Weitere Mitteilungen aus dem zweiten Bande der Reiseberichte Marco Polos

Nach dieser Schilderung kehrt Marco zu der Beschreibung der einzelnen Länder zurück. Zehn Meilen von der Hauptstadt kommt man an einen großen Fluss Pulisangan (d. i. Sang-kan, rechter Zufluss vom Pey-ho), der in den Ozean mündet und stets von vielen Schiffen belebt ist. Eine prachtvolle steinerne Brücke, 300 Schritt lang und 8 Schritt breit (diese Brücke besteht noch), führt hinüber: sie ruht auf 25 Pfeilern und 24 Bogen von Serpentinstein und ist auf beiden Seiten durch eine Brustwehr aus Säulen und Platten von Marmor geschützt. Auf der Höhe der bis zur Mitte aufsteigenden Brücke stehen anderthalb Schritt von einander zwei hohe Säulen mit Sockeln von Marmor, steinerne Löwen ruhen auf und neben der Säule. Auf jeder Säule des Geländers kauert ein steinerner Löwe und die Marmorplatten dazwischen sind mit schönem Bildwerk geziert. —

Von hier gegen Norden reist man 30 Meilen durch ein fruchtbares Land mit schönen Gebäuden, Weinbergen nnd Ackerfeldern und kommt dann zu der Stadt Giogiu (Tscho-tschéu), wo einträglicher Handel blüht, Gold- und Seidengewebe und prächtige Schleier in Menge gefertigt werden. Zwei Straßen führen, die eine nach Südwesten durch die Provinz Kataia nach dem Königreiche Ta-in-fu (d. i. Tai-van-fu in der Provinz Schansi), die andere durch die Provinz Man-ji (Honan), vorbei an schönen Städten und festen Plätzen voll Gewerbe und Handel. Kaufleute ziehen beständig von einer Stadt zur andern, wie gerade die Messen gehalten werden. Sieben Tagereisen weiter gegen Westen liegt die Stadt Pi-an-fu (d. i. Pin-gang-fu am Senho in Schansi): berühmt durch die Seide, die hier erzeugt wird, noch weiter westlich die große Festung Thaigin (Phu-tsin am Hoangho), in welcher sich ein prachtvoller Saal befindet mit den Bildnissen aller Fürsten, die hier residiert haben. 20 Meilen jenseits dieser Festung gelangt man zu einem mächtigen Flusse, dem Kara-moran (der Hoangho), der so breit und tief ist, dass keine Brücke hinübergeführt werden kann. Das Land ist überall voll von Städten und Burgen, reich an allerlei Gewürzen, an Seide, Fasanen und Vögeln in unglaublicher Menge. Weite Strecken sind mit dichten Waldungen von Bambusrohr besetzt, das oft 1 1/2 Fuß im Umfang hat und zu allem Möglichen verwandt wird. — Noch sieben Tagereisen gegen Westen liegt die Stadt Quenzanfu (d. i. Sin-gan-fu), die Hauptstadt eines alten Königreichs, damals von Mangalu, dem Sohne des Großkhans, regiert. Gewebe aller Art, Waffen und Kriegsrütungen werden hier in Menge von den Einwohnern gefertigt.


Wiederum 3 Tagereisen und man kommt in die Provinz Kun-kin, die sich mit dichten Wäldern über ein weites Gebirge 20 Tagereisen weit erstreckt und erfüllt ist von Tigern, Bären, sowie von Wild aller Art. Gegen Westen liegt Achbaluch Manji, d. i. die Grenze von Manji, reich an Früchten und besonders an Ingwer. Hat man dieses Bergland 20 Stationen weit durchzogen, so kommt man in das frühere Königreich Sindifu (Tsching-tu-fu) mit einer Stadt desselben Namens, die 20 Meilen im Umfang hat. Über ansehnliche Flüsse, welche die Stadt durchströmen, führen prächtige steinerne Brücken, mit Reihen von Marmorsäulen, welche Dächer stützen, denn alle Brücken sind hier mit Ziegeln und Holzwerk voll Malereien überdacht und an den Seiten mit Kaufhallen besetzt. Auch hat jede ein Zollhäuschen in der Mitte. Unterhalb der Stadt vereinigen sich die Gewässer und bilden den mächtigen Kjang, dessen Lauf bis zum Ozean 100 Tagereisen beträgt. Von hier weiter reist man fünf Tage lang an Städten und festen Plätzen mit blühendem Gewerbe, Handel und Ackerbau vorbei, durch dichte Wälder mit allerlei Wild, und gelangt dann in das Land Tibet, das noch verwüstet liegt durch Mangu-Khans Waffen. Weil der Menschen so wenige geworden, haben sich die wilden Tiere, und besonders die Tiger, in so bedrohlicher Weise vermehrt, dass die Reisenden stets den größten Gefahren ausgesetzt sind. Nachts binden sie deshalb an ihren Haltepunkten feste Büschel von grünem, 10 Ellen langem Bambusröhricht und zünden diese an, worauf die Hitze das Rohr mit solchem Gekrach auseinander treibt, dass man es zwei Meilen weit hört und die wilden Tiere voll Furcht entfliehen. Die Pferde, mit eisernen Fußschellen gefesselt, schütteln sich vor Angst, gewöhnen sich indessen an ihre Lage. Während 20 Tagen findet man in diesem trostlosen und verwüsteten Lande weder Herberge noch Lebensmittel. Allmählich erblickt man wieder einige Schlösser und feste Plätze auf felsigen Höhen und betritt endlich ein besser aussehendes und wohlbebautes Land. Die Bewohner dieser Gegenden sind wild und grausam, die schlimmsten Diebe der Welt. Sie leben meist von der Jagd und vom Vogelfang, brauchen Korallen als Münze, kleiden sich in Leder, Tierfelle und leinenes Zeug, reden eine besondere Sprache und ihre Schwarzkünstler verstehen sich, wie uns Marco Polo erzählt, auf höllische Künste, indem sie Gewitter aufsteigen lassen und allerlei andere erstaunliche Dinge verrichten. Westlich von hier liegt das Land Kaindu, bei dessen Hauptstadt in einem großen Salzsee viele Perlen von weißer Farbe und in einem nahen Berge Türkisen gefunden werden. Als Geld braucht man Goldstangen nach dem Gewicht, als Scheidemünze flache Tafeln von Salz, zwei Pfennige im Wert und von den Beamten des Großkhans gestempelt. Eine Art Wein bereiten die Bewohner aus Weizen, Reis und Gewürzen, ein überaus köstliches Getränk. Ingwer, Kassia (Zimmt) und Gewürznägelein gibt es hier in Menge. Nach 15 Tagen kommt man an den Fluß Brius (Kincha -Kiang), der diese Landschaft begrenzt und wie andere Flüsse dieser Gegenden viel Goldsand führt.

Jenseits desselben gegen Westen liegt die Provinz Karajan (Yünnan), von Centemur, einem Enkel des Großkhans, regiert, gut bevölkert und wohlangebaut. Die Einwohner der Hauptstadt Jaci (d.i. Gori-thsu), Christen, Sarazenen und Götzendiener, brauchen Porzellanmuscheln (40 gleich einem venetianischen Groschen) als Geld, lieben ganz besonders ungekochtes Fleisch, das sie in kleine Stückeschneiden und in einer Salzbrühe mit Beimischung von verschiedenen Gewürzen pökeln.

Westlich von Jaci ist die Provinz Karazan (Karad-schang) gelegen, von des Großkhans Sohn Kogatin (Khogatschi) regiert. Auch hier fehlt es nicht an Goldsand in den Flüssen und Goldadern in den Bergen. Perlenmuscheln dienen als Scheidemünze. Hier findet man Schlangen von 10 Schritt Länge und 10 Spannen im Umfang (die Boa). Marco Polo muss mit denselben nicht in nähere Beziehung gekommen sein, denn er erzählt uns, dass sie in der Nähe des Kopfes zwei kurze Beine mit drei Tigerkrallen und Augen so groß wie ein Vierpfennigbrod hätten: ihr Rachen sei mit großen, scharfen Zähnen versehen und angelegt, um einen ganzen Mann mit einem Male zu verschlingen, und der Anblick dieser Scheusale sei so furchtbar, dass kein Geschöpf sich ihnen nahe. Wenn sie Nachts aus der Höhle kröchen, um ein Wild zu erjagen und zu verschlingen, so wälzten sie sich zu einem nahen Wasser und verwundeten sich dabei nicht selten so schwer an den scharfen eisernen Spitzen, welche die Einwohner hier in den Boden trieben und mit Sand bedeckten, dass sie sterben müssten. Schreiende Raben geben den Jägern das Zeichen, wo das tote Ungetüm liegt, dessen Galle als ein Heilmittel gegen den Biss von wütenden Hunden gilt, während sein Fleisch als Leckerbissen gesucht ist. Die wohlberittenen Einwohner tragen Rüstungen von Büffelleder und führen als Waffen Lanze, Schild und Armbrust mit vergifteten Pfeilen.

Fünf Tagereisen westlicher gelangt man in die Provinz Zardandam mit der Hauptstadt Unsiam (Yungtschang), wo viel Gold, jedoch kein Silber gewonnen wird, weshalb jenes, gegen dieses gehalten, sehr billig ist (1:5) und die Kaufleute, die Silber einführen, gute Geschäfte machen. Männer und Frauen überziehen ihre Zähne mit Goldblechen, die der Form derselben sehr künstlich angepasst sind und sie ganz bedecken. Auch punktieren sich die Männer mit Nadeln Streifen um Arme und Beine und reiben sie dann mit einem schwarz färbenden Stoff, der nicht mehr zu verwischen ist. Haben sie bei einem Handel ein Schuldbekenntnis auszustellen. so nimmt ihr Oberhaupt — schreiben kann hier Niemand — ein Stück Holz, teilt es in zwei Hälften und verzeichnet auf beide mit Zeichen die Schuldsumme: jede Partei erhält hierauf ein Stück, und wenn der Schuldner bezahlt hat, erhält er auch das andere als Quittung.

Das Königreich Mien (Birma), an Indien grenzend, ist ein wenig bevölkertes Land mit großen Wäldern, belebt von Elefanten, Rhinozeros und andern Tieren. Die Stadt Mien (Awa) ist groß und prächtig, ihre Einwohner sind jedoch Götzendiener. Vormals regierte hier ein mächtiger Monarch, der sich vor seinem Tode ein prächtiges Grabmal errichten ließ. Pyramidentürme von Marmor erheben sich am Kopf- und Fußende, zehn Schritte hoch mit einer Kugel auf der Spitzel der eine Turm ist mit Goldplatten von Daumesdicke, der andere mit Silberplatten, ebenso das Grab selbst belegt. Um die Kugeln hängen Glöckchen von Gold und Silber, die bei jedem Windstoß erklingen. Als der Großkhan erfuhr, dass dies das Grabmal eines frommen Königs sei, ließ er es unangetastet, denn die Tataren betrachten es als einen Frevel, Etwas sich anzueignen, das einem Toten gehört. Die Provinz Bangala (Bengalen) grenzt gegen Mittag an Indien und wurde erobert, nachdem Marco an den Hof des Großkhans gekommen war. Weiter reiste Marco durch die Provinz Amien, an der Grenze Indiens, in deren dichten Wäldern Elefanten und Einhorne gejagt wurden: dann durch die Landschaft Kanzigu, deren Einwohner ihre Leiber mit Figuren von allerlei Tieren tätowieren. Es gibt unter ihnen Künstler, deren einzige Beschäftigung ist, mit der Nadel diese Figuren auf Beine und Brust zu zeichnen und sie dann schwarz zu färben. Wer die meisten solcher Figuren auf dem Leibe hat, gilt als der Schönste. An einem Flusse weit gegen Osten (dem Kincha-Kiang) liegt die schöne Stadt Cintigui, deren Einwohner geschickte Handelsleute und Handwerker sind und es verstehen, aus der Rinde gewisser Bäume Sommerkleider zu fertigen, die ganz gut aussehen. Die Tiger sind hier so zahlreich, dass Niemand wagt, außerhalb der Städte Nachts zu schlafen oder mit seinem Kahn am Ufer anzulegen, denn die gefürchteten Raubtiere stürzen sich sogleich darauf und erfassen ihre Beute auch schwimmend. Auch gibt es hier große und wilde Hunde, deren zwei wohl eines Tigers Herr werden. —

Über die Städte Sindifu, Gingui und Pazanfu (am Hoangho und dem weitverzweigten Kaiserkanal) erreicht man in mehr als 30 Tagereisen wieder die Provinz Kataia, und etliche Tage nachher die Stadt Ciangli (Y-tschéu) an einem breiten und tiefen Fluss, auf dem viel Seide, Spezereien und andere Waren verschifft werden. Weiter nach Süden kommt man, vorbei an großen Städten und Burgen mit blühendem Handel, nach Tudinfu (d. i. Tsi-nan-fu) auf der Halbinsel Schantung, einst eine prächtige Hauptstadt, die der Großkhan sich unterwarf. Sie hat die Gerichtsbarkeit über 11 andere Handelsstädte und ihre Umgebungen mit den schönsten Gärten, ausgestattet mit prächtigen Bäumen, Büschen, Früchten und Obstsorten, gewähren reizende Aufenthaltsorte. Von hier nach Süden erreicht man nach sieben Tagen durch ein eben so reiches Land die Stadt Fengui-matu, wo die Bewohner den großen Fluss in zwei große Arme geteilt haben (Wen-ho und Wei-ho), von denen der eine nach Morgen durch Kataia, der andere nach Westen in der Provinz Manji fließt. Auf diesen Flüssen geht von einer Provinz zur andern täglich eine fast unglaubliche Anzahl von Schiffen, beladen mit Waren aller Art und von großem Wert. 16 Tagereisen weiter, und man gelangt südwärts durch blühende Handelsorte und vorüber an festen Schlössern an den großen Fluss Kara-moran (Hoangho), der seine Quelle im Lande des Ungkhan hat und die größten Schiffe mit reichen Ladungen weiter befördert. Ungefähr eine Meile von der Mündung, nahe der Stadt Koi-gan-zu (Hoei-gnan-fu), befindet sich ein Hafen für, wie Marco Polo versichert, 15.000 Schiffe, deren jedes 15 Pferde und 20 Mann außer dem Schiffsvolk fasst. Es lag damals eine Kriegsflotte vor Anker, denn Kublai-Khan rüstete sich in großartiger Weise zur Eroberung Japans.

Jenseits dieses Flusses liegt die wichtigste und reichste Provinz, die in der Ostwelt zu finden sein möchte, das Reich der Sung, das bis zum Jahre 1276 der Großkhan gänzlich unterwarf. Um das Jahr 1269 wurde sie von einem Fürsten Fanfur (Fagh-fur, der Titel des chinesischen Kaisers) regiert, der im Vertrauen auf den Schutz, den die großen Flüsse und Kanäle gewährten, mit seinem Volke alle kriegerischen Übungen völlig vernachlässigt hatte. Er dachte nur an Vergnügungen und an seine 1.000 Frauen, regierte jedoch mit Gerechtigkeit und verfolgte jegliches Unrecht. Gegen dieses prächtige Land schickte Kublai Khan ein gewaltiges Heer unter dem Feldherrn Chinsan Vavan, d. i. der Hundertäugige. Nachdem dieser eine der großen Städte mit Gewalt erobert und gänzlich zerstört, alle Einwohner aber getötet hatte, unterwarfen sich zum Tode erschrocken die andern. Der König floh von Quinsai, seiner Residenz, die er seiner Gemahlin zur Verteidigung übergab, mit seinen Schätzen auf befestigte Inseln und blieb hier bis zu seinem Tode. Die Königin verteidigte heldenmütig die Stadt, doch als sie den Namen des feindlichen Feldherrn und dessen Deutung vernahm, ergab auch sie sich, denn es war ihr geweissagt worden, ein hundertäugiger Feldherr werde ihren Gemahl entthronen und sein Reich erobern.

Von Koi-gan-zu führt nach Südwesten ein schöner Steindamm (die Dämme des Kanals) zwischen schiffbaren Seen in die Provinz Manji, der einzige Weg, auf dem man von hier eindringen kann, wenn man nicht zu Schiffe, wie der Feldherr Kublais, dahin gelangt. Von Paughin (Pau-gny-hian) kommt man auf diesem Damm zur Stadt Kaiu, dann nach einer Tagereise durch Dörfer und wohlbebaute Gegenden in die drei Tagereisen östlich vom Meere gelegene Stadt Tingui. Alle diese Städte, wie auch Jan-gui (Yan-tschu-fu), sind dem Großkhan unterworfen. An letzterem Orte, welcher 27 Städte unter seiner Gerichtsbarkeit hat, residierte Marco als Statthalter drei Jahre lang. — Eine ausgezeichnete Provinz von Manji ist Nanghin (Nanking), wichtig durch Handel, reich an Seide, goldenen und seidenen Stoffen aller Art, an Korn, allerlei Wild und an Hausvieh, so dass der Kaiser hier aus den Zöllen hohe Einkünfte bezieht. Eine andere bedeutende Stadt ist Sa-jan-fu (Siang-gang-fu in der Provinz Hukuang am Flusse Han), welche prächtige Gold- und Seidenstoffe erzeugt. Sie ist auf drei Seiten mit Wasser umgeben und so fest, dass sie fünf Jahre lang, von 1268 —1273, als die übrige Provinz Manji schon unterworfen war, den feindlichen Angriffen widerstand. Zuletzt aber bauten die Brüder Nicolo und Masseo, mit Hilfe nestorianischer Christen, welche geübte Schmiede und Zimmerleute waren, Maschinen von der Art, wie man sie im Abendlande gebraucht, welche Steine von 300 Pfund Gewicht schleuderten. Mit diesen zerbrachen sie große Gebäude der Stadt, worauf sich die Einwohner voll Schrecken unter denselben Bedingungen ergaben, welche die übrige Provinz erhalten hatte.

Die Handelsstadt Singui (wahrscheinlich Kin-schéu-fu) liegt funfzehn Tagereisen weiter nach Südosten an dem Hauptflusse Kiang (Jang-tse-kiang), dem größten Strome der alten Welt, der an manchen Stellen 6 —10 Meilen breit ist und wohl hundert Tagereisen lang. Viele schiffbare Flüsse führen ihm aus fernen Ländern ihr Wasser zu und gegen 200 Handelsstädte in 16 Provinzen benutzen ihn zur Schifffahrt. Deshalb erscheint auch der Warentransport Jedem unglaublich, der dergleichen nicht selbst gesehen hat. Marco zählte bei einer einzigen Gelegenheit gegen 5.000 Fahrzeuge, und doch gibt es Städte, wo deren Zahl noch beträchtlicher ist. Alle Fahrzeuge hatten ein Deck und einen Mast mit einem Segel, zum Teil hanfenes Tauwerk, zum Teil Seile aus gespaltenem und zusammengeflochtenem Rohr, die oft 300 Schritte lang und fest wie hanfene Taue waren. Sie konnten 4 —1200 Kantari oder venetianische Zentner tragen. An solchen Seilen werden die Schiffe von 10—12 Pferden aufwärts und abwärts gezogen, vorüber an zahlreichen Götzentempeln, Städten und Dörfern in ununterbrochener Reihe.

Von diesem Fluss bis Kambalu in der Provinz Kataia ist die Verbindung auf Flüssen, Seen und einem großen, tiefen Kanal so hergestellt, dass die Schiffe von einem Gewässer zum andern, von der Provinz Manji bis Kambalu gelangen, ohne nur das Meer zu berühren.

Dabei laufen längs der Ufer überall Terrassen oder Chausseen für die zu Lande Reisenden. Über die Stadt Cian-ghian-fu (Tsching-hian-fu, eine der wichtigsten in China), die reich ist durch Handel und Gewerbe, kommt man nach drei Tagereisen gegen Südosten zur Stadt Tin-gin-gui (Tschang-tschéu-fu), für den Kaufmann hochwichtig, denn hier findet man Alles im Überfluss: rohe Seide, schöne Gewebe aller Art und auch an Gelegenheit zu Jagden und andern Vergnügungen fehlt es nicht.

Doch wurde diese Stadt von Bayan nach der Eroberung gar schwer heimgesucht und viele Einwohner wegen hinterlistiger Ermordungen, welche sie begangen, niedergemetzelt.

013 Wie sich der Miniaturist des Livre des Merveilles die Boa (oder den Aligator) vorstellte.

014 Wie sich der Miniaturist des Livre des Merveilles die Jagd auf Elefanten und Einhorn vorstellte.

015 Strom der neun Windungen. Nach einem chinesischen Bilde.

016 Felsentor von Tai-hu.