An Paul Heyse - Den Maximiliansorden, zu dem der Dichter von Heyse vorgeschlagen worden war, hatte Keller zunächst abgelehnt. Erst als Heyse ihn zum zweiten Male eingab, glaubte Keller aus Rücksicht auf den Freund die Annahme nicht länger verweigern zu dürfen. - Zürich, 9. Dezember 1876.

Lieber Freund!

Wenn die Augsburger Allgemeine Zeitung nicht lügt, so haben Sie die Minen nun doch angezündet, die Sie mir gelegt haben! Mögen Sie dafür im Dies- oder Jenseits den Lohn empfangen, der Ihnen gebührt!


Für den Fall, daß die Sache wirklich und unwiderrufen ist, bitte ich Sie (das haben Sie sich selbst zugezogen) um eine gütige Anleitung, was man nach Empfang der bezüglichen Anzeige oder Zustellung zu tun hat, ob man z. B. an den König selbst schreiben muß, ob man das Wort Dank gebraucht oder welches, und wie lang das Schreiben sein darf, ohne unschicklich zu sein. Ich denke, es wird nur das Notwendigste in möglichst wenig Zeilen zu sagen sein. Was mich zu diesen pedantischen Informationen bewegt, ist der Wunsch, dem armen Herrn, der auf so unfreiwillige Weise mit einem Unbekannten in Berührung kommt, nicht auffällig zu werden durch Verletzung der Form, Verspätung usw.

Empfehlen Sie mich der gnädigen Frau Gemahlin, den Fräulein Töchtern und dem kleinen Telemach, der hoffentlich schön im Plato liest und nie nach seinem Papa ausreisen muß!

Ihr alter Esel
G. Keller.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Briefe