Über die Entstehung der Chronik

Eine wunderbare Laune des Zufalls hat es gefügt, dass eine so wichtige Chronik an 300 Jahre lang ganz unbeachtet geblieben ist.

Vor etwa zehn Jahren besuchte den Herausgeber Vossberg auf der Rückreise von Italien nach St. Petersburg, Se. Exzellenz, der russische Staatsrat Herr v. Reichel. Im Laufe des Gespräches teilte dieser demselben mit, dass er sich im Besitze von mehren alten preußischen handschriftlichen Chroniken und einer Anzahl durch prachtvolle Ausstattung ausgezeichneter von polnischen Königen für die Stadt Danzig ausgestellten Urkunden befinde, die er ihm sämtlich abzutreten aufs Freundlichste sich erbot. Alle diese Schätze stammten nach seiner Erklärung aus dem Nachlasse des in Genua verstorbenen russischen General-Konsuls v. Heydecken, der früher seinen Aufenthalt in Danzig hatte und daselbst, als ein leidenschaftlicher Sammler von Münzen und Handschriften, zu einer Zeit, wo eine Menge literarischer Seltenheiten in Folge der Kriegszeiten der Jahre 1813—1815 aus öffentlichen und privaten Sammlungen in die Hände der Trödler gekommen waren, zu solchen Erwerbungen günstige Gelegenheit fand. Unter den vier Chroniken, welche Herr v. Reichel demnächst aus Petersburg einsandte, befand sich, als die äußerlich unscheinbarste, unsere Weinreich’sche, die Papierhandschrift eines mäßigen Quartanten von 141 Seiten.


Es gibt noch gegenwärtig Familien in Danzig, welche die von ihren Vorfahren ererbten Handschriften und Urkunden, ohne selbst sich um ihren Inhalt zu bekümmern, als Familien-Geheimnisse bewahren und der Kenntnisnahme wissenschaftlicher Forscher geflissentlich entziehen. Unzweifelhaft muss unsere Handschrift mehre Jahrhunderte in einem so engen Familienverschluss gelegen haben, bis materielle Bedrängnisse ihren Verkauf ins Ausland veranlassten; denn nur unter dieser Voraussetzung ist es erklärlich, wie die Nachrichten dieser Chronik den zahlreichen Chronisten, Geschichtsschreibern und Handschriftensammlern der beiden vorigen Jahrhunderte in Danzig so ganz und gar unbekannt bleiben konnten.

Über die Entstehung und den Verfasser unserer Chronik gibt diese selbst den willkommenen Aufschluss, dass das Original derselben von einem Danziger Bürger Caspar Weinreich, der um 1489 lebte, abgefasst ist, dass aber nur eine Abschrift dieses Originales uns vorliegt, welche der Danziger Chronist Stenzel Bornbach zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts anfertigte, wobei er jedoch mancherlei Veränderungen vorzunehmen sich erlaubte. Wir werden die Tätigkeit des Verfassers und des Abschreibers von einander zu sondern haben.

1) Der Familienname Wynrich oder Weinreich wird vom 14—16. Jahrhunderte in Danzig oft genannt. In das Bürgerbuch der Rechtstadt ist 1390 ein Merten W., 1394 ein Peter W., in das der Jungstadt 1420 ein Michel W. eingetragen worden und im 16. Jahrhunderte hat als einer der ersten preußischen Buchdrucker Hans W. während der Jahre 1520—1554 abwechselnd in Danzig und Königsberg für seine Kunst gewirkt. In der letzten Hälfte des 15. Jahrh. werden mehre Weinreiche genannt, die sämtlich einer Familie anzugehören scheinen. 1457 wird dem Hans Weinreich sein Holk (Schiff) gekapert; die Räuber wurden aber ergriffen und sämtlich in Danzig auf dem „Dominiksplane“ hingerichtet. Ebenderselbe Hans W. kommt 1474 mit einer Salzladung glücklich aus Baye in der Bretagne in seine Vaterstadt zurück. Um das Jahr 1480 ist Christoph W. Besitzer eines Hauses und einer „Bude“ in der halben (j. Großen Hosennäher) Gasse; im Laufe des Jahres 1491 fährt Andres W. mit seinem Schiffe aus dem Danziger Hafen aus und kehrt wieder in denselben zurück; bei der Ausfahrt befinden sich unter seiner Ladung 8 Last Mehl, die ihm selber, und 10 Last Roggen, die dem Gorgen W. zugehören. Man sieht, alle diese Weinreiche sind Schiffer, die, wie das damals häufig vorkam, Reederei und Seehandel zu gleicher Zeit, beides aber mit beschränkten Kräften, betreiben. Wenn auch der Name eines Caspar W. unter kaufmännischen Papieren sich noch nicht vorgefunden hat, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass auch dieser jener Familie angehörte und ihr Gewerbe teilte. Dafür spricht aufs Deutlichste das große Interesse, welche die Chronik für alle Einzelheiten des Schiffbaues, der Schifffahrt und des Seehandels kundgibt, und die überwiegende Bedeutung, welche sie den Vorfällen in der hanseatischen Welt, namentlich im Bereiche des Brüggischen Komtors beilegt; ja man sieht aus den Aufzeichnungen selbst, dass ihr Verfasser in manchen Jahren (z. B. 1468, wo eine Überschwemmung am Ufer der Wielinge seine besondere Aufmerksamkeit erregt) mehr in den Niederlanden als in Danzig sich aufgehalten hat. Von seiner politischen und gesellschaftlichen Stellung in Danzig ist so viel klar, dass er zwar nicht dem Patriciate angehörte und demgemäß auch niemals Mitglied des Raths- oder Schöppenkollegiums war, dennoch aber mehr als ein gewöhnlicher Privatmann von den politischen Verhältnissen seiner Vaterstadt wusste und für dieselben sich interessierte. Beachtet man nun, wie Weinreich gegen das, was im Raths-Kollegium vorgeht, ein gewisses Misstrauen an den Tag legt („Gott weiß, wie es der Rat selber hält“, äußert er 1466 über ein von demselben erlassenes Gesetz), wie unwillig er darüber ist, dass seit 1487 die „Obersten“ der Gemeindeversammlung verheimlichen, was auf den Ständetagen verhandelt worden, „das vormals nicht zu sein pflegte“, oder dieselben 1483 sich weigerten die Entschädigungsklage Danziger Kaufleute gegen die Holländer jener Versammlung vorzulegen, wie genau er dagegen über die Mitteilungen, welche 1489 Bürgermeister Scheweke der „Gemeinde“ machte, berichtet, und wie er, Weinreich, sich darauf bewogen fand, über die Richtigkeit derselben in Thorn Erkundigungen einzuziehen, und berücksichtigt mau endlich seine Bekanntschaft mit solchen öffentlichen Papieren (z. B. 1493 mit einem Briefe König Johann Alberts an den Danziger Rat), die ein einfacher Bürger damals füglich nur aus amtlichen Mitteilungen gewinnen konnte, so wird man für alle diese Wahrnehmungen eine genügende Erklärung nur in der Annahme finden, dass Weinreich ein Mitglied des Kollegiums der Bürger-Repräsentanten oder der nachmals sogenannten dritten Ordnung war, welche Behörde zwar in Betreff ihrer Zusammensetzung und ihrer Befugnisse erst im 16. Jahrhunderte fester geregelt wurde, nachweislich aber schon im 14. Jahrhunderte bestand und zumal seit 1454 bei allen wichtigen Angelegenheiten von der Regierung zu Rate gezogen wurde. Einer solchen öffentlichen Stellung entspricht der rege patriotische Eifer, von dem die schlichte Erzählung des einfachen Kaufmannes durchweg erfüllt ist, und der ihn sichtlich auch in der Auswahl dessen, was er von den Ereignissen fremder Länder aufzeichnete, geleitet hat.

An einigen Stellen jedoch hat der sonst durchaus selbständige Erzähler, die Aufzeichnungen zweier Zeitgenossen benutzt; den einen nennt er selbst, nämlich Christof Beier, der andere muss der Verfasser von Mittheilungen über den Pfaffenkrieg gewesen sein.

Über Christof Beiers Lebensverhältnisse hat uns der unten näher zu erwähnende Chronist Stenzel Bornbach, dessen Hausfrau eine Enkelin Beiers war, mancherlei berichtet. Der Sohn Matterns von Lumpen, der ein Dorf Lumpenfeld bei Conitz besaß, hatte Christof, 1458 geboren, schon in den ersten Jahren unter den Bedrängnissen des Krieges den Vater und sein ländliches Besitztum verloren und deshalb in Conitz, wo ihn sein Schwager Beier erzog, indem er den bürgerlichen Namen desselben annahm, auch das bürgerliche Gewerbe ergriffen. Als Kautgeselle kam er nach Danzig, wo er au mancherlei kaufmännischen Unternehmungen ins Ausland teilnahm, namentlich 1479 St. Jago in Spanien besuchte und 1483 an der norwegischen Küste Schiffbruch erlitt, bis er sich 1490 mit der Tochter seines Danziger Wirtes, Ortke (Dorothea) Herzberg, einer Pate der Hausfrau Paul Benekes, vermählte und Bürger in Danzig wurde. Als solcher gewann er bald großes Ansehen, wurde 1497 zum Schüppen und 1502 zum Ratmann gewählt und starb als solcher 2. Februar 1518 in Folge des Schreckens, den ihm der Brand seines Wohnhauses bereitete, 61 Jahre alt. Bornbach nennt ihn „einen fleißigen Schreiber, der wohl in seiner Jugend studiert hatte und viel Geschichte bei seiner Zeit annotierte“, und bezeichnet als seine Hauptarbeit eine Chronik der Jahre 1490—1518, welche größtenteils „privatas res Civitatis Gedanensis“ enthalten und aus welcher er selbst für seine Geschichte der Jahre 1497-1520 geschöpft habe. Außer dieser Chronik kannte man im 16. Jahrhundert noch andere schriftliche Aufzeichnungen Beiers, die die Zeiten von 1470—1490 betrafen; diese benutzte insbesondere der Verfasser der sogenannten „kleinen Melmann’schen Chronik“, indem er ihnen Bemerkungen über Danziger Bauten und über die Preise von Waren entlehnte. Auch hatte Beier eine Sammlung hanseatischer Rezesse angelegt. Weinreich hatte, wie man sieht, guten Grund seine Mittheilungen aus den Berichten eines solchen Gewährsmannes zu ergänzen; die im Ganzen seltenen Fälle, in denen er dies tut, setzen indes nicht notwendig seine Bekanntschaft mit jenen Schriften Beiers voraus, sondern lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf mündliche Mitteilungen desselben zurückführen, zumal da Weinreich unter den Jahren 1479 und 1485 von ihm wie von einem ihm persönlich bekannten Manne spricht.

Anders verhält es sich mit einer zweiten Quelle. Bornbach und Caspar Schütz erwähnen, dass der Bischof vom Ermelande, Nicolaus v. Thüngen, welcher 1489 starb, über den sogenannten Pfaffenkrieg, in welchem er selbst eine so wichtige Rolle spielte, eine Chronik hinterließ, welche beide Schriftsteller lasen und benutzten. Wenn nun in der Regel die Chroniken des 16. Jahrhunderts über jenen Krieg mit unwesentlichen Abweichungen einen selbst in den Worten fast ganz übereinstimmenden Bericht geben, so hat man mit Recht diese Übereinstimmung daraus hergeleitet, dass alle jene Chroniken das Thüngen’sche Buch vor Augen hatten. Nun ist aber auch Alles, was Weinreich unter den Jahren 1473, 75, 77, 78 und 79, mit Ausnahme zweier Stellen, über jenen Krieg, den Hochmeister und Herzog Johann v. Sagan erzählt und überdies die Notiz über den Hochmeister Johann v. Tiefen unter dem Jahre 1489 unverkennbar derselben Quelle entnommen, und er unterscheidet sich von den späteren Chronisten nur darin, dass er die Ausdrucksweise des 15. Jahrhunderts beibehalten hat, während jene sie in die Sprache ihrer Zeit übertrugen, dass er ferner Manches, was jene ausführlich erzählen, nur kurz oder mit einem „etc.“ andeutet, Anderes dagegen weitläufiger als jene ausführt, und endlich darin, dass er das, was jene in einem zusammenhängenden Berichte mitteilen, nach den Jahren und Tagen gesondert mitten unter andere Begebenheiten gestreut hat. Man könnte geneigt sein diesen unselbständigen Teil unserer Chronik als eine Einschaltung des Abschreibers anzusehen, zumal da der Verfasser mit den späteren Chronisten den in der Arbeit eines Zeitgenossen sehr auffallenden Fehler begeht, den Regierungsantritt des Hochmeisters Martin Truchsess in das Jahr 1475 zu verlegen; da aber Weinreich gerade diesen Fehler an einer Stelle (unten p. 58) wiederholt, an der er ganz selbständig erzählt, so dürfte man hierin eher eine Bestätigung der obengedachten Vermutung zu finden haben, dass Weinreich während der Jahre 1470 — 80 meistens außerhalb Preußens lebte, welcher Umstand ihn nötigte, die ihm unbekannt gebliebenen preußischen Ereignisse aus der Schrift eines Zeitgenossen nachträglich zu ergänzen.

2) Stenzel Bornbach, ein geborener Warschauer, der seit etwa 1550 bis an seinen Tod 27. März 1597 in Danzig lebte, ein überaus fleißiger Sammler und Forscher auf dem Gebiete der preußischen, insbesondere der Danziger Geschichte, hat eigenhändig eine große Zahl Folianten teils mit Abschriften und Auszügen geschichtlicher Urkunden und älterer Chroniken, teils mit eigenen geschichtlichen Ausarbeitungen, namentlich Chroniken und Stammtafeln gefüllt. Wer diese größtenteils in der Königl. Bibliothek in Berlin und im Stadt-Archive und in der Uphagen’schen Bibliothek in Danzig aufbewahrten Papiere mit der Handschrift unserer Chronik vergleicht, kann keinen Augenblick daran zweifeln, dass er auch diese geschrieben hat. Man ersieht jedoch schon aus den häufigen Verbesserungen, dass der gelehrte Abschreiber Mühe gehabt hat seine Urschrift zu entziffern und dass er deshalb viele ihm unverständliche Worte teils unverändert mit ihren Abkürzungen nachbildete, teils durch nicht immer glückliche Lesarten in verständliche umgewandelt hat. So hat er z. B. das schottische Schwarzgeld (Nigra Moneta) in Schwertgeld und die „karke“ d. h. Kirche, welche der Edelmann Marschede in Mariensee besetzte und plünderte, in eine „barke“ geändert. Er hat aber auch dem Texte allerlei Zusätze beigefügt, welche sich als solche schon darin kundgeben, dass sie teils an den Hand, teils zwischen die Linien, teils in kleineren Schriftzeichen und in der Form von Anmerkungen zum Texte gesetzt sind. Abgesehen von den Randbemerkungen, welche vielleicht sämtlich mit Ausnahme der Hausmarke vom Abschreiber herrühren und nur die Inhaltsangabe enthalten, und abgesehen von einzelnen Worten, welche Bornbach offenbar und meistens auch nachweislich aus Melmann und andern Chroniken beigemerkt hat, sind die längeren Zusätze als wertvolle Ergänzungen zu betrachten, da er sie entweder, und zwar meistens mit ausdrücklicher Angabe der Quelle, unmittelbar aus den Papieren Christof Beiers, und einmal auch aus denen des Bürgermeisters Reinhold Niederhof, oder wie die Bemerkungen über Philipp Bischof (S. 32), Otto Angermünde (S. 33) und Johann Proite (S. 03) aus seinen Stammtafeln, welche er aus den Papieren der sie betreffenden Familien1) gezogen hatte, hinübernahm. Da Bornbach in seinen zahlreichen geschichtlichen Werken unsere Wissens nirgends weder Weinreich als seine Quelle nennt, noch irgend welchen Gebrauch von den Berichten desselben gemacht hat, so muss man annehmen, dass er erst in seinen späteren Lebensjahren, jedenfalls nach 1577 unsere Chronik kennen lernte und bearbeitete.

Auch die jetzigen Herausgeber haben gleich Bornbach in der Entzifferung der Handschrift viele Schwierigkeiten zu bekämpfen gehabt, und haben absichtlich so viele Jahre mit ihrer Veröffentlichung gezögert, bis sie, hauptsächlich durch näheres Eindringen in das Verständnis des Inhalts, auch in Betreff des Wortlautes zu ersprießlichen Ergebnissen gelangt zu sein glaubten. Rücksichtlich des Textes ging ihre Absicht dahin, durch Auflösung der Abkürzungen und nach Beseitigung der offenbaren Schreibfehler und der Bornbach’schen Lesarten, sowie durch Absonderung aller später n Zusätze, worüber jedoch in jedem einzelnen Falle Rechenschaft gelegt ist, die ursprüngliche Chronik Weinreich’s in lesbarer Form wiederherzustellen. Zwei durchgreifende Abweichungen, die wir uns erlaubten, dürfen hoffentlich auf Billigung rechnen; die eine betrifft die Rechtschreibung, in Bezug auf welche wir den Grundsatz, welcher dem Verfasser und Abschreiber vorschwebte, gar oft aber von ihnen verletzt wurde, dem von Grautoff in den Lübeckischen Chroniken gegebenen Beispiele folgend, beharrlich durchführten, und indem wir demgemäß die großen Buchstaben nur bei den Anfangsworten der Sätze anwandten, die Eigennamen durch gesperrte Schrift kenntlich machten; die zweite betrifft die Scheidezeichen (Interpunktion), die wir in der Handschrift so willkürlich und grundsatzlos gehandhabt fanden, dass wir im Interesse des Lesers zu ihrer vollständigen Umgestaltung uns berechtigt glaubten. Hinsichtlich des Inhalts haben wir zunächst durch zahlreiche größtenteils sachliche Erklärungen das Verständnis der Chronik zu erleichtern uns bemüht und sind darin um so ausführlicher gewesen, da wir auf das wichtigste Hilfsmittel, welchem wir die nähere Kenntnis der von Weinreich in der Regel nur kurz angedeuteten Verhältnisse verdanken, auf die in den letzten Jahren neu aufgefundenen Papiere des Danziger Archives, den Leser nicht einfach verweisen konnten. Wir haben demnächst aber auch gleich Bornbach die Chronik erweitert, indem wir teils in den Beilagen einige wichtige Urkunden der Weinreich’schen Zeit und ausführliche Erörterungen über zwei Stellen der Chronik, die sich auf das berühmte Danziger Bild vom jüngsten Gerichte und auf die Hausmarken bezogen, teils in den Anmerkungen mehrere die Angaben unsere Chronisten erläuternden oder ergänzenden Notizen einiger bis jetzt wenig bekannten und ungedruckten Chroniken des Danziger Archives, welche sämtlich aus dem 16. Jahrhunderte stammen, anschlossen.

Was endlich die in Weinreichs Chronik vorkommenden Münzbezeichnungen, z.B. Pfund groß, Vlämische Pfunde, Englische Nobel, Turnosen, Ungarische Gold- und Kaufmannsgulden etc. und das Wertverhältnis dieser Münzen zu den preußischen Marken, betrifft, so haben wir sie an den betreffenden Stellen möglichst aufzuklären und festzustellen gesucht. Es schien uns außerdem angemessen, den Leser mit einigen der erwähnten Münzgepräge durch genaue Abbildungen bekannt zu machen. Ein Gleiches galt von den gleichzeitigen Neusser Münzen, die zugleich dazu dienen mögen den Ungrund eines von Weinreich aufgenommenen Gerüchts, über das der Stadt neben dem Münzrechte angeblich verliehene neue Wappen, darzulegen.
Das erst in jüngster Zeit im Danziger Geheimen Archive durch den Herausgeber Hirsch aufgefundene älteste Stadt-Siegel aus dem 13. Jahrhunderte, sodann aus gleicher Quelle die bisher unbekannt gebliebenen Siegel der Alt- und Jungstadt-Danzig, glaubten wir hier vorzugsweise eine Stelle einräumen zu dürfen; das erste als sphragistische Seltenheit, die beiden letzteren aber weil sie für die in Weinreichs Chronik oft erwähnte Katharinen- und Bartholomäus- Kirche in naher Beziehung stehen. Wir erfahren aus dem Siegel der Altstadt mit dem Bilde der H. Katharina, dass dies Wappen der dieser Heiligen gewidmeten Hauptkirche entlehnt war. Ein Gleiches gilt von der vom deutschen Orden gegründeten Jungstadt-Danzig. Sie führte ihr Wappen: den H. Bartholomäus zwischen zwei Adlern stehend, zu Ehren der diesem Heiligen innerhalb ihrer Mauern geweihten Kirche, über deren später n Umbau Weinreich als Zeitgenosse schätzenswerte Einzelheiten mitteilt.

Möge die auf diese Arbeit mit Lust und Liebe verwandte Mühe dem Leser nicht nutzlos erscheinen!
März 1855.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Caspar Weinreichs Danziger Chronik - Einführung
Danzig

Danzig

Die Langgasse in Danzig

Die Langgasse in Danzig

Kloster Oliva bei Danzig

Kloster Oliva bei Danzig

Wirtshausszene in der Hansezeit

Wirtshausszene in der Hansezeit

Hansewappen

Hansewappen

Hanse Kogge

Hanse Kogge

Danzig - Frauengasse

Danzig - Frauengasse

alle Kapitel sehen