Vorwort.

Vorwort.

In allen Staaten der civilisirten Welt zeigt sich in neuerer Zeit ein reges Streben, demjenigen Theile der Bevölkerung, welchen man wohl den wichtigsten und nützlichsten nennen kann, dem Landvolke, die gehörige Würdigung in der bürgerlichen Gesellschaft zu gewähren und den Zustand desselben nach Möglichkeit zu verbessern.


Auch in meinem glücklichen Vaterlande *) ist man hierin nicht zurück geblieben, und in den Annalen der Gesetzgebung unter der langen preiswürdigen Regierung des jetzigen allverehrten Landesherrn finden sich sehr viele Verfügungen, welche eine wesentliche Veränderung in der Lage des Landvolks, besonders in den großherzoglichen Domainen, herbeigeführt haben. Da aber alles Irdische der Vervollkommnung bedarf, und da auch noch die Regulirung mehrerer Verhältnisse, welche das Interesse der ländlichen Bevölkerung wesentlich betreffen, allerhöchsten Orts beabsichtigt wird und binnen kurzem bevorsteht, so kann eine Schilderung des gegenwärtigen Zustandes des Landvolks in Mecklenburg und eine Besprechung über die Mittel, den Wohlstand desselben zu erhöhen, für den Freund des Vaterlandes, so wie für den Freund der Menschheit nicht ohne Interesse sein, und dürfte aus diesem Gesichtspuncte das Erscheinen der vorliegenden Abhandlung eine genügende Rechtfertigung finden.

Zur Begegnung des etwanigen Vorwurfs: ich hätte die Behandlung dieser wichtigen Materie einer geübteren Feder überlassen sollen — , bemerke ich, daß ich nicht durch den Wahn eines vorzugsweisen Berufs, sondern gewissermaßen durch äußere Umstände zu diesem schriftstellerischen Versuche bestimmt worden bin. Es ist mir nämlich die harte Prüfung auferlegt, seit dem Herbste des Jahres 1833 von einem Rückenmarksleiden befallen zu sein. In Folge dieser unglücklichen Krankheit liege ich, an Händen und Füßen gelähmt, unausgesetzt aus dem Siechbette darnieder und bin unfähig, meinen Dienst zu verwalten. Die durch diesen traurigen Umstand mir zu Theil gewordene Muße hat die nachstehende Abhandlung veranlaßt.

Daß mein unglücklicher Zustand aus Styl und Form meiner Arbeit wohl einigen nachtheiligen Einfluß geäußert hat, weil ich nicht selbst die Feder führen konnte und auch beim Dictiren häufig mehr oder minder krank und leidend war, erwähne ich noch schließlich und gründe hieraus die Bitte um eine nachsichtsvolle Beurtheilung.




*) Wenn man auch zugeben muß, daß Mecklenburg von den Krankheiten, die überall das Staatsleben ergriffen haben, ebenfalls nicht ganz verschont geblieben, so kann man dieses Land, in Vergleich mit so vielen andern Staaten, doch unbedenklich ein glückliches nennen. Ich erinnere, hier nur an die in der hannoverschen Ständeversammlung zur Sprache gekommenen Calamitäten, an die Auswanderungen aus den süddeutschen Staaten, an die demagogische Aufregung am Ober-Rhein.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Landvolk im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin