Ottomar Elliger der Ältere 1633—1679

Der ältere Elliger ist in Gothenburg geboren und soll sich unter Daniel Seghers als Blumenmaler entwickelt haben. Doch hat er seine Kunstübung nicht auf dies Fach beschränkt. Es gibt Kopien nach Raffael von ihm — die des St. Georg als Drachentöter, nach einem zweiten bezeichneten Exemplar in Braunschweig bestimmt, befindet sich in unserer Sammlung — , und hie und da kommen Bildnisse von ihm vor.

In den sechziger Jahren kam er nach Hamburg. Hier wurde sein Sohn Ottomar geboren. Von 1666 (1670?) bis 1679 lebte er als Hofmaler in Berlin.


Das Frauenbildnis in unserer Sammlung ist ein Geschenk des Herrn Ed. Behrens sen. und trägt den vollen Namen des Künstlers.

Eine junge Frau steht in aufgeschürztem schwarzen Seidenkleide auf einer Gartenterrasse. In der Linken trägt sie einen Fächer, die Rechte ist hinter dem Bausch des Kleides verborgen. Das glatt aus dem Gesicht gestrichene Haar wird durch eine anliegende schwarze Kappe bedeckt. Der breite schlichte Halskragen und die breiten weißen Ärmelumschläge tragen Spitzen. Das grauseidene Untergewand ist mit schwarzen Spitzen besetzt. Der Schmuck besteht aus goldenen Ketten um den Hals, Perlgehängen in den Ohren und einem blauemaillierten Brustschmuck.

Die Terrasse ist mit schwarzen und grauen Marmorfliesen belegt und durch eine Balustrade von grauem Marmor abgeschlossen. Links führt eine Treppe in den Garten hinab, dessen geschorener Laubgang sich gegen eine sonnige Perspektive öffnet. Rechts erhebt sich hinter der Terrasse ein reicher Springbrunnen gegen eine dunkle Baumpartie. Im oberen Becken reitet ein Amorin auf einem geflügelten Drachen, im unteren Becken tummeln sich Windgötter.

Auch Ottomar Elliger der Jüngere (1666 — 1732) war als Bildnismaler tätig.

Er war als Sohn des älteren Ottomar Elliger in Hamburg geboren und erhielt seine Erziehung in Amsterdam bei Michael van Muscher und Gerard Lairesse. Der Einfluss des letzteren ist in seinen häufig vorkommenden Gemälden mit Stoffen aus der alten Mythologie und Geschichte ersichtlich. Er benutzt irgend ein Motiv, wie den Tod Alexanders oder die Hochzeit des Peleus und der Thetis als Vorwand, eine große Zahl von Figuren in eine reiche, phantastische Architektur zu setzen, deren Verwandtschaft mit den Dekorationen der Bühne seiner Epoche ihr reiches Spiel mit Formen, Drapierungen und Beleuchtungseffekten erklärt.

Dass er auch Bildnismaler war, geht aus einem kleinen Gemälde der Sammlung Weber in Hamburg hervor. Es stellt eine junge Dame in idealer Tracht als Flora dar. Der Vater, der eine Bürgerin in höchster Treue gegen die Wirklichkeit mit unermüdlichem Eingehen auf alle zarten Details der Toilette schildert, und der Sohn, der sein Modell in eine höhere Sphäre rückt und es aller Realität entkleidet, vertreten zwei Weltanschauungen.

Von Gottfried Kneller, dem berühmten, aus Lübeck gebürtigen Bildnismaler, der gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts in England eine herrschende Stellung errang und eine Zeitlang auch in Hamburg tätig war, war kein Gemälde nachzuweisen. Dagegen ist von seinem Bruder Johann Zacharias Kneller ein kleines Bildnis des berühmten Baumeisters Peter Marquard, des Erbauers des St. Katharinenturms (in seiner heutigen Gestalt) erhalten. Es ist vom Verein für Hamburgische Geschichte der Kunsthalle überwiesen.

Die Züge tragen den Ausdruck einer momentanen Konzentration der Gedanken, die Augen blicken aus den stark zusammengezogenen Brauen wie auf ein Ziel in der Unendlichkeit. Der Mund ist fest zusammengepresst. Zu dieser Miene passt die in verlorener Haltung erhobene Hand mit dem Zirkel. Die Auffassung steht mithin der bei Jacobsen und namentlich bei Luhn für einen Gelehrten üblichen nahe und ist für das siebzehnte Jahrhundert sehr charakteristisch. Im achtzehnten rückte der Künstler auch den Gelehrten in die Höhe der ausgeglichenen Höflingsstimmung.

Auf der Rückseite der Kupfertafel steht die Inschrift: „Peter Marchard. Baumeister der drey neuen herrlich(en) Türme in Hamburg nähmlich zu St. Nikolai, St. Catharinen, St. Michaelis. Gemahlt nach dem Leben durch Johann Zacharias Kneller auf verlangen Johann Adam Reinken.“

Durch diese Notiz erhält das kleine Bild für Hamburg einen besonderen Wert. Denn Johann Adam Reinken ist kein anderer als der große Organist zu St. Katharinen, der aus den Niederlanden zu uns gekommen war, und dessen gewaltiges Orgelspiel Johann Sebastian Bach von Lüneburg herüberzog.

Es wären aus dem siebzehnten Jahrhundert noch eine Anzahl von Bildnismalern zu nennen, deren Tätigkeit literarisch oder durch Stiche nach Originalgemälden bezeugt ist. Aber es muss zukünftigen glücklichen Funden und der späteren Detailforschung überlassen bleiben, ob sich die künstlerische Physiognomie des einen oder des andern noch wird erkennen lassen. Ein Schüler Jacobsens, Kloekker, ging nach Schweden, wo er in der Zeit der großen Prachtliebe des königlichen Hofes und des Adels als Bildnis- und Dekorationsmaler zu Ehren gelangte. Er wurde unter dem Namen von Erenstral geadelt und wird heute noch als der Vater der schwedischen Malerei verehrt. Eine der Wandmalereien im Vestibül des Stockholmer Nationalmuseums schildert ihn bei der Arbeit. Alle Paläste sind voll seiner Bildnisse und seiner großen Wand- und Deckengemälde. In Hamburg fanden sich keine Spuren seiner Tätigkeit.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das Bildnis in Hamburg. Band 1