Brotbacken in Ungarn

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1903
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Ungarn, Nahrungsmittel, Brot, Brotbacken, Backofen, Gemeindebackofen, Backherd,
„Das Brot ist der Stab des Lebens“, dieser Ausspruch gilt nirgend mehr als auf dem Lande, wo Brot noch immer das Hauptnahrungsmittel bildet. Daher ist es eine der wichtigsten Obliegenheiten der Bäuerin, das Brot für die Familie und etwaiges Gesinde zu backen, gutes kräftiges Landbrot, von angenehmem Geruch und Geschmack, an dem man sich mit Genuss sättigen kann, nicht solch graues, saures, strohiges Zeug, wie es von den städtischen Bäckern leider so häufig als Hausbrot ausgegeben wird.

*******************************************************
Auf dem Dorfe steht der häusliche Backofen noch in Ehren, ein gutes Brot backen zu können, ist ein Stolz für die Bäuerin. In manchen Gegenden bringt man den Backofen wie einen Erker außen am Hause an, in anderen wieder bevorzugt man einen Gemeindebackofen, den die Bauern der Reihe nach benutzen. Am einfachsten ist die Sache wohl in manchen Gegenden Ungarns eingerichtet, indem man dort die untere Wölbung des steinernen Herdes als Backofen benutzt. Während oben auf der Platte am offenen Feuer das Essen brodelt, werden drinnen in der Höhlung inzwischen die runden Brotlaibe gar und bedecken sich mit brauner Kruste.

Unser Bild auf S. 577, nach einem Gemälde von M. Szobonya, zeigt uns eine ungarische Bäuerin, die eifrig damit beschäftigt ist, den Backherd mit den Broten zu beschicken, welche ihr die beiden ältesten Kinder in reinlich mit weißen Tüchern ausgelegten Weidenkörben zutragen. Selbst der jüngste Spross der Familie nimmt, wenn auch nur als Zuschauer, an dem wichtigen Vorgang lebhaften Anteil.

Ungarn, Brotbacken

Ungarn, Brotbacken