Nach der Revolution.

9. Die Arbeiter haben im November 1917 die Macht ergriffen, die historische Frage über den Grund und Boden endgültig gelöst, die die russische Bauernschaft zweimal selbständig, aber erfolglos auf . die Tagesordnung gestellt hatte. _Die Grundlage der Revolution bildeten die Losungen: „den Boden den Werktätigen" und „alle Macht den Sowjets". Tatsächlich machte die Revolution der Besitzlosigkeit und der wirtschaftlichen wie politischen Knechtung der Bauernschaft ein Ende. Durch die Revolution verloren die adeligen Grundbesitzer, die Großbauern und die Dorfwucherer, während die Mittelbauern und besonders die armen Bauern gewannen. Die Revolution schaffte den Pachtwucher und die Verschuldung der Bauernschaft aus der Welt. Außerdem erhielten die Bauern in den schwersten Jahren der Revolution von der Arbeiter- und Bauernregierung unentgeltlich landwirtschaftliches Inventar, Vieh, Saatkorn und Bauholz.

Das Ergebnis der Maßnahmen der Arbeiter- und Bauernregierung war: eine Abnahme der land- und pferdelosen Bauern, wie der landarmen und keine Kühe besitzenden Bauern. Und das, obgleich die Intervention der Entente-Staaten in den Gebieten der weißen Okkupation eine Massenzerstörung verschuldet hat, die noch gesteigert worden ist durch die schwere Missernte der Jahre 1920 — 1921, die gerade diese Gebiete traf.


10. Durch die November-Revolution wurden auch für die Bauern die politischen Fragen gelöst. Die Bauern haben jetzt in den Dörfern volle Verfügungsfreiheit, da in den Dorfsowjets, den Kreisvollzugsausschüssen und den Bezirksvollzugsausschüssen die Macht in vollem Umfange ihnen zusteht, als der Mehrheit der diese Organe wählenden Bevölkerung, und es neben ihnen keine anderen Regierungsorgane gibt. Durch die Nationalisierung des Grund und Bodens ist der Privatbesitz aufgehoben, ist das Land Besitz des gesamten Volkes geworden. Über den vorhandenen Grund und Boden verfügen überall unmittelbar in den einzelnen Ortschaften gewählte Organe; die Vollzugsausschüsse in den Dorf- und Kreissowjets selbst.

Das Beamtentum, das zur Zeit des Zarismus herrschte, statt den Interessen der Bevölkerung zu dienen, ist jetzt beseitigt und auch ganz unmöglich. Die Prinzipien, die dem Staatsapparat zugrunde liegen, lassen für ein Beamtentum keinen Raum. Nach der Lösung der Agrarfrage stellen sich nun die russischen Bauern die Intensivierung der Wirtschaft zur Aufgabe. Die Sowjetmacht hat die Hebung der allgemeinen Bildung und der landwirtschaftlichen Berufsbildung in den Vordergrund des Interesses gestellt. Der Schwerpunkt der Arbeit zur Verbreitung landwirtschaftlicher Kenntnisse liegt in der Selbstbestätigung der Bevölkerung, die mit voller Unterstützung seitens der Zentralorgane der Sowjetmacht eine rege Initiative bekundet. Die gesamte Macht der Republik ist auf die Unterstützung dieser Initiative gerichtet, und zwar handelt es sich nicht nur um die Initiative einzelner Personen, sondern hauptsächlich um die von Gruppengemeinschaften. Besonders entschiedene Maßnahmen trifft die Arbeite- und Bauernregierung zur Entwicklung des Netzes von agronomischen Stützpunkten (Versuchs und Beratungsanstalten), zur Steigerung des Kampfes gegen die Verunkrautung der Felder, zur Ausbreitung der Verwendung von Maschinen, zur Hebung der Viehzucht, zur Entwicklung der Kredithilfe für alle Arten der Landwirtschaft usw. Da sie die Kollektivformen der Bodenbearbeitung für die vorteilhafteste Form der Landwirtschaft hält, so widmet die Sowjetmacht ihre Aufmerksamkeit in erster Linie dieser Seite der Agrarfrage, Sie entwickelt allmählich alle Formen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens und fördert besonders die vollkommensten Arten der Bodenbearbeitung, bei denen das Land kollektiv bearbeitet wird, und bei denen selbst die bäuerlichen Kleinproduzenten sich alle Vorteile der Verwendung fortgeschrittenster Maschinen sichern können. Obgleich seit dem Ende des Bürgerkrieges und der Intervention erst zwei Jahre vergangen sind und trotz des Hunger Jahres 1921, verwendet die Sowjetmacht für die Hebung der Landwirtschaft und die Förderung der bäuerlichen Bevölkerung verhältnismäßig größere Mittel als jede kapitalistische Regierung. Gleichzeitig werden von ihr auch entschiedene Steuerreformen durchgeführt. Die Landwirtschaft trägt eine einheitliche, auf dem Prinzip der Progressivität gegründete Steuer, so dass von den Reichen mehr und von den Armen weniger entrichtet wird. Der landwirtschaftlich schwächste Teil der Bauernschaft ist von jeder Steuer befreit, ebenso auch jene bäuerliche Bevölkerung, die durch Hungersnot und Intervention am schwersten getroffen worden ist und sich seither nicht wieder erholen konnte. Wenn wir die Summe der Lasten, die die Bauernschaft gegenwärtig trägt, mit den Zahlungen vergleichen, die sie in der Vorkriegszeit zu leisten hatte, so sehen wir eine tatsächliche Verringerung der Steuerlasten und ein . . . . . .

So hat der Bund der russischen Arbeiter und Bauern, der in der schwersten Zeit des Weltkrieges geschlossen wurde, zur Lösung aller Aufgaben geführt, vor denen die Bauernschaft Russlands jahrhundertelang stand. Er bildet die Gewähr für das weitere erfolgreiche Zusammenwirken von Arbeitern und Bauern auf der Grundlage der Gemeinsamkeit der Interessen und Ziele.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Bündnis der Arbeiter und Bauern