Im Dienst von Melchior Mannlich

Nachdem er im Jahre 1572 in Florenz die italienische Sprache erlernt hatte, wollte Hieronymus Imhof ihn wieder in seine Dienste nach Augsburg ziehen. Seit der Entdeckung Amerikas und der Auffindung des Seewegs nach Ostindien war der Drang, fremde Erdteile und Völker aufzusuchen, nach Abenteuern und Reichtümern auszuziehen, ein allgemeiner.

Auch in Kraft war der Drang, fremde Länder und Sitten kennen zu lernen, zu mächtig geworden, als dass er sich jetzt schon ganz der Buchhalterei hätte widmen mögen. In Florenz hatte er von zwei Freunden, Jakob Böckh aus Nürnberg und Hans Beyer aus Augsburg, die im Dienste des Mannlich'schen Handelshauses glücklich aus Ägypten zurückgekehrt waren, so viel über türkisches Leben vernommen, dass er vor Begierde brannte, dergleichen selbst zu sehen und zu erleben. Mit Erlaubnis seines Vaters trat er sogleich, wenn auch nur mit geringer Besoldung, bei Melchior Mannlich und seinen Mitverwandten auf sechs Jahre in den Dienst, wie er selbst sagt, mehr um Erfahrungen zu sammeln, als um Reichtümer zu erwerben.


Am 1. Mai ging er nach Augsburg und traf mit seinen neuen Prinzipalen Verabredung wegen seiner Reise, die er über Marseille nach Tripolis in Syrien machen sollte, um dann zunächst zwei Jahre lang die Geschäfte des Hauses dort zu betreiben. Die Mannlichs nahmen ihn so freundlich auf und erwiesen ihm so viel Ehre, dass er sich durch Dankbarkeit verpflichtet fühlte, für sein Handlungshaus forthin Leib und Leben einzusetzen und dessen Vorteil aufs Sorgfältigste wahrzunehmen. Mit solch' trefflichen Vorsätzen machte er sich am 16. Mai mit Postpferden auf den Weg nach Ulm.

Sein Vater und seine Geschwister suchten ihm die weite Reise auszureden, doch ließ er sich von nassen Augen nicht wankend machen, sondern ritt mit leichtem Gemüte in Gottes Namen vom Vaterhause fort. Vor dem Frauentor wandte er sich noch einmal um: da sah er voll Erstaunen seinen wackern Vater am Fenster stehen, der doch des Podagras wegen in vielen Tagen das Bett nicht verlassen hatte. „Dieser Anblick ist mir mehr zu Herzen gegangen“, schreibt er, „als wie ich von ihm Abschied genommen.“