Geschichte der Stadt Schwerin von 1661 bis 1670
1661. Am 18. Juli erlaubte der Herzog, dass die Stadt wegen des schlechten Zustandes ihrer Brücken von einem jeden in die Tore einpassierenden Wagen 1 Schill. Brückengeld erheben dürfe, jedoch sollte sie die erhobenen Gelder nur auf die Besserung der Brücken verwenden dürfen, und jährlich der herzoglichen Kammer die Rechnung ablegen. Das Geld sollte in derselben Weise erhoben werden, wie „es schon früher (1640?) geschehen sei“, von allen eingehenden Wagen, mit Ausnahme der fürstlichen und aller Deputat-Wagen. Diese Einnahme hatte die Stadt bis zum 6. Juli 1663, wo sie durch herzogliches Reskript wieder aufgehoben wurde und wieder an die fürstliche Kasse fiel. Doch wurde sie später (s. d. J. 1671) der Stadt wieder verliehen und erhielt sich dann lange unter wechselnden Streitigkeiten.
In diesem Jahre hatte der Herzog, welcher durch längeren Aufenthalt in Frankreich dem Katholizismus zugeneigt geworden war, mehrere katholische Geistliche nach Schwerin kommen lassen. Sie sollten hier mit dem Rostocker Professor Kortholt, welcher sich durch seine Schriften („das kohlschwarze Papsttum“ und „der römische Beelzebub“) einen Namen gemacht hatte, einen öffentlichen Disput abhalten. Derselbe fand auch statt, endigte zwar, wie in solchen Fällen gewöhnlich, damit, dass beide Teile auf ihren Ansichten bestanden, hatte aber den Herzog in seiner Neigung zur katholischen Lehre befestigt (s. d. J. 1663)
1662. Die herzoglichen Beamten hatten sich nicht mit dem erkauften Teile des Ostorfer Feldes begnügt, sondern auch die Stadtweide am faulen See umpflügen und mit Buchweizen bestellen lassen. Die Stadt wandte sich deshalb beschwerend an den Herzog, der eine Kommission zur Ausgleichung des Streites niedersetzte. Im J. 1663 wurde die Weide nach Ausspruch der letzteren an die Stadt zurückgegeben.
Auch mit der Schelfe waren Zwistigkeiten entstanden, da die Schelfbürger seit mehreren Jahren nicht mehr ihren vierten Teil zu den altstädtischen Bauten (s. d. J. 1650) beigesteuert hatten. Die Stadt beschwerte sich hierüber dringend und wies namentlich darauf hin, dass die Schelfbürger, obwohl sie ihre Leistung nicht erfüllten, dennoch von der ihnen für solche gestattete Berechtigung, ihr Vieh mit auf die altstädtische Weide treiben zu dürfen, den ausgedehntesten Gebrauch machten. In der Altstadt gäbe es nur wenige und fast gar keine große Ackerbürger und Viehbesitzer, der größte Teil der Schelfbewohner aber lebe gerade vom Ackerbau und halte deshalb viel Vieh, welches also der altstädtischen Weide bedeutenden Eintrag tue. Auch diese Sache wurde friedlich beigelegt und der i. J. 1650 geschlossene Vergleich erneuert.
1663. Schon seit dem Jahre 1659 hatte Herzog Christian einen Scheidungsprozess gegen eine Gemahlin, die Schwester des Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow, begonnen und zu diesem Zwecke aus seinen Räten, Beamten und Geistlichen ein eigenes Scheidungsgericht in Schwerin niedergesetzt. Dies Gericht war den herzoglichen Wünschen auch sehr willfährig gewesen; seine Gemahlin Christine Margarethe aber weigerte entschieden ihre Zustimmung zur Scheidung. Nun war der Herzog, hierüber sowie über die Stände des Landes, welche er beleidigt hatte, verstimmt, gegen Ende des vorigen Jahres nach Paris gegangen, trat hier im Oktober d. J. offen zum Katholizismus über, wobei er zu Ehren Ludwigs 14. den Beinamen Louis annahm, und vermählte sich alsdann mit der schönen Isabelle von Montmorency-Bouteville, Herzogin von Chatillon. Seit dieser Zeit hielt er sich fast beständig in Frankreich auf und kam nur hin und wieder nach Schwerin.
1664. Sobald der Übertritt des Herzogs öffentlich bekannt geworden war, suchten die katholischen Missionare aus den benachbarten Ländern ihre Lehre in Mecklenburg wieder auszubreiten. Besonders eifrig durchzog der Jesuiten-Missionar Caspar Sevenstern aus Hildesheim das Land und gewann mehrere Proselyten aus den Reihen der Adeligen. Diese begannen damit, dass sie katholische Priester auf ihre Güter herbeizogen und eigenmächtig katholischen Privatgottesdienst arrangierten. Dem wiedersetzten sich jedoch beide Herzoge, da die Gestattung eines solchen zur ausschließlichen landesherrlichen Bewilligung gehörte. Dagegen führte Christian (Louis)
1665 den katholischen Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Schwerin ein, und hielt katholische Geistliche für denselben. Dieser Gottesdienst dauerte bis zum Tode des Herzogs i. J. 1692, wo er nach dessen eigener testamentarischer Verfügung wieder aufgehoben wurde.
1667 wurde durch ein Legat des Rektors Ernst Beuster, welcher einen Teil seiner Büchersammlung und die Zinsen einer Summe von 50 Taler der Schule vermachte, der Grund zu der jetzigen Bibliothek des Gymnasiums gelegt. Bis zum Schluffe des 18. Jahrh. blieb diese Bibliothek aber sehr unbedeutend.
Der Rat verkaufte in diesem Jahre die zwei, der Stadt gehörigen, „an und auf dem Kirchhofe zwischen beiden Trallien gelegenen Buden unter einem Dache, worin auf einem Ende die Frau Bülowische und auf dem anderen Amtsschneider Christian Klock wohnen“, für 600 Gld. oder 300 Taler an die Domkirche. Diese Buden standen vielleicht dort, wo jetzt die Domküsterwohnung liegt.
1669 ordnete der Magistrat den Dienstacker, welchen eine Mitglieder erhalten sollten. Dem ältesten Bürgermeister Peter Malchow fielen 6 Schfl. Aussaat rechts am Wege nach Neumühle und 4 Schfl. am Schlagbaume beim Ratsgericht unweit der Lankower Brücke zu. Dem jüngsten Bürgermeister Simon Stemmwede 6 Schfl. rechts und 6 Schfl. links am Wege nach Neumühlen neben Malchows Acker; dem ersten Ratsherrn Benjamin Fleischer 4 Schfl. Radeland im Kauenthal, 1 Morgen am Görriesi’schen Wege und 1 Mg. an der Wadeheuge; dem zweiten Ratsherrn Nicolaus Gutzmer 2 1/2 Mg. und 3 Schfl. im Gosewinkel; dem dritten Ratsherrn Bernhard Caloander 6 Schfl. ebendaselbst neben dem Medeweger Wege und 2 Mg. im Kauenthal; dem vierten Ratsherrn Joachim Seehase 5 Schfl. am breiten Steine beim Lübschen Wege und 2 Mg. im Kauenthal. Der ganze Ratsacker umfasste demnach 18% Morgen oder 74 Scheffel Aussaat. Der fürstliche Hofmeister, welcher den Ostorfer Acker bewirtschaftete, hatte zwar nach alter Gewohnheit die Zippendorfer Bauern zum Erbsenmähen auf dem Ostorfer Felde bestellt (s. d. J. 1655), weigerte sich aber, ihnen hierfür die gebräuchliche Zehrung zu geben. Die Bauern waren deshalb unverrichteter Sache fortgegangen und wandten sich durch ihren Schulzen beschwerend an den Magistrat. Dieser nahm sich natürlich ihrer Sache an und erwirkte, dass ihnen nicht nur die schon oben genannte Kost, sondern auch soviel Hering und Butter, wie sie verzehren mochten, für die Zukunft versprochen wurde.
