Geschichte der Stadt Schwerin von 1551 bis 1554

1551 am 20. Februar hatte der Markgraf Johann von Brandenburg eine Zusammenkunft mit dem Kurfürsten Moritz zu Dresden, worin sie sich gegenseitig zur Aufrechthaltung der Selbständigkeit des Reiches, zum Schutze der Augsburgischen Konfession und zur Befreiung der bei Mühlberg gefangenen Fürsten von Sachsen und Hessen verpflichteten. Im Mai kam es zu Torgau unter allen genannten Fürsten zum förmlichen Abschluss eines gegenseitigen Hilfsbündnisses. Nun suchten sich dieselben auch durch die Hilfe einer außerdeutschen Macht zu stärken und begannen deshalb Unterhandlungen mit Frankreich. Am 3. Oktober schlossen sie ein Offensivbündnis auf dem Jagdschloss Lochau bei Mühlberg, und am 5. Oktober auf dem hessischen Jagdschloss Friedewald ein Schutz- und Trutzbündnis mit Frankreich. Johann Albrecht I., unterstützt von Andreas Mylius und Johann von Lucka, war die Seele aller dieser Unterhandlungen gewesen und stellte deshalb einen Bruder Christoph als Geißel an Frankreich. Noch vor dem 17. Oktober sandte er ihn nach Kassel, von wo er mit dem jungen Landgrafen Philipp von Hessen gemeinschaftlich nach Paris gesandt werden sollte.

Bei seiner Anwesenheit in Dresden ließ Johann Albrecht I. den Andreas Mylius, welcher sich mit Margarethe, Tochter des damaligen Bürgermeisters zu Schwerin Balthasar Rotermund, verheiratet hatte, nach Meißen reisen, wo er mit dem gelehrten Mathias Marcus Daberusius wegen dessen Übersiedelung nach Schwerin unterhandeln sollte; denn schon hatte der junge Fürst den Plan zur Gründung einer höheren Schule in Schwerin gefasst, welcher auch bald ausgeführt wurde. Auch den Wolfgang Leupold aus Freiberg, einen braven und gelehrten jungen Mann, nahm er in seine Dienste, machte ihn zum Lehrer eines Bruders Christof und sandte ihn mit diesem nach Paris. Als Hofmeister gab er ihm den Kammerherrn Joachim von Klenow mit. (Nach der Rückkehr Herz. Christofs aus Paris 1553 wurde dieser Hofmarschall zu Schwerin, Wolfgang Leupold erhielt das Rektoramt an der Schule zu Güstrow.)


So sammelte Johann Albrecht I. mehr und mehr einen Kreis junger kräftiger Männer zu Schwerin um sich, während er zugleich eifrig für die Schilderhebung der protestantischen Fürsten gegen den Kaiser arbeitete, um „das Vaterland vor dem vorhabenden Verderben der Spanier und Türken zu retten.“ Bald brach der Tag einer kühnen, entscheidenden Tat an.

1552 am 6. Februar starb Herzog Heinrich V., der Friedfertige, und wurde zu Schwerin in einem unter der heiligen Bluts-Kapelle angelegten Grabgewölbe beigesetzt, welches von nun an zur fürstlichen Begräbnisstätte gewählt wurde. Eine Gedächtnistafel errichtete ihm Johann Albrecht im Dome zu Schwerin an dem nordöstlichen Pfeiler des Schiffs, die erste Tafel neben dem Altar. Johann Albrecht I. wurde nun einstweilen alleiniger Herzog von Mecklenburg. Sogleich betrieb er eifrig den Angriffskrieg gegen den Kaiser, zu welchem die protestantischen Verbündeten sich vereinigt und schon insgeheim alle Vorbereitungen gemacht hatten. Im März brach er mit 600 Reitern, unter Begleitung des kriegserfahrenen Freiherrn Dietrich Maltzan, des Kanzlers Johann von Lucka, des Andreas Mylius und des Predigers Ernst Rothmann von Schwerin auf, war am 21. März mit seinen Brüdern Ulrich und Georg in Halle und vereinigte sich am 1. April mit den Verbündeten, die unter dem Oberbefehle des Kurfürsten Moritz von Sachsen standen, vor dem belagerten Augsburg, welches sich am 5. April ergab; ebenso Ulm am 12. April. Am 19. Mai wurde die feste Ehrenburger Klause, das Tor Tirols, vorzüglich durch die Tapferkeit des Herzogs Georg von Mecklenburg erobert. Nun ging es gerade gegen den erschreckten, an der Gicht leidenden Kaiser los, welcher mit schwacher Begleitung nach Kärnten floh. Am 26. Mai wurde der Friede zu Passau geschlossen, durch welchen Freiheit der Religionsübung errungen wurde. Am 17. Juli begann Johann Albrecht I. die Belagerung von Frankfurt a. M., bei welcher Herzog Georg am 20. Juli getötet wurde. Seine Leiche wurde nach Schwerin gebracht und ebenfalls in der heiligen Bluts-Kapelle beigesetzt. Auch ihm ließ Johann Albrecht eine Gedächtnistafel an dem zweiten nordöstlichen Pfeiler im Dome neben dem Altar errichten.

Bei aller dieser Geschäftigkeit verlor der Herzog die Verhältnisse in Mecklenburg nicht aus den Augen. Schon im Mai d. J. hatte er an seine heimgelassenen Räte zu Schwerin geschrieben, dass sie „die Abgötterei und papistischen Diener abschaffen und die reine göttliche Lehre und christlichen Zeremonien aufrichten, die geistlichen Lehne einziehen und Prädikanten verordnen“ sollten. Dies geschah nun auch, noch im selben Jahre wurde der Dom reformiert. Die ersten lutherischen Prediger an demselben wurden Joachim Kükenbieter und Ernst Rothmann. Den Jaspis, welcher das heilige Blut enthielt und in eine Christusfigur eingefasst war, ließ der Herzog herausbrechen und verbrennen. Die Franziskanermönche hatten um diese Zeit gleichfalls ihr Kloster verlassen. Die Nicolaikirche auf der Schelfe blieb seit dieser Zeit lange unbenutzt, da die kleine Gemeinde der Neustadt einen eigenen Prediger nicht unterhalten konnte.

Auch die Schule, welche das Domstift „auf dem Kirchhofe“ gestiftet hatte, doch nur um die Knaben im Chorgesange zu üben, hörte nun auf. Sie wurde mit der schon bestehenden lutherischen Schule, welche zuerst über der Stadtkirche in der Salzstraße gegründet und dann ins Franziskaner-Kloster verlegt war, verbunden, blieb aber im Schulgebäude auf dem Kirchhof. Die von der Stadt besoldeten Lehrer waren hier Peter Barthold und Johann Engelbrecht, welche zuweilen noch von einem dritten Lehrer unterstützt wurden.

Im August kehrte Johann Albrecht I. von seinem Kriegszuge zurück und traf im September wieder in Schwerin ein. Hier ließ er seines Oheims Heinrichs V. Kanzler (seit 1547) Johann Scheyring, welchem Heinrich V. noch im J. 1551 das spätere „alte Kommandantenhaus“ geschenkt hatte, verhaften, weil dieser Streitigkeiten zwischen den herzoglichen Brüdern erregt hatte. (J. Scheyring saß bis 1553 in Haft, wurde alsdann entlassen und ging in seine Vaterstadt Magdeburg, wo er bald darauf starb.)

Als Johann Albrecht I. während des Augusts über Mainz nach Schwerin reiste und einige Tage lang in jener Stadt verweilte, hatte er sein Quartier bei der Witwe eines Buchhändlers, deren ganze wertvolle Büchersammlung er käuflich erwarb und mit sich brachte. Diese Sammlung wurde die Grundlage der im folgenden Jahre eingerichteten herzoglichen Bibliothek auf dem Schloss zu Schwerin, welche i. J. 1711 in das an Stelle des ehemaligen Franziskanerklosters errichtete Gebäude der früheren Burg- oder Fürstenschule verlegt wurde. Als erster Bibliothekar fungierte an dieser Bibliothek der Mathematiker, Ingenieur und Astronom Tilemann Stella aus Siegen, des A. Mylius Schwager, welcher schon um 1552 den Entwurf zu einer i. J. 1560 herausgegebenen ältesten Karte von Mecklenburg begann.

Auch an den Fortbau und die Befestigung einer Schlösser dachte der Herzog schon gleich nach dem Antritte seiner Regierung. In diesem Jahre erließ er eine Aufforderung an die Städte des Landes, worin er sie ersuchte, ihm, da er das Schloss zu Schwerin befestigen wolle, hierzu auf ihre Kosten die Arbeiter zu halten (die entlegeneren Städte sollten Geld dazu beisteuern) Die Städte aber weigerten sich sämtlich, da ihnen solche Obliegenheit nicht zukomme.

