Tripolis, erstes Abenteuer

In Tripolis fand er in einer besonderen Behausung außerhalb des französischen Kaufhauses seiner Herren Diener, Ludwig Lutz aus Kaufbeuern, Elias Manhofer aus Augsburg und zwei junge Franzosen. Ein anderer Diener, Wilhelm Salvacana aus Marseille, war damals nach Cypern geschickt worden. Sobald Kraft sich bei seinen neuen Freunden etwas erholt hatte, zog er türkische Kleider an, setzte den türkischen Bund auf und eilte ans Meer zurück. Als er sich auf einem Boote seinem Schiffe näherte, hielten ihn Alle für einen türkischen Beamten, der das Schiff durchsuchen wolle, und machten schon Pläne, wie man den unbequemen Zudringling los werden könne, lachten dann aber um so mehr, als sie endlich den umgewandelten Reisegefährten erkannten.

Am andern Tage erlebte Kraft das erste Abenteuer. Als er bei Anbruch der Nacht mit seinen Reisegefährten unter Führung des Lutz in die Stadt zurückkehrte, wobei ihn das nahe Geheul greulicher Schakale nicht wenig beängstigte, fand er das Tor schon verschlossen. Neben dem Tor im Kaufhause wohnte der französische Konsul, der auch sogleich, da Lutz ihn anrief, beim Beg oder Statthalter um Öffnung des Tores anhalten ließ. Während Kraft und seine Gefährten draußen warteten, fragten einige Franzosen spottend vom Fenster des Kaufhauses, ob sie auch Ruhebetten oder Speise zu ihrer langen Nachtherberge haben wollten.


Lutz, als durstiger Deutscher, verlangte Speise und Wein. Da ließen die Franzosen in einem Betttuche ein gebratenes Rebhuhn mit Brod und Wein und ein brennendes Licht herab, und die nächtlichen Wanderer setzten sich auf die Erde und ließen es sich wohl sein. Plötzlich erschien, als das Tor schon halb geöffnet war, der Subassy oder Strafvogt mit zehn Dienern, um Kraft und die Gefährten unter dem Vorgeben, sie hätten die Stadt anzünden wollen, abzuführen. Der französische Konsul beeilte sich zu vermitteln, dennoch entstand zwischen den Parteien ein heftiger Streit, wobei Kraft von einem überaus starken Türken unter tüchtigen Hieben zu Boden geworfen, gefesselt und ausgeplündert worden wäre, wenn ihn nicht seine Genossen weiteren Misshandlungen entzogen hätten. Endlich wurden auf des Konsuls Bürgschaft die Gefährdeten in das Kaufhaus entlassen, mussten aber am folgenden Tage mit einem Seidenkleid, das 14 Dukaten kostete, den Subassy beruhigen, da er durchaus über die nächtliche Ruhestörung nach Konstantinopel berichten wollte.