Der I. Baseler Kongress.

197 Delegierte aus allen von Juden in größerer Zahl bewohnten Ländern hatten sich am 29. August 1897 zu dieser ersten allgemeinen Judenversammlung seit der Zerstörung Jerusalems eingefunden und die Begeisterung war grenzenlos. Einander ganz fremde Personen umarmten sich unter Tränen, und dem Einberufer des Kongresses wurden endlose und stürmische Ovationen dargebracht. Und der von Lippe als Alterspräsidenten eröffnete Kongreß verlief, wie Herzl es am Schlüsse seiner großen Einleitungsrede, die das Wesen der Bewegung skizzierte, gewünscht hatte:

„Unser Kongreß sei ernst und hoch, den Unglücklichen zum Wohle, niemandem zum Trutz, allen Juden zur Ehre, und würdig einer Vergangenheit, deren Ruhm wohl schon fern, aber unsterblich ist.“


Der Kongreß war ein historischer Moment gewesen, die nationale Idee hatte ihre einigende Kraft gezeigt. Die Bewegung war „aus dem Ghetto ins Freie“ getreten, Herzl ihr unbestrittener Führer, und das Ganze getragen von seinem Geiste. Die Weihe dieser Tage ist allen Beteiligten unvergeßlich geblieben. Zwischen der praktischen Opposition und Herzl kam ein vorläufiger Kompromiß zustande. Die Gegensätze sollten in einer Kommission ausgetragen werden, die sich ihrerseits mit den Palästinavereinen ins Einvernehmen setzen sollte. Ihr gehörten an Schnirer, Mintz, Kaminka, Rubenstein und Bambus. Der letztere gab allerdings seine Befehdung Herzls nicht auf und betrieb sogar die Gründung einer Kolonialbank durch die Palästinavereine.

Die Wirkung auf die jüdische Welt war eine ganz außerordentliche und die Diskussion des Zionismus war wochenlang fast das einzige Thema im Westen wie im Osten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls