Geschichte der Stadt Schwerin des Jahres 1860

1860. Am 22. Februar beging die hiesige israelitische Totengilde den hundertjährigen Jahrestag ihres Bestehens durch eine kirchliche Abendfeier, an die sich am nächsten Tage ein gemeinschaftliches Mahl schloss. Diese Totengilde, am 22. Februar 1760 gestiftet, hat die Aufgabe nicht nur die Beerdigung von Verstorbenen zu besorgen, sondern auch den Kranken und Sterbenden Beistand zu leiten, ist also, wie sie auch genannt wird, eine fromme Brüderschaft (Chewre kadischa). Als ihre Hauptbegründer werden erwähnt der ehemalige Hofmedailleur Liepmann Philipp Aron und der Kaufmann Josef Prager.

Im März langte der zur Reinigung des Pfaffenteiches aus der Tischbein’schen Fabrik in Rostock bestellte Bagger an, welcher am 27. seine Arbeiten begann. Es war ein Handbagger, der von vier Arbeitern bewegt wurde und die Modde aus auf und absteigenden Eimern in nebenliegende Kähne warf, von denen sie auf ein beim Spieltor später errichtetes Bollwerk abgeladen und dann weiter auf die Felder verfahren wurde. Der Bagger arbeitete 8 Fuß tief und reinigte also den Teich ungefähr bis in diese Tiefe.


Um dieselbe Zeit veröffentlichte die großherzoglich mecklenburg-schwerinische Zentral Bauverwaltung, deren Leitung der Oberbaurat L. Bartning führt, den Katalog ihrer seit dem Jahre 1852 begründeten Bibliothek.

Seit Paul Friedrich den Wunsch gehegt hatte, den ehrwürdigen hiesigen Dom durch den Bau des ihm noch fehlenden Turmes zu vollenden, waren zu diesem Zwecke unausgesetzt Schritte geschehen, um die dazu erforderlichen Geldmittel zu gewinnen. Der Domturmbau-Verein hatte durch einzelne Beiträge, Jahres- und vierteljährliche - Schillingsammlungen ein Kapital von ca. 7172 Thaler zusammengebracht; in die Dombau-Kasse waren die Aufkünfte von der Ausstellung des Schlossmodells. (circa 7.000 Thaler) und andere Gaben geflossen, vorzugsweise die großen Schenkungen, welche der Kammerdirektor von Flotow ihr sowohl bei seinen Lebzeiten, wie später testamentarisch hatte zukommen lassen und welche, verwaltet von dem Berechner der Dombaukasse, Geh. Kanzlei-Rate Faull, sich auf die Gesamtsumme von ca., 55.000 Thaler beliefen. Für den beabsichtigten Zweck waren demnach im Ganzen, mit Einschluss der Zinsen, gegen 70.000 Thaler disponibel. Das Anwachsen der Bevölkerung aber, die dadurch veranlasste Überfüllung der Domgemeinde und Bedenken, welche das Projekt eines Domturmbaues selbst an kompetenten Orten veranlasste, hatten den Wunsch erregt, dass an seiner Stelle der Bau einer neuen Kirche in der Paulsstadt, welche zum Andenken an den Gründer dieses Stadtteils „Paulskirche“ genannt werden solle, möge unternommen werden. Der Großherzog Friedrich Franz II. erteilte diesem Plane die oberbischöfliche Genehmigung und verordnete, dass die Mittel der Dombau-Kasse, in Übereinstimmung mit einer letztwilligen Verfügung des Kammer-Direktors von Flotow, dem Neubau einer Paulskirche sollten überwiesen werden, wobei jedoch erwähnt werden muss, dass diese Mittel nur zum kleinsten Teile für einen solchen ausreichen und demnach mit jener Verfügung zugleich der weitaus größte Teil der Bankosten, die Dotation der neuen Pfarren usw. der Fürsorge des Großherzogs anheimfallen mussten. Risse zu der neuen Kirche im gotischen Stile waren schon von dem Landbaumeister Krüger entworfen worden. Schwierigkeiten erregte aber die Wahl eines geeigneten Bauplatzes. Es waren zu einem solchen der Exerzierplatz an, der Wismarschen Straße, der Luisenplatz und der freie Platz vor dem Lübecker Tore zwischen der Augusten- und Lübecker Straße in Vorschlag gebracht worden. Zwischen diesen wurde vorläufig für den Exerzierplatz in der Weise entschieden, dass durch Abbruch mehrerer Häuser an der Wismarschen Straße ein freier Zugang zu ihm eröffnet und teils auf dem so gewonnenen Raume, teils auf dem Vorraum des Exerzierplatzes die neue Kirche erbaut werden sollte. Es wurden nun die notwendigen Vorarbeiten angeordnet und deren Leitung dem Landbaumeister Krüger übertragen. Die Absicht war, mit dem Neubau schon im Frühjahr 1861 zu beginnen, der erwählte Bauplatz erwies sich jedoch als unpassend und wurde hierdurch eine längere Zögerung zum Beginn des Unternehmens veranlasst, da die enge Bebauung derjenigen Teile der Paulsstadt wo sich passende Bauplätze fanden, ihm große Schwierigkeiten in den Weg legte. In den Vordergrund war einstweilen wieder der Platz vor dem Lübecker Tore getreten, doch machte diesen seine Lage nahe vor dem Tore und an der äußersten Grenze des neu zu bilden, den städtischen Sprengels wieder in mancher Hinsicht völlig ungeeignet.

Auch für das unter dem Schutze der Frau Großherzogin Auguste stehende Augustenstift war eine Erweiterung durch den Anbau eines s. g. Siechenhauses beschlossen worden. Bisher war dies Stift nur zu einem Asyl für arme, der gehörigen Pflege entbehrende alte Männer und Frauen bestimmt gewesen und hatte deren 24 aufgenommen. Nun sollte mit ihm eine Anstalt zur Aufnahme und Pflege armer unheilbarer Kranker (ein Siechenhaus) verbunden und zu diesem Zwecke ein Anbau unternommen werden, in welchem 12 solcher Personen Unterkunft finden sollten. Dieser Bau, eine Verlängerung des Stiftsgebäudes nach dessen nördlicher Seite hin, begann im Frühjahre, am 2. Juni fand die feierliche Grundsteinlegung statt, zunächst eine kirchliche Feier in der unter der Domgeistlichkeit stehenden Kirche des Stifts, dann auf dem Bauplatze in Anwesenheit des Großherzogs, der Frau Großherzogin, der Frau Großherzogin Mutter, des Kultusministers, der Geistlichkeit, der Stadtobrigkeit, des Stiftsvorstandes (Rektor Gerdeß, der Frauenverein, die Hauseltern) des Baupersonals und eines Sängerchors. Das neue Gebäude ist nach den Rissen unter der oberen Leitung des Hofbaurats Willebrand und unter der speziellen Leitung des Baumeisters Richter, im gotischen Stile vom Hofmaurermeister Schulz d. J. und Hofzimmermeister Lemcke ausgeführt und betrugen die Baukosten 7886 ½ Thaler. An der Vorderfronte hat es einen ziemlich spitzen Giebel, welcher dort wo der Neubau an das ältere Gebäude stößt, einen kleinen Glockenturm trägt. Es wurde zu Anfange des Septembers 1861 vollendet, auch im Inneren bis zur Mitte des Oktobers ausgeführt und wurde am 15. Oktober in Gegenwart der hohen Stifterin, der fürstlichen Kinder, der Staats-, geistlichen und städtischen Behörden, sowie des Baupersonals, durch den Superintendenten Dr. Karsten eingeweiht. Durch das im folgenden Jahre erfolgte Hinscheiden der hohen Protektorin trat in der Verwaltung des Augustenstifts bald eine empfindliche Lücke ein, welche den Großherzog bewog, durch Reskript vom 18. Oktober den bisherigen Verwaltungsrat aufzulösen und dem Stifte einen besonderen Vorstand zu geben, bestehend aus der Registratorin Masius, dem Domprediger Thomälen, als Stiftsprediger und dem Rektor Gerdeß als Ökonom. Dieser Vorstand wurde am 18. November feierlich eingeführt.

Am 15. April fand in den Kirchen die Gedächtnisfeier des 300jährigen Todestages des Reformators Philipp Melanchthon statt (er starb am 19. April 1560.)

Am 24. April feierte der Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde im Lokale desselben (Amtsstraße Nr. 7) den 25. Jahrestag seiner Stiftung, woran etwa 60 Mitglieder, darunter viele Fremde, Teil nahmen. Es war der Tag zugleich derjenige, an welchem vor 25 Jahren der erste Sekretär des Vereins, Archivrat Dr. Lisch dies Amt übernommen hatte, so dass sich zugleich die Jubelfeier dieses eines tätigsten Arbeiters an die Feier des Vereins selbst schloss. Erwähnt zu werden verdient, dass der Verein bei dieser Gelegenheit die Herausgabe eines mecklenburgischen Urkundenbuches beschloss, wozu demnächst der Großherzog und die Landstände die erforderlichen Mittel bewilligten. Die Herausgabe seines ersten Bandes steht im Laufe des Jahres 1863 bevor.

Vom 19. bis 22. Mai fand zu Schwerin ein mecklenburgisches Musikfest statt, zu welchem sich am 18. zahlreiche Mitwirkende eingefunden hatten. Am 19. war die Generalprobe im Reithause des großherzoglichen Marstalls, Sonntag am 20. Abends um 6 Uhr begann das Konzert in demselben Raume, eröffnet durch den Vortrag der Jupiter-Symphonie von Mozart, welcher Händels Oratorium Samson folgte. Darauf wurde ein Feuerwerk, begleitet von musikalischen Vorträgen, auf dem Pfaffenteiche abgebrannt, während die Häuser der Arsenal und Alexandrinenstraße illuminiert waren. Am 21. war den Gästen die Besichtigung des großherzoglichen Residenzschlosses gestattet worden; um 6 Uhr Abends begann wieder im Reithause das zweite Konzert, eröffnet mit der Ouvertüre aus Webers Euryanthe. Nach Beendigung des Konzerts brachte das gesamte Orchesterpersonal dem Dirigenten, Hofkapellmeister A. Schmitt eine Serenade. Am 22. wurde nach einem im Schlossgarten ausgeführten Morgenkonzert in 12 Böten eine Wasserfahrt nach dem Kaninchenwerder unternommen; Mittags fand im Kasinosaale eine Matinée für Kammer- und Salon-Musik statt und Abends 7 ½ Uhr begann ein Ball im festlich geschmückten Schauspielhause, mit welchem das Musikfest schloss.

Im Mai und später im Juli wurden unter dem Vorsitze des Staatsministers von Schröter kommissarisch-deputatische Verhandlungen über den Entwurf eines neuen Rechtsmittelgesetzes im hiesigen Kollegiengebäude abgehalten.

Zu Anfange des Juni waren die neuen Gartenanlagen zwischen der Ludwigsluster Chaussee und dem Dorfe Ostorf neben der noch im Bau begriffenen Artillerie-Kaserne vollendet. Diese Anlagen sind, gleichwie alle die neuen Schöpfungen im Schlossgarten seit der Regierungszeit Paul Friedrichs, entworfen und geleitet von dem früheren Hofgärtner, jetzigen Gartendirektor Th. Klett und verdienen sowohl nach dem sie leitenden Grundplane wie nach ihrer Ausführung ganz besonderer Beachtung.

In demselben Monate wurden die 5 von E. Gillmeister gemalten Chorfenster der Nicolaikirche aufgestellt (s. d. J. 1858). Die Entwürfe zu diesen 27 Fuß hohen und 6 ½ Fuß breiten Fenstern waren im Sommer 1858 vom Großherzoge genehmigt, ihre Ausführung im Herbste desselben Jahres begonnen worden.

Am 26. d. M. richtete eine Windhose, ein bei uns in solcher Stärke seltenes Phänomen, im Buchholze unfern des Ortkruges, nahe vor der Hasenhäge zu beiden Seiten der Chaussee eine bedeutende Verheerung an. Die Bäume, darunter ziemlich starke Tannen, wurden zehn Fuß hoch über der Erde abgebrochen oder weidenartig abgedreht und zerfasert und wild durch einander geworfen. So wurde von der Chaussee aus rechts durch das Holz hindurch ein ganzer Strich des Waldes gelichtet und Tausende von Bäumen niedergeworfen und gebrochen, während der nahe wohnende Holzwärter und die Bewohner des Ortkruges vom Auftreten eines Sturmes überhaupt nichts gemerkt hatten.

Am 19. Juli bildete sich auf Anregung des Kandidaten Ebeling eine Assoziation der Lederarbeiter zum gemeinschaftlichen Ankaufe von Leder und zur Bildung eines Fonds zu diesem Zwecke aus Beiträgen der Mitglieder (Eintrittsgeld von 5 Thaler) und Verkauf von Aktien zu 20 Thaler. J. J. 1861 hatte dieser Verein schon 82 Mitglieder und einen Umsatz von 14.200 Thaler.

Am 3. August wurde das Reglement über die Reorganisation der hiesigen Militär-Bildungs-Anstalt veröffentlicht (Reg. Bl. 28) Diese neue Anstalt entstand durch die Vereinigung der Divisionsschule mit der bisherigen Militär-Bildungs-Anstalt und sollte mit dem 1. Oktober d. J. eröffnet werden. Sie sollte 24 junge Leute von 16–17 Jahren, welche die Ausbildung der dritten Klasse eines Gymnasiums besitzen, aufnehmen und für den Offizierstand theoretisch und praktisch ausbilden, welche dann nach zweijährigem Kursus das Portepée-Fähndrichs-, sodann nach einem weiteren zehnmonatlichen Kursus, und nach 5–6 Monaten praktischer Dienstzeit das Offiziers-Examen absolvieren können.

Am 14. August gab die hiesige mecklenburgische Lebensversicherungs- und Sparbank den Entwurf eines revidierten Statuts, wie derselbe aus den Beratungen des Verwaltungsrats der Bank mit dem großherzoglichen Commissarius, Hofrat Dr. Dippe, hervorgegangen war, zur Instruktion und demnächstigen Beratung in einer General-Versammlung an ihre Aktionäre aus. Die Umarbeitung der Statuten war in Folge des Ministerial-Rekripts vom 11. März 1858 (s. d. J.) notwendig geworden und bezweckte teils eine genauere Abgrenzung des Geschäftsgebietes der Sparbank in Bezug auf die in jenem Reskripte gerügten Geschäfte, teils eine größere Sicherstellung der Depositen durch die volle Einzahlung des Aktien-Kapitals, von welchem bisher erst 10 Prozent eingezahlt worden waren, wogegen dann jene Geschäftszweige, mit Ausnahme der Zeitrenten-Geschäfte, welche ganz ausgeschlossen sein sollten, innerhalb bestimmter Grenzen gestattet wurden. Die Auszahlung der noch fehlenden 90 Prozent des Aktien-Kapitals sollte mit 40 Prozent in dem auf, die Annahme der reorganisierten Statuten nächstfolgenden und mit 50 Prozent im drittfolgenden Landestermine geschehen. Der Entwurf wurde auf den gedachten Grundlagen, welche hier nicht speziell erläutert werden können und von denen wir nur bemerken, dass sie die auf Grundlage der Statuten vom 31. Mai 1853 an der Lebensversicherung Beteiligten gegen deren Willen nicht mit umfassen sollen, in einer außerordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft am 23. November d. J. mit großer Stimmenmehrheit angenommen. Darauf wurde ihm am 20. April 1861 die landesherrliche Bestätigung zu Teil und am 1. Juni wurden die revidierten Statuten zur Veröffentlichung gebracht.

Am 30. und 31. d. M. trafen das 2. und 3. großherzogliche Bataillon zu gemeinschaftlichen Übungen mit der Garnison in Schwerin ein, wurden hier auf die Häuser einquartiert und blieben bis zum 7. September, an welchem Tage die mit den hiesigen Truppen zu gleich vom Alten Garten aus zur Teilnahme an den Manövern der preußischen Truppen in der Gegend von Wittstock abmarschierten.

Der Vorstand der hiesigen Kleinkinderschulen hatte für die Schule, welche die Alt-, die Pauls- und den nördlichen Teil der Vorstadt umfasst, ein Haus in der Lübecker Straße (Nr. 20) für 2.300 Thaler angekauft, zu dessen Erwerbung 1.447 Thaler 39 ß. mit verwendet wurden, welche der Fond aus den für die deutsche Flotte in den Jahren 1848–50 gesammelten Geldern waren, worauf eine Denktafel in Hause hinweist. Diese Schenkung der Flottengelder fand bei Gelegenheit des 25jährigen Jubiläums jener gemeinnützigen Anstalten statt, welches am 5. Juli gefeiert wurde, da an diesem Tage des Jahres 1835 die erste Kleinkinderschule, auf der Neustadt war eröffnet worden. Das neu erworbene Haus, durch einen Anbau vergrößert, wurde zu Michaelis d. J. seiner Bestimmung übergeben.

Mit dem großherzoglichen Amte hatte der Magistrat eine Übereinkunft getroffen, nach welcher ein Teil der Feldmark des Gutes Gr. Medewege, auf welchem die Lofin’sche Maschinenbauanstalt erbaut war und die Anlage eines katholischen Kirchhofes projektiert wurde, zu Stadtrecht übergehen solle. Diese Übereinkunft wurde in der Sitzung des Bürger-Ausschusses vom 14. September genehmigt.

Am 1. Oktober begann der Bau einer Grand Chaussee vom Hintenhofe zum Judenkirchhof.

Am 20. November erließ das Ministerium ein Reskript an den Magistrat, durch welches die Öffentlichkeit der Sitzungen des Bürger-Ausschusses aufgehoben wurde. Es war dies ein zweites Reskript in dieser Angelegenheit, da der Magistrat auf das erste, schon am 18. August d. J. erlassene eine Vorstellung eingereicht hatte. Die Öffentlichkeit der Sitzungen war dem Bürgerausschusse durch Reskript vom 11. November 1848 provisorisch gestattet worden und seither bei Bestande geblieben; zu ihrer Aufhebung veranlasste der Umstand, dass kürzlich in den Sitzungen des Bürger-Ausschusses Landesangelegenheiten verhandelt und von diesem die Initiative zu Anträgen in Bezug auf die Ausübung des städtischen Landstandschaftsrechtes ergriffen worden war, während ihm nur das Recht zustehen sollte, Wünsche im Interesse der städtischen Kommune bei solchen Gegenständen zu äußern, über welche der Magistrat ihm zu diesem Zwecke Mitteilungen gemacht haben würde. Es wurde dem Bürger-Ausschuss deshalb (wegen Überschreitung einer Kompetenz) zugleich jede vom Magistrate nicht veranlasste Verhandlung allgemeiner politischer und Landesverfassungs-Angelegenheiten untersagt. Hierauf wandte sich der Magistrat unterm 24. November mit einem Vertretungsgesuche dahin, dass sie den Großherzog um die Zurücknahme dieser Verordnung bitten möge, an die Landschaft, welche am 3. Dezember zwei ihrer Mitglieder beauftragte, über dies Gesuch ein Gutachten abzugeben. Der Bericht dieser Kommittenten fiel dahin aus, dass das Vertretungsgesuch des Schweriner Magistrats abzulehnen sei, und erfolgte hierüber im Oktober 1861 auf dem Convente der Landschaft, welcher in Güstrow abgehalten wurde, die Abstimmung, durch welche das erwähnte Vertretungsgesuch gleichfalls abgelehnt wurde.

Am 12. Dezember wurde das hinter dem großherzoglichen Kollegiengebäude gelegene Gebäude des früheren Artillerie-Pferdestalles auf Abbruch verkauft und im Laufe des Winters fortgeräumt.

Vom Oberpostamte wurde am 27. Dezember die Errichtung einer Stadtpost angeordnet und zugleich bekannt gemacht, dass die Zahl der seit dem vorigen Jahre bestandenen öffentlichen drei Briefkasten nunmehr auf zehn erhöht worden sei.

Noch ist von diesen Jahre zu erwähnen, dass die letzten 7 bisher unausgebaut gebliebenen Zimmern in der Beletage des Schlosses, im westlichen Gebäudeteil zwischen den beiden Haupttürmen nach dem Burgsee hin, unter der Leitung des Hofbaurats Willebrand vollendet wurden. Diese Zimmer sind zu Wohn- und Unterrichtszimmer für die Prinzen, deren Lehrer und Bedienung eingerichtet worden.

Ferner wurde i. d. J. der Bau eines Jagdzeughauses auf dem neuen Jägerhofe gleichfalls unter Willebrands Leitung begonnen und im Herbste 1861 vollendet. Dies Gebäude, in der Hoffronte 37 Fuß breit und 45 Fuß tief, ist in den massiven Ringwänden 38 Fuß hoch und mit Schiefer gedeckt. Der innere Raum ist, damit die Jagdnetze aufgehängt werden können, in vertikaler Richtung ganz hohl und an den Wänden nach seiner Quere hin mit in vier Stockwerken übereinanderliegenden schmalen Laufgängen versehen.

Das Jagdzeughaus ist wie die übrigen Gebäude des Jägerhofes im Rohbau ohne Abputz gehalten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin