Die Reisegefährten, Rauwolf und Mannlich

Am folgenden Tage langte auch Leonhard Rauwolf, Doktor der Medizin, von Augsburg über Mailand und Nizza hier an. Er war von den Mannlichs in Dienst genommen worden, um auf die Gesundheit ihrer andern Diener während dieser Reise Acht zu haben. Kraft erkannte darin eine besondere Gunst und Ehre: denn, meinte er, man habe wohl nicht bald gehört, dass eines Herrn Diener, mit einem Leibarzt versehen, reise, Dr. Rauwolf verfolgte freilich nebenbei besondere Zwecke. Auch ihn trieb die Wissbegierde, die ausländischen Kräuter und Drogen in ihrem Heimatslande kennen zu lernen.

Auch ließ er nach seiner Rückkehr, im Jahre 1582, ein besonderes Reisewerk darüber drucken, das ihm großes Ansehen verschaffte. Am 14. Juli kam auch Melchior Mannlich nach Marseille, um nach seines Bruders Ableben die Geschäfte zu ordnen. Auch von ihm wurde Kraft wie ein leiblicher Bruder behandelt und erfuhr so viel Ehre, Freundschaft und Wohlwollen, dass er sich so vieler Guttat fast schämte und sich vornahm, für das gesamte Mannlich'sche Geschlecht Leib und Leben einzusetzen.


Die Mannlichs waren damals weit und breit bekannte Kaufleute. Sie hatten nicht weniger als sieben Schiffe in See. Die „St. Christina“ war gerade von Tripolis mit gesuchten Waren nach Marseille zurückgekehrt, der „Falcon“ lag mit guten Aussichten in Konstantinopel, der „Griffen“, mit Geschütz und Munition trefflich gerüstet, befand sich unterwegs nach England, „la Siropa“ mit Quecksilber und andern Waren befrachtet, ankerte im Hofen von Alerandrien, die Barke „St. Johann“ war dahin unterwegs, die Barke „St. Margareta“ glücklich zu Cadix angekommen. Das siebente Schiff, „St. Croce“, d. h, Kreuz, lag im Hafen von Marseille und wurde eben mit Waren, Geschütz und allem Nötigen versehen, um mit Kraft und Rauwolf nach Tripolis zu segeln. Alle Unternehmungen seines angesehenen Hauses waren, wie Kraft zu Marseille sowie bei andern Gelegenheiten erfuhr, so besonnen und vorsichtig, sein Kredit so frei von allem Zweifel, die Haushaltung aller Familienglieder so einfach und ehrbar, dass Kraft ganz unbesorgt in ihrem Namen eine Menge Verpflichtungen einging. Nicht die leiseste Ahnung konnte in ihm aufkommen, dass die Mannlich's jemals in Zahlungsverlegenheiten zu geraten vermöchten.