An Gustav G. Cohen in Hamburg. 1896

1. Sept. 96.

Sehr geehrter Herr,


Besten Dank für Ihre Broschüre. Ich werde gern die Gedanken, die mich in Ihrem Manuskript erfreuten, gedruckt wieder lesen.

Meinem Freunde Zangwill bestellte ich in London Ihren Gruß, als er beim Bankett, das mir der Maccabaean Club gab, neben mir saß.

Lassen Sie sich durch Schweigen oder Verkleinern der Zeitungen nicht irre machen. Die Idee geht vorwärts! Wo sie in die Massen fällt, zündet sie. Zugleich arbeite ich „oben“, d. h. in den Regierungssphären.

Aus Konstantinopel, wo ich gut angeschrieben bin, hatte ich vor wenigen Tagen günstige Nachrichten. Die Sache wird sich wahrscheinlich so machen, daß ich mit dem fait accompli die Welt überrasche und dann frage: Wer geht mit?

Es ist ein Riesenwerk, für das ich zuerst Hohn, jetzt Anfeindungen, später Undank hatte, habe und haben werde. Aber ich bin fest in mir u. thu's eigentlich nur, weil ich von innen heraus es thun muß.

Wenn ich auch nicht jeden Ihrer freundlichen Briefe beantworte, so machen sie mir doch alle viel Vergnügen.

Mit Zionsgruß

Ihr ergebener

Th. Herzl.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Leben Theodor Herzls