Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebenden Feigenbäumen in Zentralafrika

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1903
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Afrika, Telegraphenleitung, Kommunikation, Nachrichtenübermittlung, Telegraphie, Instandhaltung,
Die Erschließung Innerafrikas, die in unserer Zeit mit solchem Eifer von allen beteiligten Nationen in Angriff genommen wird, ist nicht ohne Telegraph und Eisenbahn möglich. Zumal die telegraphische Verbindung der einzelnen Stationen untereinander ist oft eine Lebensfrage für die kühnen Pioniere europäischen Verkehrs. Nach den neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der telegraphischen Nachrichtenübermittlung ohne Draht muss es bei den gewaltigen Kosten und Gefahren einer gewöhnlichen Leitung als sicher angenommen werden, dass in nicht allzu ferner Zeit gerade in diesem Weltteile die Erfindung drahtloser Telegraphie dem Verkehr dienstbar gemacht wird.

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Einstweilen erregt aber noch der Bau einer Telegraphenleitung mit Draht das Interesse, und zwar aus dem Grunde, weil zu dieser Leitung zwischen den Stationen Mombasa und Butiaba am Viktoria-Nyanza in Zentralafrika statt der gewöhnlichen Telegraphenstangen aus bearbeitetem toten Holz lebende Baumstämme benutzt werden.

Eine Feigenart ist es, deren Stämme sich besonders gut für diesen Zweck eignen, da sie sehr schnell wachsen und namentlich selbst aus steinigem Boden schnell Wurzel schlagen. So erfordert das Pflanzen der Stämme nicht mehr Mühe als das Zurichten, Eingraben und Befestigen toter Stangen oder Gerüste.

Dazu kommt, dass diese Bäume naturgemäß sehr viel widerstandsfähiger sind als tote Stangen, denn gerade die mächtigen klimatischen Einflüsse, große Hitze, langanhaltende Regengüsse, die den Bestand toter Stämme gefährden, tragen zum Gedeihen und zur Stärkung dieser Feigen wesentlich bei. Natürlich sorgt ein ständig kontrollierendes Kommando für Instandhaltung der Leitung und sofortige Ausbesserung irgendwelcher Beschädigungen.

Von den Kosten einer derartigen Telegraphenleitung erhält man einen Begriff, wenn man überlegt, dass der oft viele hundert Kilometer lange Draht (im Jahre 1902 hatte Afrika bereits ein Telegraphennetz von 41.900 Kilometer) in verhältnismäßig kleinen Rollen von zahlreichen Eingeborenen an Ort und Stelle getragen werden muss.

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. 1902

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. 1902

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. _1902

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. _1902

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. 1902_

Das Anbringen einer Telegraphenleitung an lebende Feigenbäume in Zentralafrika. 1902_