Gewichts- und Werthangaben

Da nun aber in dem Berichte hierüber auch manche Gewichts- und Werthangaben vorkommen, so scheint es nützlich zu sein, demselben Folgendes vorauszuschicken, um über jene die nöthige Klarheit zu vermitteln.

1. Das Pfund hatte 32 Loth, das Loth 4 Quentin.


2. Matz Unger hat gerechnet: 1 Gulden = 24 ß, 1 Thaler = 32 ß, 1 rheinischen Gulden = 36 ß, 1 Krone = 44-46 ß,

1 Milreis = 50 ß, 1 Ungerschen Gulden = 48-52 ß, 1 Engelotten = 75 ß, 1 Rosenobel = 122 ß, 1 dicken Thaler = 123 ß und eine Mark löthig = 17 M 21)

3. Nach gelegentlichen Notizen im Rechnungsbuche galten zur bezüglichen Zeit in Güstrow: der Scheffel Hafer 8 ß, Erbsen

8-12 ß, Gersten 13 ß, Roggen 8-14 ß, ferner eine Ente 2 ß, eine Gans 4 ß, ein Hammel 24 ß, ein Schwein 48-120 ß, ein Ochse 144 ß.

Weitaus den größten Theil der notirten Arbeiten Matz Ungers bilden Gegenstände des persönlichen Schmucks. Armbänder sind 14 Stück verzeichnet, von denen das billigste 10 1/2 fl. kostete, die theuersten, zum Theil mit Diamanten, zum Theil mit Perlen ausgestattet, aus 29 Thaler kamen. Da Unger der Herzogin in ein Armband zwei Wappen machte, so läßt sich annehmen, daß die Armbänder aus größeren flachen Gliedern gebildet, nicht reifenförmig oder aus Ketten zusammengesetzt waren, es wäre denn, daß bloß das Schloß mit Perlen, Edelsteinen, Wappen verziert gewesen wäre.

Bedeutender war die Arbeit an Gürteln, die verschiedener Art waren und im Preise außerordentlich differirten. Es werden außer schlechthin Gürtel noch Leibgürtel, Spanische Gürtel, Gürtel zum Poke und Lannengürtel genannt. Leibgürtel werden gewöhnliche Gürtel sein, welche die Leibesmitte umfaßten, während die Lannengürtel, die schon in einer Lübecker Luxusordnung von etwa 1470 erwähnt und ihren Namen von den Platten haben werden, mit denen sie beschlagen wurden, lange, schmale Gürtel waren, welche mehr oder minder lose um die Hüften geschlagen würden und deren eines Ende lang herunter hing. Sie waren natürlich nur ein Frauenschmuck, der vielleicht einen wesentlichen Theil des bräutlichen Schmuckes bildete. Für eine Braut, scheint es, wurden 1594/5 von Herman Goldberg in Güstrow ein Gürtel, der mit Lilien verziert war, und eine Lanne gemacht, von denen jener, d. h. die Verzierungen, 5 Loth, diese dagegen 3 Pfund 30 Loth wogen. Uebrigens verzeichnet Matz Unger im ganzen Buche nur einen einzigen Lannengürtel, den Herzog Christoph 1587 bestellte und zu dem er 18 Thlr. an den Meister auszahlte. Abgesehen von den im Buche erwähnten, schlechthin so bezeichneten 35 Gürteln werden dreimal Leibgürtel genannt, zweimal Gürtel zu einen Pok, einmal ein langer Gürtel und zweimal Spanische Gürtel. Diese letzteren und Leibgürtel waren jedenfalls verschieden 24), aber ob und was die übrigen Bezeichnungen Besonderes bedeuten muß dahingestellt bleiben. Soviel sich erkennen läßt, hat Matz Unger die Gürtel, die entweder weiß blieben oder in Niello verziert oder aber vergoldet wurden, vorherrschend mit Muscheln beschlagen, obschon in jener Zeit auch vielfach anderes Ornament angewendet wurde. 25) Das Gewicht des Beschlages der Gürtel einschließlich Ring und Zunge oder Ort, mittelst deren man dieselben Schloß, betrug durchschnittlich 17 Loth.

Nicht recht klar ist, was man unter Handtrew zu verstehen hat, welche Matz Unger einige Male lieferte. Eine hanttruwe war im Mittelalter ein Zeichen der abgeschlossenen Verlobung und bestand entweder in einem Ringe oder in einer Bretze (Vorspann, Brustheftel, Brosche), doch ist an letztere schon wegen des Gewichtes derjenigen, welche in unserm Buche vorkommen, nicht zu denken, wie sie denn in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch kaum mehr in Gebrauch waren, obschon die Rolle der Lüneburger Goldschmiede von 1587 sie noch als Meisterstück fordert. Man wird annehmen müssen, daß es Ringe gewesen sind, wenn Ulrich v. Bülow, anscheinend 1580, ein „Handtrew“ einen Goldgulden schwer kaufte, bei dem der Arbeitslohn 8 ß betrug, doch versteht man nicht, wenn notirt ist, Matz Unger habe 1581 Otto v. Lehsten „4 gulden Ringe gemacht Handtruw“, Philipp Goldstein (?) einen goldenen Ring „mit 2 Handtruw“, 1579 Jasper v. Flotow einen Ring „mit eynen Hantruw.“ Entscheidend scheint eine Notiz, nach der Matz Unger 1580 Herzog Karl 3 Hantruw-Ringe übersandte, das Stück zu 1 1/2 Thlr., von denen der Herzog einen behielt. Herman Goldberg fertigte in den neunziger Jahren für eine und dieselbe Person, offenbar zur Hochzeit, einen Trauring im Werthe von etwa 6 M. 4 ß und einen „Hantruwring“ im Werthe von 5 M. Joachim v. Maltzan erhielt von Matz Unger 1581 zu seinem Beilager nach Plau nur allein einen Trauring im Werthe von 9 Mark.

Hoikenknöpfe und zwar vergoldete, d. h. Knöpfe, um den Mantel am Halse zu schließen, sind mit einmal, fünf an der Zahl, als geliefert verzeichnet.




21) Nach gefälliger Untersuchung Dr. F. Techens.
24) Habe yck empffangenn vonn Casper Flotouw 31 1/2 Loth 1/2 Q. Silber zu eynen Spannischen Gürtel vnde zum Leibgürdell usw.
25) Im Nachlasse des ermordeten Kersten Hofmeister zu Wismar fanden sich 1596: 1 silbern verguldet Gordel vff rott Sammet (24 vierkant Stucke, 8 Rosen, Ring und Ort), 1 Treppen Gordel ohne Vorblatt vnd ohne Ring, 1 Rösichen-Reme vff schwartz Sammet, 1 silbern verguldet Reme von Kleferblättern vff schwartz Wandt, 1 silbern Sterneken Reme vff schwartz Sammet (34 Sterneken, 6 Röslein, Ring und Ort), 1 silbern verguldet Reme von 40 vierkantigen Stucken und 8 Rosen, Ring vnd Ort vff rott Wandt, 1 silbern verguldet Reme von 17 Bäumen, 17 Kirschen, 5 Rosen, Ring vnd Ort auf schwarz Sammet. Vermuthlich waren dies Pfänder.