Reise nach Aleppo

Die Waren, welche die „St. Christina“ mitgebracht hatte, wurden jetzt ausgeschifft und unter Führung des Wilhelm Salvacana nach Aleppo geschickt. Am 10. Mai brach auch Kraft in Gesellschaft von Franzosen und Italienern, im Ganzen 26 Personen, dahin auf. 40 Maultiere mit allerlei Waren folgten, ein angesehener, wohlbewehrter und berittener Araber, dem die Maultiere und Reitpferde gehörten, war als Geleitsmann von dem Sandschak oder Gouverneur von Tripolis mitgegeben worden. Kraft ritt neben ihm ein hohes, starkes Pferd. Er trug auf dem Kopfe einen türkischen Bund mit roten und blauen Streifen, gleich den christlichen Bewohnern des Landes, im Übrigen war er ganz auf türkische Weise gekleidet.

Während der Nacht wurde eine brennende Lunte an einen langen Spieß gesteckt, um die räuberischen Bewohner der Umgegend glauben zu machen, die lagernde Gesellschaft sei mit Feuergewehren wohl ausgerüstet: auch wechselten jemalig zwei der Reisegenossen allstündlich im Wachhalten. Sie hörten wohl um Mitternacht in der Ferne Pferde vorübertraben, doch kein Reiter ließ sich in ihrer Nähe sehen. Morgens um sieben Uhr machten sie sich wieder auf den Weg. Erst bei der Stadt Hamah erregte eine in dichten Haufen vor übereilende Kamelherde ihre Aufmerksamkeit, denn es kam ihnen vor, als bewege sich im ganzen Umkreise der Erdboden. Auf den Kamelen ritten Männer, Weiber und Kinder dahin. Es war eine Beduinenhorde, wie sie das ganze Jahr mit ihren Häuptlingen umherziehen und unter freiem Himmel nur von Milch und ihrem Vieh leben. Dazu erbetteln sie sich Getreide, das sie entweder mit Steinen zerquetschen und roh essen oder in Gruben und Sand zu einem schlechten Brote verbacken, dass sie jedoch für kostbaren Leckerbissen halten.


Mittags erreichte die Gesellschaft eine große Karavanserei, wie sie vornehme Muhamedaner zu ihrem Gedächtnisse und den Pilgern zu Nutz und Frommen bauen lassen. In solchen Herbergen, die auch einige ummauerte Stübchen für vornehme Reisende enthalten, findet mann freilich nichts zu brocken noch zu beißen, sondern nur Schutz gegen Sonne und Regen: die Pilger müssen sich mit dem genügen lassen, was sie mitbringen.