3. März bis 14. Mai 1813

Dass man von französischer Seite bemüht war, allerhand Nachrichten in die Welt zu setzen, die dazu dienen sollten, die Gemüter zu erschrecken und gefügig zu machen, beweist ein

Brief vom 3. März 1813, in dem es heißt:


„. . . Schreckliche Gerüchte von Auftritten, die in Berlin sollten vorgegangen sein, setzten uns in Angst, bis endlich Ihr lieber Brief kam, der uns beruhigte. Aber heute ströhmen die Erzählungen wieder von allen Orten her, von so viel Schreckensszenen, die am 26sten vorgegangen sein sollen, dass unsre Unruhe noch zu einem weit höhern Grade gestiegen ist, wie je. Halb Berlin, sagt man, soll in Asche liegen. Sie können also denken, wie uns dabei zu Muthe ist. Gott gebe, dass dies alles ebenso erlogen sein mag, als tausend andre Gerüchte, die recht dazu ausgesonnen zu sein scheinen, um uns zu quälen.“

Dasselbe Schreiben enthält dann noch folgende interessante Stelle:

„Ein kleines Vorspiel hatten wir in diesen Tagen hier in Rostock. Unsre Garnison mit allen Duanen zogen weg. Alles ging ruhig ab, weil es Sachsen waren. Als aber der französische Kommandant zuletzt auch abfahren wollte, ward er von allen Rostocker Jungens mit Steinwürfen und Gassen-Unrath bedeckt, zum Thore hinausgejagt, und die Bürgerwache hatte Mühe, ernsteren Auftritten zu steuern. Schlimmer soll es in Hamburg und Lübeck hergegangen sein, wo die Besatzungen zum Thore hinaus geprügelt sind, und endlich sogar nach Hamburg dänische Truppen requiriert werden mussten, um der Wut der ergrimmten Volksmasse Grenzen zu setzen.

Wir sind hier ganz ruhig; haben keinen Schutz als unsre friedlichen Bürger. Mit Sehnsucht erwarten wir unsre Befreier, denn in den kleinen Städten hier herum liegen noch kleine Haufen, und man fürchtet sehr ihre Rückkunft, um uns für den Jungens Muthwillen zu züchtigen. Sollte dies geschehen, so wären blutige Auftritte nicht zu vermeiden. - Eine Nachricht giebt uns die bestimmte Zusicherung, dass vorgestern 30.000 Schweden zu Ystadt eingeschifft sind, um die Pommerschen und Meckl. Häfen zu befreien. Da wird es gewiss noch etwas geben, denn in Stralsund ist noch eine ziemliche Garnison.“
Im März haben sich die Verhältnisse in Mecklenburg für die Franzosen bereits ungünstiger gestaltet.

Ein Brief vom 17. März lässt sich dahin aus:

„. . . . Man hat uns hier sehr mit Gerüchten von Berlin geängstigt; itzt scheinen die Nachrichten günstiger; aber alles sind Sagen und Erzählungen, worauf man nicht bauen kann. Wir sind im tiefsten Frieden. Alle unsre Zuchtmeister sind weg. Unsre Schiffer arbeiten vom Morgen früh bis in die Nacht. Schon in dieser Woche wird ein beladenes Schiff auslegen. Den 10. sind 120 Kosaken in Grabow gewesen; die Offiziere sind von Meckl. Offizieren nach Ludwigslust eingeladen. Von beiden Seiten hat man sich mit Herzlichkeit bewillkommt. Der französische Chargé d'affaires in Schwerin ist nach Lübeck verreiset, hat aber ausdrücklich sein Quartier offen bestellt, weil er nach 3 Monaten wieder kommen will, da die Dinge einen anderen Wandel haben sollen. Der Narr! Wir haben Alexanders Verheißungen, dass keinem Meckl. ein Haar gekrümmt werden soll. Unser Kontingent wird komplettiert, um mit zu gehen. Die 120 Kosaken suchen die 3.500 Mann, die 10 Kanonen bei sich haben, auf, die uns vor 8 Tagen verließen. Übrigens leben wir in der tiefsten Unwissenheit von allem, was um uns vorgeht. Große Ereignisse müssen doch bald eintreten. Die Zeitungen sagen uns nichts . . .“

Im April sind die Schweden im Lande.

Ein Brief vom 7. April sagt:

„Seit Montag haben wir an den braven Schweden die längst sehnlich erwarteten Gäste. Es sind treffliche Leute; groß und stark wie die Bären, zutraulich und gutmütig wie die Turteltäubchen. Sie scheinen den schlummernden Heroismus in den Herzen aller Mecklenburger angefacht zu haben, denn seit vorgestern ist das Zuströhmen der Freiwilligen gewaltig.“ - Im weiteren Verlauf dieses Schreibens frägt der Vater nach dem Sohne: „Wo er itzt wohl ist? Wo sind Ihre anderen Herrn Brüder? Ist Heinrich mit einem von ihnen zusammen? Eckmühl soll mit 12.000 Mann ins Hannöversche gerückt sein, um Morand zu unterstützen. Dieser ist aber bei Lüneburg aufgerieben, er selbst mit 9 Bajonet- oder Pikenstichen massakriert. 200 unsrer Meckl. von der Garde sollen sich nach dem Zeugniß des russischen Befehlshabers sehr brav gehalten haben.“

Dieses Schreiben hat noch folgenden Zusatz erhalten:

„Diesen Augenblick kommt hier die Schreckenspost, dass 10.000 Franzosen die Elbe forcieren, um in Meckl. einzudringen und um jeden Preis die Häfen zu sperren. - Wie wirds uns noch gehen! Nun können unsre Freiwilligen ihr Meisterstück machen. Ob ich meine alten Knochen auch noch werde hin tragen müssen? - Immerhin, wenn es nicht anders sein kann! - „

So schwankt die Stimmung im Lande Mecklenburg hin und her.

Kurz vorher - am 3. April - hatte L. K. geschrieben:

„. . . Freilich wird hier der Volksjubel auch zuweilen laut, aber doch nur bloß bei uns in Rostock, wo Matrosen und die niedere Volksklasse wegen des nunmehr, mit Ausschluss nach französischen Häfen, gänzlich frei gegebenen Handels, zwischen durch ihre Freude auf ihre Art oft ungestüm äußern. In dem übrigen Theil des Landes ist diese Freude in den höheren und gebildeten Ständen wohl so ziemlich allgemein, - mit Ausnahme solcher, die bisher grade durch das Unglück des Ganzen begünstigt wurden!! - Aber in den niedern Klassen herrscht abgestumpfte Indolenz. Es ist uns lieb, dass Russen und Preußen sich so gefällig für uns wollen tot schlagen lassen, aber wir selbst wollen die Hand nicht ausstrecken. Auch die Einwirkung von oben herab ist so, dass man ihr das Abgezwungene wohl ansehen kann. Unter den jungen Leuten mittlerer Stände herrscht noch der größte Enthusiasmus. Unsere Studenten nehmen täglich von ein Paar alten gedienten Sergeanten Unterricht in militärischen Übungen; so auch mehrere Kaufdiener. Manche sind aber schon heimlich, ohne Vorwissen ihrer Eltern, die ihre Zustimmung nicht geben wollten, teils nach Hamburg, teils nach Breslau abgegangen, um dort ihre Dienste anzubieten. Übrigens leben wir hier wie im vollkommensten Frieden. Wir kennen gar kein Militär mehr, als ein Paar Überbleibsel, die in Schwerin noch hausen. Dies erregt denn doch oft einige Bangigkeit, wenn wir unerwarteten Besuch von versprengten feindlichen Korps kriegen sollten, welches von den Besatzungen aus den preußischen Festungen möglich sein könnte. Dies wäre schlimm, denn auf einen Enthusiasmus, so wie er im Bergschen und Bremischen erwacht ist, dürfen wir nicht rechnen. Wir freuten uns auf den Besuch der Schweden, allein es heißt, die ersten 600 sollen Pommern besetzen, die vor 8 Tagen gelandeten 6.000 wären nach Stettin bestimmt, und die Haupt-Armee von 60.000 stände in Schweden bereit, um des elenden Dänemarks Erklärung abzuwarten. Sollte die für Frankreich ausfallen, so ists wohl um Dänemark geschehen; im günstigen Falle hingegen, sollen sie nach Holland bestimmt sein. So habe ich es von unserm hiesigen schwedischen Agenten vernommen! - Wenn nur Dantzig und Magdeburg erst den französischen Klauen entrissen wären! Dresden ist ja, Gottlob! itzt frei; die übrigen müssen sich dann wohl geben, nur freilich sind doch immer die armen Einwohner zu bedauern. - Wenn doch nur Einigkeit und allgemeiner Enthusiasmus für die gute Sache unter den Fürsten und Anführern herrschte! - Was wird Österreich thun? noch ist uns hier keine bestimmte Erklärung authentisch bekannt.“

Dann folgen eine Anzahl geschichtlich - insbesondere auch für die Geschichte Mecklenburgs - sehr interessante Briefe.

Am 12. Mai schreibt L. K.:

„Unsre Lage würde sonst sehr ruhig sein, da wir hier unter dem Schutz unsrer frommen Schweden uns sicher halten können. Sie singen und beten sehr fleißig und essen und trinken ruhig und mit gutem Appetit. Aber die mannigfaltigen Gerüchte, die sich hier durchkreuzen, erwecken uns Besorgnisse. Unsre zur Messe gereisten Kaufleute sind bis dicht vor Leipzig gekommen, welches sie mit Franzosen besetzt fanden, also stehendes Fußes mit aller ihrer Habe wieder umkehrten. Dies erregte hier eine um so größere Bangigkeit, da das Gerücht einer verlorenen Schlacht und großen Niederlage der Preußen hinten nachkamen. Briefe aus Hamburg beruhigten uns insofern, dass die am 2. gelieferte Schlacht 1) für Preußen glücklich ausgefallen wiewohl mit einem großen Verlust verbunden gewesen. Ersteres versichern uns ja auch die letzten Zeitungen, letzteres ist denn leider! wohl zu glauben, und da lässt sich denn wohl die Besorgnis auch um die, die uns so nahe am Herzen liegen, nicht wohl unterdrücken! - Mit der letzten Post erhielten wir ein Paar Zeilen von Heinrich aus Leipzig vom 26sten April . . . . . . . Mein Georg hat auch losen müssen, welches mich doch wundert, da wir hier bei uns dies keinem Fremden zumuten. Wenn nur etwas Gutes erkämpft würde! - Bei dem üblen Gemeinsinn in Deutschland wird der Kampf schwer werden. Schande genug für uns Deutsche, dass es sogar noch Verräter unter uns gibt. Wenigstens versichern uns Briefe, dass die preußische Besatzung in Merseburg durch einen solchen Auswurf der Menschheit verraten sein soll. Sachsen ist noch immer nicht gewonnen. Wegen Österreich ist man hier auch noch besorgt. Bayern und Württemberg schwanken noch. Schweden tut gar nichts. Dänemark spielt eine alberne maskierte Rolle. - Da wird also wenigstens auf keinen geschwinden Fortgang zu hoffen sein. Schreckliche Kämpfe, wo Blut in Strömen vergossen werden wird, stehen uns noch bevor. Wir kämpfen gegen ein lernäisches Ungeheuer.

1) Die Schlacht bei Großgörschen.

Schon seit 6 Wochen ist der schwedische Erbprinz hier stündlich erwartet und alles für ihn in Bereitschaft. Die 12.000 Schweden, die in Wismar gelandet sein sollen, sind auf 1.200 eingeschrumpft. Diese, und etwa 2.000, die in der vorigen Woche von Stralsund ankamen, liegen teils bei uns, teils in den benachbarten kleinen Städten und Dörfern herum. Wenn sie wenigstens doch bis zur Elbe gingen. Wie es dort aussieht, davon wissen wir hier gar nichts, nur dass Dömitz und Boitzenburg alle Augenblicke so voll Russen und Preußen sind, dass viele Einwohner ihre Häuser ganz und gar dem Militär räumen und davon gehen müssen. 30, 40 bis 50 Mann liegen in ein einzelnes solches kleines Nest. In den Gegenden, wo die Franzosen hinkommen, soll die Gräuel nicht zu beschreiben sein. Warlich! die sind die Glücklichsten, die mitten im Getümmel sind. Bei Gott! liebe Julie! wäre ich nicht durch meine Umgebungen so sehr gefesselt, und wären die Pflichten für die Zurückbleibenden nicht überwiegend, ich wäre längst mitten drunter. Da stirbt man doch in Ehren und nicht unter den Händen der Meuchelmörder. - Doch! vielleicht haben Sie bessere Aussichten und froheren Mut; vergeben Sie, dass meine verstimmte Laune Ihnen einen trüben Augenblick gemacht hat.“

Dieser Brief hat noch folgenden Zusatz erhalten:

„Soeben kommt jemand und will aus glaubhaften Berichten versichern, Napol. sei vermisst!!“

Aus einem Schreiben vom 14. Mai ist Folgendes zu entnehmen:

„Die wackeren Schweden haben unsern Kriegsmut angefacht. Es ströhmt von allen Seiten eine Menge Freiwilliger aus allen Ständen herbei. Milde Gaben werden gesammelt, ohne Rücksicht auf Stand, Alter und Geschlecht. Damen und Kinder bilden sich, neben Männern vom Stande in bunte Gruppen und sammeln. Ist eine Deputation fort, so kommt die andre; fast möchte man sagen: es wäre beinahe des Guten zuviel. - Morgen ist der Termin, an dem es sich entscheiden wird, ob die Anzahl der Freiwilligen genügt, oder ob noch mehr herangezogen werden müssen. Alles übrige, sei es, wes Standes es wolle, nur die Prediger ausgenommen, übt sich im exerzieren. Da manövrieren Ratsherrn und Professores; Kaufleute, Schneider, Schuster und Karrenknechte, alles traulich und brüderlich durcheinander. Nur leider! fehlt es uns an Gewehren und Waffen aller Art. Einige, die selbst Gewehre haben, üben sich täglich im Ziel schießen. Mein nur erst halb rekonvaleszierter Fritze 1) macht treulich alle Manövers mit und ist mit sich selbst unzufrieden, dass er noch nicht so viel Mark in den Knochen hat, diese Spielerei im Ernst treiben zu können. Mein Detloff 2) würde seiner Senatoren Würde ohngeachtet, sich unter die Kämpfer in Reih und Glied stellen, wenn er nicht seine Eltern berücksichtigte, die an ihm zu viel verlieren würden. Zum Landsturm ist indessen keiner ausgenommen, bis zum 60sten Jahr. Ich hoffe nicht, dass man die Paar Jahre, die ich schon darüber habe, mir anrechnen wird! - Unsre Waffen bestehen bloß in einer 10 Fuß langen Pike von tüchtigem Holze, mit einer scharf zugespitzten verstählten 12 Zoll langen, mit langen herabgehenden eisernen Federn gesicherten eisernen Spitze versehen. Die Landleute behalten ihr Werkzeug, an dem sie gewöhnt sind, die Sense, nur dass sie grade ausgestellt wird, um auf Ziel und Stoß geschickt zu sein. - Ach, liebe Julie! wie manche widersprechende Gefühle erwachen hier in dem Herzen des Menschen Beobachters. Es ist doch warlich! eine sehr unglückliche Zeit-Periode, in der wir leben, und wie sehr haben wir bei unsern heranwachsenden Kindern zu wachen, dass nicht eine mord- und raubsüchtige Nation, voll Menschenhass, in ihnen hervorgeht. Es muss dies alles so sein, aber eben weil es sein muss, welch ein bleibender, unvertilgbarer Eindruck in die rohen Gemüter derer, denen dies harte Muss nicht aus einem richtigen Gesichtspunkt dargestellt wird. Wahrlich! von allen Kantzeln, Kathedern und Schulbänken sollte man es sich angelegen sein lassen, die gegenwärtige Stimmung so zu leiten, dass nicht üppige Auswüchse entstehen, die einst dem Mutterstamm schaden können. - Doch, wo gerate ich hin? Vergeben Sie mir diese Abschweifung, liebe Julie!

1) Friedrich Franz Karsten, geb. 8. Febr. 1796 in Neuenwerder, Dr. jur., Rechtsanwalt in Berlin.

2) 2) Geb. 17. Dezember 1767 in Bützow, 1811 Senator in Rostock, später Bürgermeister dieser Stadt. Vgl. S. 72.


Vorgestern wurden wir durch eine plötzliche Nachricht allarmiert, dass zu Röbel - 2 kleine Meilen von der preußischen Grentze, - ein starkes Korps Franzosen angekommen wäre, die sich in der ganzen Gegend, bis disseits Güstrow herauf, in kleinere Detachements verbreiteten. In vielen Dörfern, bis nahe an Rostock heran, wurden Sturm-Glocken geläutet und bei uns entstand allgemeine Verwirrung. Gestern kam die Beruhigung, dass es französische Gefangene wären, die sich selbst ranzionirt hätten, und es ward in den hier umliegenden Gebüschen und Hölzungen von den Landleuten eine allgemeine Franzosen-Jagd angestellt. Ob und was? eingefangen worden, das ist wohl nicht zur Kunde gekommen. - Freilich, wenn das alles wahr ist, was man uns hier berichtet, dass in Lüneburg die Lübeckschen Greuel-Scenen, womöglich in noch größerem Maße erneuet worden sind, so wäre die Wut, auch wehrlose Menschen wie tolle Hunde tot zu schlagen, vielleicht zu entschuldigen; aber die Menschheit empört sich doch, und es bestätigt sich, was ich eben gesagt habe.

Eine sehr große Besorgnis macht uns dies, dass wir von der Elbe, die uns doch so nahe ist, gar keine Nachricht haben, und diese ist dadurch vergrößert, dass am letzten Posttage die Berliner Zeitung ausgeblieben, und die andern uns nichts sagen. Dass in Dömitz Preußen und Russen sind, dass gegen Eckmühl etwas vorgefallen sein soll, dass aber das Eckmühl'sche Korps zu stark gewesen und also die Alliierten sich zurückziehen müssen, das alles erzählt man uns, aber etwas Bestimmtes weiß Niemand. - Vorgestern langten 1.200 Schweden bei uns an, die 3 Kanonen mit sich führten. Die sind gestern wieder, auf der Landstraße nach Wismar, also vermutlich nach Boitzenburg oder sonst wo nach der Elbe hinauf, abmarschirt. Man versichert uns, ein preußisches Korps hätte sich zwischen Magdeburg und dem Eckmühl'schen Korps geworfen. Wäre dies, so möchten die an der Elbe stehenden Truppen durch den Succurs der Schweden vielleicht stark genug zum Angriff sein. Wahrscheinlich werden wir bald davon hören.

Dass das Lützow'sche Korps bereits in Sachsen ist, haben wir aus den Zeitungen gesehen. Vor der Hand werden wir also wohl von den Unsrigen nichts hören. - Ganz unerwartet erhalten wir von Heinrich einen Brief aus Breslau vom 3ten April. Er hat als Kranker zurück bleiben müssen, doch wird er itzt wohl schon fort sein. - Eben kommt ein Reisender aus Hannover bei mir; bei seiner Abreise haben die Franzosen sich eilig zum Abmarsch gerüstet. Die deutschen Truppen sollen viel, mit Wehr und Waffen, zu den unsrigen übergehen, doch sollen in Lüneburg die Sachsen am ärgsten gehauset haben. Disseits der Elbe, zu Boitzenburg und Dömitz, soll es gepfropft voll Russen und Preußen liegen, von welchen täglich welche über die Elbe gehen und täglich wieder neue ankommen. Dieser Mann ist von den Generalen Benekendorff und Dörenberg scharf examiniert worden. Im Hannöverschen und Braunschweigschen schmachtet das Volk nach ihren Befreiern; alles ist zum Aufstand bereit. Vielleicht bringen uns die heutigen Zeitungen etwas. Wir erfahren nichts von dem, was in unsrer Nähe vorgeht. -“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Briefe aus den Kriegsjahren 1812 - 1815