1670. Der Winter dieses Jahres brachte eine so strenge Kälte, dass die Ostsee zum großen Teile gefror und man zu Fuße von Rostock nach Laland gelangen konnte. Seit dem Jahre 1545, in welchem das Eis gleichfalls eine Verbindung zwischen Rostock und Nyköping hergestellt, hatte man eine so starke und andauernde Kälte nicht gehabt.
In diesem Jahre hatte der Herzog, welcher durch längeren Aufenthalt in Frankreich dem Katholizismus zugeneigt geworden war, mehrere katholische Geistliche nach Schwerin kommen lassen. Sie sollten hier mit dem Rostocker Professor Kortholt, welcher sich durch seine Schriften („das kohlschwarze Papsttum“ und „der römische Beelzebub“) einen Namen gemacht hatte, einen öffentlichen Disput abhalten. Derselbe fand auch statt, endigte zwar, wie in solchen Fällen gewöhnlich, damit, dass beide Teile auf ihren Ansichten bestanden, hatte aber den Herzog in seiner Neigung zur katholischen Lehre befestigt (s. d. J. 1663)
1662. Die herzoglichen Beamten hatten sich nicht mit dem erkauften Teile des Ostorfer Feldes begnügt, sondern auch die Stadtweide am faulen See umpflügen und mit Buchweizen bestellen lassen. Die Stadt wandte sich deshalb beschwerend an den Herzog, der eine Kommission zur Ausgleichung des Streites niedersetzte. Im J. 1663 wurde die Weide nach Ausspruch der letzteren an die Stadt zurückgegeben.
Auch mit der Schelfe waren Zwistigkeiten entstanden, da die Schelfbürger seit mehreren Jahren nicht mehr ihren vierten Teil zu den altstädtischen Bauten (s. d. J. 1650) beigesteuert hatten. Die Stadt beschwerte sich hierüber dringend und wies namentlich darauf hin, dass die Schelfbürger, obwohl sie ihre Leistung nicht erfüllten, dennoch von der ihnen für solche gestattete Berechtigung, ihr Vieh mit auf die altstädtische Weide treiben zu dürfen, den ausgedehntesten Gebrauch machten. In der Altstadt gäbe es nur wenige und fast gar keine große Ackerbürger und Viehbesitzer, der größte Teil der Schelfbewohner aber lebe gerade vom Ackerbau und halte deshalb viel Vieh, welches also der altstädtischen Weide bedeutenden Eintrag tue. Auch diese Sache wurde friedlich beigelegt und der i. J. 1650 geschlossene Vergleich erneuert.
1663. Schon seit dem Jahre 1659 hatte Herzog Christian einen Scheidungsprozess gegen eine Gemahlin, die Schwester des Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow, begonnen und zu diesem Zwecke aus seinen Räten, Beamten und Geistlichen ein eigenes Scheidungsgericht in Schwerin niedergesetzt. Dies Gericht war den herzoglichen Wünschen auch sehr willfährig gewesen; seine Gemahlin Christine Margarethe aber weigerte entschieden ihre Zustimmung zur Scheidung. Nun war der Herzog, hierüber sowie über die Stände des Landes, welche er beleidigt hatte, verstimmt, gegen Ende des vorigen Jahres nach Paris gegangen, trat hier im Oktober d. J. offen zum Katholizismus über, wobei er zu Ehren Ludwigs 14. den Beinamen Louis annahm, und vermählte sich alsdann mit der schönen Isabelle von Montmorency-Bouteville, Herzogin von Chatillon. Seit dieser Zeit hielt er sich fast beständig in Frankreich auf und kam nur hin und wieder nach Schwerin.
1664. Sobald der Übertritt des Herzogs öffentlich bekannt geworden war, suchten die katholischen Missionare aus den benachbarten Ländern ihre Lehre in Mecklenburg wieder auszubreiten. Besonders eifrig durchzog der Jesuiten-Missionar Caspar Sevenstern aus Hildesheim das Land und gewann mehrere Proselyten aus den Reihen der Adeligen. Diese begannen damit, dass sie katholische Priester auf ihre Güter herbeizogen und eigenmächtig katholischen Privatgottesdienst arrangierten. Dem wiedersetzten sich jedoch beide Herzoge, da die Gestattung eines solchen zur ausschließlichen landesherrlichen Bewilligung gehörte. Dagegen führte Christian (Louis)
1665 den katholischen Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Schwerin ein, und hielt katholische Geistliche für denselben. Dieser Gottesdienst dauerte bis zum Tode des Herzogs i. J. 1692, wo er nach dessen eigener testamentarischer Verfügung wieder aufgehoben wurde.
1667 wurde durch ein Legat des Rektors Ernst Beuster, welcher einen Teil seiner Büchersammlung und die Zinsen einer Summe von 50 Taler der Schule vermachte, der Grund zu der jetzigen Bibliothek des Gymnasiums gelegt. Bis zum Schluffe des 18. Jahrh. blieb diese Bibliothek aber sehr unbedeutend.
Der Rat verkaufte in diesem Jahre die zwei, der Stadt gehörigen, „an und auf dem Kirchhofe zwischen beiden Trallien gelegenen Buden unter einem Dache, worin auf einem Ende die Frau Bülowische und auf dem anderen Amtsschneider Christian Klock wohnen“, für 600 Gld. oder 300 Taler an die Domkirche. Diese Buden standen vielleicht dort, wo jetzt die Domküsterwohnung liegt.
1669 ordnete der Magistrat den Dienstacker, welchen eine Mitglieder erhalten sollten. Dem ältesten Bürgermeister Peter Malchow fielen 6 Schfl. Aussaat rechts am Wege nach Neumühle und 4 Schfl. am Schlagbaume beim Ratsgericht unweit der Lankower Brücke zu. Dem jüngsten Bürgermeister Simon Stemmwede 6 Schfl. rechts und 6 Schfl. links am Wege nach Neumühlen neben Malchows Acker; dem ersten Ratsherrn Benjamin Fleischer 4 Schfl. Radeland im Kauenthal, 1 Morgen am Görriesi’schen Wege und 1 Mg. an der Wadeheuge; dem zweiten Ratsherrn Nicolaus Gutzmer 2 1/2 Mg. und 3 Schfl. im Gosewinkel; dem dritten Ratsherrn Bernhard Caloander 6 Schfl. ebendaselbst neben dem Medeweger Wege und 2 Mg. im Kauenthal; dem vierten Ratsherrn Joachim Seehase 5 Schfl. am breiten Steine beim Lübschen Wege und 2 Mg. im Kauenthal. Der ganze Ratsacker umfasste demnach 18% Morgen oder 74 Scheffel Aussaat. Der fürstliche Hofmeister, welcher den Ostorfer Acker bewirtschaftete, hatte zwar nach alter Gewohnheit die Zippendorfer Bauern zum Erbsenmähen auf dem Ostorfer Felde bestellt (s. d. J. 1655), weigerte sich aber, ihnen hierfür die gebräuchliche Zehrung zu geben. Die Bauern waren deshalb unverrichteter Sache fortgegangen und wandten sich durch ihren Schulzen beschwerend an den Magistrat. Dieser nahm sich natürlich ihrer Sache an und erwirkte, dass ihnen nicht nur die schon oben genannte Kost, sondern auch soviel Hering und Butter, wie sie verzehren mochten, für die Zukunft versprochen wurde.
1670. Der Winter dieses Jahres brachte eine so strenge Kälte, dass die Ostsee zum großen Teile gefror und man zu Fuße von Rostock nach Laland gelangen konnte. Seit dem Jahre 1545, in welchem das Eis gleichfalls eine Verbindung zwischen Rostock und Nyköping hergestellt, hatte man eine so starke und andauernde Kälte nicht gehabt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin