Berlin , den 31. März 1829.

Ich kann Ihnen, liebe Charlotte, heute nur wenige Zeilen schreiben. Ich habe den tiefen Schmerz erfahren, dem ich, wie Ihnen mein letzter Brief sagte, entgegensah. Meine Frau ist am 26. d. M. früh gestorben und gestern in Tegel beerdigt worden. Sie hatte ein viermonatiges Krankenlager erduldet und viel gelitten, wenn sie auch von heftigen Schmerzen ziemlich befreit blieb. Ihr klarer, heiterer, dem Tode und dem Leben eigentlich gleich zugekehrter Sinn war ihr unverrückt geblieben. Ihre letzten Stunden waren ruhig, sanft und durchaus schmerzlos. Sie behielt bis zum letzten Atemzug ihre volle Besinnung und sprach noch wenige Augenblicke vor ihrem Verscheiden mit fester, unbewegter Stimme mit uns, ihren beiden älteren Töchtern und mir. Ihre Worte waren eben so einfach, als der Ton ruhig, in dem sie sie sprach. Je näher der Augenblick des Todes kam, je ruhiger und friedlicher wurden ihre Züge. Auch nicht das leiseste Zucken der Lippen entstellte sie. Ihr Tod war ein allmähliches übergehen in einen tiefen Schlaf.

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Später.

Ich habe einen ganz unerwarteten, neuen und sehr bitteren Verlust erlitten. Ein sehr genauer Freund von uns, der alle Abende seit Jahren, wenn wir in der Stadt waren, bei uns zubrachte und auf dem Lande oft bei uns war, ist nach einer sehr kurzen Krankheit gestorben. Er hatte noch mit mir am Grabe meiner Frau gestanden, und gestern war ich bei seinem Leichenbegängnisse. Sein Verlust betrübt mich sehr und ich werde ihn schmerzlich vermissen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Briefe an eine Freundin