde sich mit aller Kraft bestreben, die Durchführung des Beschlusses zu hindern.


Dieser Brief läßt die Gegnerschaft gegen den Ostafrikaplan und gegen Herzl und Nordau zu gewaltiger Höhe anschwellen, und ein rücksichtslos geführter Zeitungskampf beginnt. In Rußland entsteht eine hysterische Erregung, in deren Folge am 18. Dezember ein halbverrückter Fanatiker, Louban, bei einem Chanukahball in der Salle Charras zu Paris zwei Schüsse auf Nordau abgibt. Er ruft dabei: „Mort à Nordau Afrikanzi.“ Nordau bleibt unverletzt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls