DIE OKTOBERPOGROME 1905 - I. Gouvernement Bessarabien. Sonstige Pogrome

Aus: Die Judenpogrome in Russland
Autor: Redaktion A. Linden, Erscheinungsjahr: 1910
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Ostjuden, Einwanderung, Einwanderer, Deutschland, Russland, Polen, Progrome, Gewalt, Krieg, Vertreibung, Wohnungsnot, Gründe, Not, Elend, Arbeitsplätze, Flüchtlinge, Solidarität, Glaubensfreiheit, Religion, Nächstenliebe, Wahrheitsliebe, Berichterstattung, Medien, Wahrheit, Öffentlichkeit, Kultur, Parteien, Gerechtigkeit
Außer den speziell behandelten Orten wurden in Bessarabien noch 67 andere mehr oder minder betroffen. Besonders starke Verluste hatte das an der rumänischen Grenze gelegene Ismail aufzuweisen, in dem eine Reihe der hervorragendsten Geschäfte (bis zum Werte von je 30 — 40.000 R.) den Plünderern zum Opfer fielen; laut dem Komiteeberichte erlitten daselbst 149 Familien einen Schaden von 567.450 Rubel und hatten einen Toten zu beklagen.

Während der Norden der Provinz verschont blieb, wüteten die Exzesse in anderen Teilen dermaßen, dass sie die jüdische Bevölkerung aus den Dörfern und Flecken in die Städte trieben. Folgende betroffene Ortschaften seien speziell erwähnt: Budei (15 Familien hatten einen Schaden von 12.000 R.), Derenewo (32 F., 29.000 Rubel), Gorodistsche (14 F., 13.200 R.), Gertop-Mare (29 F., 29.000 R., 1 Toter), Goschineschty (11 F., 11.400 R.), Maschkautzy (42 F., 17.000 R.), Pituschka (15 F., 6.100 R.), Redjany (17 F., 4.090 R.), Schabo (13 F., 4.130 R.), Sipotneny (47 F., 42.800 R.), Tschoreschty (13 F., 19.600 R.), Tschutschuleny (20 F., 26.400 R.), Woltschinetz (36 F., 19.400 R.), Wainator (1 Toter), Oknitza (18 F.), Onischkany, Tymkowo (9 F.), Ungry (36 F.).

Für die Stimmung der Bevölkerung während der Pogromtage ist ein Ausspruch des Landhauptmanns von Maschkautzy charakteristisch, mit dem er die Bitten der sich an ihn wendenden Juden am Tage vor dem Exzesse beantwortete: „Ich kann aus Maschkautzy keine Ausnahme machen. In ganz Russland haut man die Juden, warum soll man sie nicht auch in Maschkautzy hauen?" Häufig waren es denn auch die Vertreter der Ordnung (in Gertop-Mare z. B. der Starosta und die Ssotskys), die die Exzesse leiteten.

Nach vielen der heimgesuchten Orten (wie uns unsere Berichterstatter z. B. über Strascheny, Gertop-Mare, Maschkautzy u. a. meldeten), wagten die flüchtigen Juden, auch wo sie früher mit ihren Nachbarn im besten Einvernehmen gelebt hatten, noch nach Monaten nicht, zurückzukehren. Sie vegetierten in Kischinew, Dubossary, Akkerman usw., sich selbst der Gefahr aussetzend, dass sie ihres Wohnrechts verlustig gehen würden.

Russland 079. Jüdischer Dorfladen in Podolien

Russland 079. Jüdischer Dorfladen in Podolien

Russland 079. Die Ältesten einer jüdischen Dorfgemeinde in Wolhynien

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Russland 078. Der Chacham (Oberrabbiner) der Karaiten (jüdische Sekte) leben großenteils auf der Krim

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Russland 077. Ein Cheder (Judenschule) in Wolhynien

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Russland 076. Jüdische Hühnerverkäuferin in Odessa

Russland 076. Jüdische Hühnerverkäuferin in Odessa

Russland 076. Das Grab des Baal-Schem, Der Baal-Schem war der Begründer des Chassidismus einer jüdischen Sekte, deren Anhänger zu seinem Grabe wallfahren

Russland 076. Das Grab des Baal-Schem, Der Baal-Schem war der Begründer des Chassidismus einer jüdischen Sekte, deren Anhänger zu seinem Grabe wallfahren