1553 um Ostern kam Mathias Markus Daberensius in Schwerin an; der Herzog hatte ihn mit seiner Familie auf der Elbe herbeiholen lassen. Er war bisher Lehrer an der vom Kurfürsten Moritz von Sachsen zu Meißen gegründeten Fürstenschule gewesen und sollte nun nach deren Muster auch zu Schwerin eine Fürstenschule einrichten, welche der Herzog hier zu stiften gedachte. Am 10. August wurde diese Schule im ehemaligen Franziskanerkloster mit vier Lehrern, welche alle aus Meißen berufen worden, eröffnet. Ihre feierliche Einweihung fand im Dome statt, wo Andr. Mylius eine Rede „de origine et sanctitate scholarum“ (über den Ursprung und die Würde der Schulen) und der Rat Dr. Justus Jonas ebenfalls eine Rede „de necessitate et fructu studiorum“ (über die Notwendigkeit und den Segen des Unterrichts) hielten. Diese hießen: Mathias Marcus Daberensius, Rektor; Hieronymus Rivius, Prorektor; Nicolaus Sartorius, Kantor; Nicolaus Mylius, Bruder des Andreas, letzter Lehrer. Mit der Gründung dieser Fürstenschule hörte nun die von Herzog Heinrich V. gestiftete lutherische Stadtschule auf den Domkirchhofe auf (s. d. J. 1532 und 1541) Den damaligen Rektor dieser Schule, Petrus Barthold, welcher ein geborener Schweriner war, sandte der Herzog auf seine Kosten auf die Universität Wittenberg, wo er zum Magister promovierte und dann Prediger in Güstrow wurde. Hier starb er, ein verdienter Mann, i. J. 1565 an der Pest. Johann Albrecht I. pflegte jene seine Stiftung, welche schnell zur Blüte gelangte, mit großer Liebe; er setzte nicht nur den Lehrern entsprechende Gehalte aus, sondern er besuchte auch die Schule häufig, prüfte selbst, teilte Belohnungen und Strafen aus, ermunterte die Schüler und zog den gebildeten Daberensius in den Kreis seiner engeren Freunde. Diese Schule gewann bald eine so große Bedeutung, dass sich nicht nur aus allen Gegenden des Landes, sondern auch aus Preußen, Lievland und Polen Schüler einfanden. Sie war eine freie Schule und für einen großen Teil der Schüler bezahlte der Herzog selbst auch das Kostgeld und die Kleidung.

Auch der schlaue und gewandte Ritter Friedrich Spedt trat jetzt als Rat, Gesandter und Oberst in herzogliche Dienste.

In diesem Jahre erwarb der Kanzler Johann von Lucka das spätere „alte Kommandantenhaus“ vom Dr. Siegmund Crull, an welchen es der Kanzler Johann Scheyring verkauft hatte.

Man erzählt, dass Johann Albrecht I. um diese Zeit seinen Bruder Ulrich zu Rühn, wo er sich häufig aufhielt, habe aufheben lassen wollen. Er habe zu diesem Zwecke einige Reiter ausgesandt, welche nahe bei Schwerin, über ihr Vorhaben sprechend, an einem Zaune vorbeigeritten seien, hinter dem ein alter Schneider gelegen und gehört habe, was sie sprachen. Dieser sei nun schnell vorausgeeilt, habe Herz. Ulrich den Plan verraten und sei dafür reichlich belohnt worden. Der Historiker Latomus berichtet hiervon und sagt, Ulrich sei aufs Heftigste erbittert gewesen, doch hatte die in den ersten Jahren ihrer Regierung allerdings bestehende feindselige Stimmung der Herzoge gegen einander mehr darin ihren Grund, dass sie sich nicht über die Regierung vereinigen konnten.

Von den Gebäuden auf dem herzoglichen Schloss bedurften mehrere der Reparatur. Johann Albrecht I. ließ deshalb zunächst das lange Haus restaurieren und verzierte es sowohl im Inneren wie im Äußeren mit Ornamenten von gebranntem Ton. Dann wurde es neu bedacht und erhielt dadurch die Gestalt, in welcher es bis zum Bau des neuen Residenzschlosses stand. Zum Andenken an diese Restauration ließ der Herzog in die höchste Giebelspitze nach der Seeseite hin über der sog. Damentreppe eine Tafel aus gebranntem Ton einfügen, welche das herzogliche Wappen und die Inschrift zeigte: „Johans Albrecht von gotsgnaden herzog zu Mekelnburg, Fürst zu wenden, graf zu swerin, rostock, stargard der lande her. 1553.“ Dies Haus hatte nun folgende Einrichtung:

1) der gewölbte Weinkeller lag unter beiden Teilen des Gebäudes.

2) im Erdgeschosse war der Hofsaal (Hofdornitz) mit einem doppelten Gewölbe auf Säulen in der Mitte. Die Gewölberippen waren mit eierstabartigen Verzierungen geschmückt und die Säulen mit Ziegeln umkleidet, welche sehr schöne Arabesken zeigten. Alle Reliefs waren stark vergoldet, der Grund blieb ungefärbt; die Vollendung dieser Arbeiten zog sich aber mehrere Jahre hinaus. Im Saale waren Schränke zur Aufbewahrung der zinnernen Kannen und Becher.

3) Im zweiten Stocke war der Tanzsaal, der spätere „Kirchensaal“, das Vorzimmer zur Schlosskirche. An der Hauptwand dieses Saales stand die griechische, erst i. J. 1839 entdeckte Inschrift: (weder ohne Gäste, noch mit zu vielen Gästen). 1555. Daneben hingen über tönernen Reliefs (Greifen, Löwen und Engeln) die Bilder Johann Albrechts I. und seiner Gemahlin Anna Sophia (seit 1555), auf einem Brette gemalte, gute Kniestücke, um 1560 vom Hofmaler Gaulrapp zu Schwerin, einen Schüler des Lucas Cranach, verfertigt. Rechts neben diesem Tanzsaale im „Bischofshause“ war die große Ratsstube, der Sitzungssaal des geheimen Rates.

4) Im dritten Stocke war der große Ess-Saal, über ihm

5) im vierten Stocke Wohnzimmer.

Auch das Zeughaus wurde mit Tonornamenten, Reihen von Brustbildern, geschmückt, wie eine der obengedachten gleichlautende Inschrifttafel besagte. Alle diese Tonarbeiten verfertigte der Steinbrenner Statius von Düren (Dürn, Dhurn) vom Niederrhein; zu den bedeutenderen lieferte vielleicht der Bildschnitzer Oswald Wagener die Modelle. Die herzoglichen Maurermeister hießen Michel und Hans Voringk, der Baumeister war vielleicht Valentin von Lira, welcher auch beim Bau des Schlosses zu Wismar beschäftigt war und sich wahrscheinlich i. J. 1556 zu Schwerin beim Schlossbau tot fiel.

Ferner ließ Johann Albrecht I. in diesem Jahre die Schlossapotheke nebst einer Destillierstube einrichten. Diese lag vor dem großen See in der nördlichen Ecke der Burginsel. Auch ein Badehaus ließ er anlegen, in welchem sich im Vorgemache ein Ruhe- und Ankleidezimmer, im zweiten Gemache ein Schwitz und Wasserbad, im dritten Gemache ein Mineralbad oder Wildbad und im Vorgange ein Laboratorium zum Bereiten gebrannter Wasser befanden. Dies Haus stand am südlichen Ende des großen langen Gebäudes auf dem Walle neben der Bleikammer.

1554. Kurz vor dieser Zeit war ein Krieg zwischen dem Mark grafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, dem „Aufrechterhalter des Faustrechts“, und dem Herzoge Heinrich von Braunschweig entstanden. Markgraf Albrecht war bei Sievershausen, wo Herzog Moritz von Sachsen fiel, geschlagen und hatte sich mit einigen Reitern ins Mecklenburgische begeben, wo Johann Albrecht I. sich seiner anzunehmen versuchte. Nun hatte auch des Letzteren Bruder Herzog Ulrich schon i. J. 1550 einen Anteil an der Regierung Mecklenburgs gefordert und da Johann Albrecht I. ihn abgewiesen, sich klagend an den Kaiser gewandt. Dieser hatte mehrere norddeutsche Fürsten, unter welchen sich auch Herzog Heinrich von Braunschweig befand, mit einer Aussöhnung beider Brüder beauftragt. Da nun Johann Albrecht I. den Markgrafen Albrecht zu schützen suchte, so ergriff Heinrich von Braunschweig dies als Vorwand, um seine Truppen, 10.000 M. zu Fuß und 3.500 Reiter, in Mecklenburg einrücken zu lassen. Zur Sicherung des Landes sammelte deshalb Johann Albrecht I. einige Truppen und ließ, indem er selbst sich nach Malchin zurückzog, Schwerin durch ein Fähnlein derselben unter Anführung des Hauptmanns Veit von Saalfeld besetzen. Dieser aber war ein gewalttätiger Mann und hauste mit seinen Knechten so feindlich in der Stadt, dass viele Bürger nach Lübeck und Wismar flohen, Daberensius mit seiner Familie auf Befehl des Herzogs sich nach Rostock begeben musste und wer nicht fliehen konnte, Geld und Gut auf den Werdern bei Schwerin vergrub. Saalfeld hatte die sichere Meinung, dass die Braunschweiger, welche im südwestlichen Teile Mecklenburgs standen, sich der Stadt Schwerin bemächtigen würden und alsdann vom Franziskanerkloster aus das Schloss beschießen möchten. Um diesen vorzubeugen, verübte er ohne Bedenken den Vandalismus, dass er das Gewölbe der schönen Franziskanerkirche gewaltsam durchbrechen und die Kirche selbst dadurch ruinieren ließ. Hiermit verschwinden Kloster und Kirche aus der Geschichte der Stadt; bis 1556 standen ihre Ruinen noch, dann aber ließ der Herzog sie abbrechen (1557) und die Steine bei den Neubauten am Schloss benutzen. Als im J. 1825 der Grund zum jetzigen Regierungsgebäude ausgegraben wurde, stieß man auf das starke Fundament des alten Klosters und brachte viele Gebeine aus demselben herauf, welche in Kisten gesammelt und auf den Domkirchhof gebracht wurden. – Der Streit mit dem Herzoge Heinrich von Braunschweig wurde durch Vermittlung anderer norddeutscher Fürsten friedlich beigelegt, da Johann Albrecht I. jetzt bereit war, die Kosten des Kriegszugs mit 16.000 Thlrn. zu bezahlen und seinem Bruder Ulrich die östliche Hälfte des Landes mit der Residenz Güstrow abzutreten. Am Schloss hatte Johann Albrecht I. in diesem Jahre mit dem Bau des „neuen Gebäudes über der Hofküche“ begonnen, desjenigen Hauses, welches in einem stumpfen Winkel die südöstliche Ecke des Schlosses bildete, an Stelle der alten Schlosskapelle. Die Vollendung dieses Gebäudes zog sich aber bis zum Jahre 1569 hinaus. (s. d. J.)

Zugleich wurden die Deckenverzierungen der Säle vom Meister Jacob Strauß in Berlin angefertigt. Der Künstler malte dieselben zu Berlin fertig, auf Leinwand mit vergoldeten Rosen und brachte die Stücke alsdann nach Schwerin (und Wismar), worauf sie an die Decken genagelt wurden.

Das Bistum Schwerin, welches nebst dem Domkapitel als protestantisches Bistum noch bis 1648 fortbestand, blieb dem Herzoge Ulrich von Güstrow als postuliertem Bischofe zuständig. Das Bistum Ratzeburg besaß seit 1554 der Herzog Christof von Mecklenburg. Über das Stift Schwerin gab es noch manche Streitigkeiten, da Herzog Ulrich wohl die Einkünfte, welche auf 6.000 Gulden geschätzt wurden, genießen, aber Kirche und Schule nicht im rechten Stande erhalten mochte. Er hatte auch den Wald zu Zickhusen, der „Schlink“ genannt, als Stiftsgut beansprucht, um in demselben seine Jagden abzuhalten, während doch die Jagd in demselben dem Herzoge Johann Albrecht zustand. Die Herzöge vereinigten sich über diese und ähnliche Punkte erst i. J. 1572. Hinsichtlich der Jagden war es früher Sitte gewesen, dass die fürstlichen Jäger Leute aus den Städten nach ihrem Gefallen aufboten, welche dann das Treiben des Wildes („Kloppjagden“) abhalten mussten. Diese Sitte hörte i. J. 1572 auf, ausgenommen, dass die Bürger bei Schweinsjagden sich noch ferner zum Treiben stellen mussten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin