Begründung der Bank.

Je größer der politische Erfolg schien und je mehr die Bewegung anwuchs — in jener Zeit erschien u. a, Nordaus „Dr. Cohn“, der für die Ausbreitung der Idee von großer Wirkung gewesen ist — um so mehr bedurfte man des finanziellen Instruments, der Bank. Das Bankkomitee hatte die Vorarbeiten für die endgültige Banksubskription erledigt; Wolffsohn, der sich um die Bankgründung außerordentliche Verdienste erworben hat, arbeitete die Statuten aus, Kann und der Londoner Bankier Heymann waren während der Kaiserreise eifrig an der Arbeit gewesen, und die Beratungen mit Herzl in London vom 8 bis 13. Dezember 1898 führten zu völliger Einigung über die Hauptpunkte. Ende Januar genehmigte das Große Aktionskomitee die Statuten, und die endgültige Subskription wurde auf den 28. bis 30. März 1899 festgesetzt. Die von Ussischkin erhobenen Bedenken, die Bank könne ihre Tätigkeit auch in andern Ländern, als dem türkischen Orient ausüben, wurden durch bindende Zusicherungen zerstreut*). Andererseits blieben auch hier Verleumdungen nicht aus. Nicht einmal die persönliche Ehrenhaftigkeit der Bankgründer blieb unangetastet, während doch die Unterzeichner des Prospektes sogar die Gründungskosten aus eigenen Mitteln bezahlt hatten**). Aber alle Minierarbeiten waren umsonst — die Bank wurde registriert und die Subskription gelang. Gelegentlich der Anwesenheit in London im Juni 1899 wurde die Bank für gegründet erklärt.

*) Vgl. „Welt“, Nr. 11 von 1899.


**) Vgl. „Welt“, Nr. 14 von 1899.


Ihre erste Aufgabe sollte sein, die Landgesellschaft ins Leben zu rufen. Es waren annähernd fünf Millionen Mark gezeichnet worden, aber wie viele Schwierigkeiten hatte man überwinden müssen! Die reichen Juden waren fast alle fern geblieben. Der schon gewonnene, reiche Fabrikant Poznansky in Lodz hielt seine Subskription nicht aufrecht. Auch die Verhandlungen mit den Rothschilds hatten sich zerschlagen. Und öffentlich war in London erklärt worden, Herzl und die Seinen wollten „den armen Leuten das Geld aus der Tasche rauben“. Herzl glitt in seiner großen Rede in St. Martins Town Hall am 26. Juni lächelnd über diese ohnmächtigen Beschimpfungen fort, über die „kleinen Hautabschürfungen“. In dieser Versammlung hat er auch zum ersten Male vom Charter gesprochen, den er von der türkischen Regierung erwerben wollte, um Palästina unter der Souveränität des Sultans zu kolonisieren. Ihn sollte die Bank zu erlangen trachten. — Wenn der Jewish Colonial Trust heute auch andere Zwecke verfolgt, so ist er doch eine Volksbank im besten Sinne des Wortes geworden. Allerdings hat die große Zahl der Aktionäre später verwaltungstechnische Schwierigkeiten im Gefolge gehabt und die Aktionsfähigkeit eingeschränkt. —


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls