Jussupow (Turkestan)
Der Zarenminister Stolypin hat die Agrarfrage durch Umsiedlung lösen wollen. Turkestan ist vor 60 Jahren erobert worden. Das Territorium beträgt ungefähr 150 Millionen Desjatinen; davon sind 3.600.000 bewässertes und 4.500.000 unbewässertes Land kultiviert, 29 Millionen Wald, 63 Millionen Weide ungefähr 50 Millionen untaugliches Land, Berge, Wüsten, Sanddünen, Moränen. Nach der Statistik von 1917 hatte das Land ungefähr 7 Millionen Einwohner, davon nur 8% Europäer. Die Kolonialpolitik des Zarismus hat für die umgesiedelten Europäer 1.800.000 Desjatinen bewässertes Land beschlagnahmt, hauptsächlich für die Kosaken. Diese bekamen ungefähr 120 Desjatinen pro Mann, was bei berieseltem Land ungeheuer viel ist. Die nördliche Hälfte des Landes treibt Viehzucht, die südliche Ackerbau und hauptsächlich Baumwollbau, welcher vor der Revolution ganz in den Händen von Großkapitalisten und einheimischen Wucherern und des Handelskapitals war. Nach 1905 wurde Turkestan systematisch kolonisiert. Die Oktoberrevolution kam erst 1921 nach Turkestan. Die Mehrheit der Bevölkerung, darunter 2 Millionen Kirgisen, lösen jetzt selber die Aufgaben der Agrarpolitik.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Bündnis der Arbeiter und Bauern