Ämter und Amtsbeschlüsse

Wenn angegebenermaßen von 1634, bis 1698 nur 7 Meister das Amt gewonnen haben und von 1698 bis 1762 deren 10 in dasselbe getreten sind, so scheint es einen außerordentlichen Aufschwung anzudeuten, wenn in dem folgenden gleichen Zeitraume, nämlich von 1762 bis 1826, es deren 37 waren, welche in das Amt zu Güstrow aufgenommen worden sind. Das ist aber nur scheinbar so, und die unverhältnißmäßig große Zunahme bei Meister erklärt sich vielmehr daraus, daß seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in kleineren Landstädten angesessene Goldschmiede sich dem Amte in Güstrow angeschlossen haben, und zwar aus sämmtlichen Städten des Herzogthums Güstrow mit Ausnahme von Marlow, Gnoien und Platt, sowie aus Kröpelin, Sternberg, Waren und Malchow, auch aus Bützow und, auffallend genug, ein „Gold- und Silber-Arbeiter“ zu Rostock Namens A. H. Kapps oder Kapse, welcher 1800, Mai 17, als „Freymeister im Ampt der Goldschmiede“ in Rostock Bürger geworden und 1801 in Güstrow ins Amt getreten ist. Von einem förmlichen Amtsbeschlusse, auch auswärts wohnhaste Meister in Güstrow ins Amt zu nehmen, liegt keinerlei Zeugniß vor, und ist es auch nicht einmal vollständig sicher, wann ein solcher erfolgt ist, und nur wahrscheinlich, daß derselbe zwischen 1760 und 1762 falle. Denn die bis zu dem erstgedachten Jahre in das Güstrowsche Amt eingetretenen Meister sind sämmtlich auch Bürger, daselbst gewesen, während der zunächst, nämlich 1762, ausgenommene Joachim Friedrich Sievers im Güstrowschen Bürgerbuche sich nicht findet und ebensowenig J. F. A. Sidou oder Sidon, der 1784, und J. Ch. Fortdran und J. A. Heiden, die 1786 eintraten. Im Amtsbuche ist aber auch ihre Ortsangehörigkeit nicht verzeichnet und nur bei den drei letzten bemerkt, daß sie beziehentlich aus Schwerin, Wittstock und Rechlin gebürtig wären; erst von 1768 an ist notirt, wo die neuaufgenommenen auswärtigen Amtsgenossen ansässig waren. Der Grund, daß solche die Aufnahme in das Güstrowsche Amt suchten, wird gewesen sein, daß sie den Jungen, welche bei ihnen lernten, die Geltung von ehrlichen Gesellen, ihr Fortkommen sichern wollten, und das Amt wird zur Aufnahme bereit gewesen sein, da es voraussichtlich davon keinen Nachtheil zu erwarten hatte, seine Lade vielmehr Vortheil daraus zog.

Als Genossen des Amtes der Goldschmiede zu Güstrow bis zum Jahre 1800 haben sich folgende Meister ermitteln lassen, deren Thätigkeit aber meist nur auswärts zu begrenzen ist. 14)


Die vorstehend aufgezählten Meister waren aber nicht die einzigen Goldschmiede, welche von Errichtung der Vergleichung ab bis zum Jahre 1800 in Güstrow gearbeitet haben. Es ist oben bereits gesagt worden, daß Herzog Ulrich sowohl wie Herzog Hans Albrecht in ihren Privilegien von beziehentlich 1590 und sich und ihren Nachfolgern das Recht gewahrt haben, wie bei anderen Gewerken auch neben dem der Goldschmiede Freimeister einzusetzen. Diese wurden überall von Amtsgenossen nicht viel besser geachtet denn als Störer und Pfuscher, da sie weder der Amtsrolle Genüge gethan hatten, noch der Controle unterstanden, und weder Jungen zu amtsgerechten Gesellen ausbilden, noch solche Gesellen beschäftigen konnten, vielmehr nur auf eigenes, persönliches Arbeiten angewiesen waren. Die Mißstände und Unzuträglichkeiten, welche solche Lage mit sich brachte, haben dann im 17. und 18. Jahrhundert mehrere Freimeister bewogen, sich mit dem Amte zu vertragen und ihren Eintritt in dasselbe zu gewinnen. Das Amtsbuch enthält nur gelegentlich Aufzeichnungen, Freimeister betreffend, und ist daher bei Mangel anderer Quellen die folgende Liste derselben vermuthlich nicht vollständig.

Paul Pigge 1575-1591 (v.Meyenn, Jahrb. 62, B. S.21),
Claus Berkholz seit vor 1602,
Joachim Lemke, 1680 ins Amt tretend,
Joh. Fried. Molstorf 1688 ebenso,
Andreas Wilck 1732 ebenso,
N. Gisenhagen nach 1725,
N. Lapp nach 1726.

Beglaubigte Arbeiten Güstrowscher Goldschmiede, sei es von Amtsgenossen, sei es von Freimeistern, sind bisher nicht bekannt geworden, doch steht zu erwarten, daß Professor Schlies Forschungen im Lande zu Wenden solche demnächst nachweisen werden.




14) Für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts leisteten der Stadtsecretair H. Hackert und der Aeltermann H. W. Freuck gefällige Hülfe.