Abschnitt 2

Wir stehen hier im Angesichte unserer Gegner, Feinde darf ich leider noch nicht sagen, weil die Krieges-Operationen noch nicht angefangen. Meine Feld-Wachten und die der Östreicher stehen so, daß sie mit einander sprechen können. Vor einigen Tagen genoß ich daß Glück, den Herrn Hertzog von Sachßen-Weimar bey mich zu sehen, wir hatten eine Unterredung mit den östreichischen Officiers und trancken nachhero die Gesundheit Sr. Durchlaucht des regierenden Herrn Hertzogs von Mecklenburg-Suerin, meines allergnädigsten Herrn. Sr. Durchlaucht der Herr Hertzog von Weimar trugen mich auf, Ew. Durchlaucht viele Empfehlung zu machen.

Da der General-Feld-Marschall Laudan 6)
todt ist, so könte das General-Commando in Böhmen und Mähren wohl an den durchlauchtigsten Bruder meiner vortreflichsten Landes-Mutter, den Printzen von Coburg 7)
, gelangen, ich mache diesen Schluß, weil ich dencke, der König Leopold werde die preusche Armee die Ehre wiederfahren laßen, ihr den grösten und besten seiner Generale entgegen zu stellen.


Allergnädigster Herr, ich kann vor jetzt von kriegerischen Begebenheiten nichtes melden, wir sehen voll sehnlicher Erwartung Mord und Todtschlag entgegen, und ich hofe nicht, daß es ohne Meßung beider Armeen abgehen würde. Solten wir ohne Arbeit nach Hause gehen, so traure ich, wie man um den Verlust einer Braut trauret, mit Freuden will ich im Dienst meines nicht genug zu liebenden Königes mein Leben verbluten, wenn ich ihm nur dadurch überzeugen kann, daß ich seine mir bewiesene Gnade nicht gantz unwürdig war. Daß Regiment, wobey ich diene, hat einen sehr weiten Marsch anhero machen müßen, wir fühlen uns aber unbeschreiblich glücklich, gewählt zu seyn, unter die Augen unseres Königes zu fechten.

Die erste kriegerische Operation, so wir machen, und den Ausgang davon will ich, insofern es mir erlaubt ist, Ew. Durchlaucht allerunterthänigst und wahrheits-treu melden,wie ich denn eine jede Gelegenheit freudig ergreife, mich zu der Gnade meines innigst geliebtesten Landes-Herrn zu empfehlen, und so verharre ich lebenslang mit der treusten, tiefsten Verehrungen und Submission

Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht,

meines Allergnädigsten Landes-Herrn

allerunterthänigster und treuster Diener

Blücher.

Michelsdorff über Landshuth,

den 28t. July 1790.

In seiner Antwort vom 24. August 1790 bedauerte der Herzog, die Bitte Blüchers um Unterstützung seines Neffen diesmal nicht erfüllen zu können. Zugleich wünschte er B. Glück zu seiner Ernennung zum Obristen, von der er schon gehört hatte, bevor Blücher sie ihm in einem kurzen Schreiben vom 15. August aus dem Kantonierungs-Quartier Gramschütz meldete.

Seinen letzten erhaltenen Brief an Friedrich Franz I. hat Blücher 1817, zwei Jahre vor seinem Tode, auf seiner schlesischen Besitzung Krieblowitz geschrieben. Der Brief 8)
ist offenbar eine Antwort auf eine Einladung, den Besuch in Doberan zu wiederholen, den der Feldmarschall im Jahre vorher abgestattet hatte:

Aller-Gnedigster Herr.

Sie sind so unbegrentz gnädig, daß ich in dieser Stunde abreiste, um Ihnen den allergehorsamsten und inigsten Danck persöhlig dahrzubringen, wen nicht unzubeseittigende Hindernisse mich hir zurückhielten, ich habe Gütter gekauft und verkauft, welche gerade ietzst von mich übergeben und übernomen werden dazu habe ich ein großen Bau angefangen, der zur Erndte vollendet sein muß, kurtz, mein Geschick veruhrteillt mich, dieses Jahr ein Mist-Vinke zu sein. Mit meinem Denken bin ich vihl bey Ihnen in Doberan, und die libevolle Ahrt, womit Sie, gnedigster Herr, die hübschen jungen Dames zu gewinnen wissen, steht mich lebhaft vor Augen. Meine Frau und noch immer kranke Schwigertochter, die trostloß sind, daß auß unserer Reiße nach Doberan nichts werden kan, habe ich in Karlsbad gelassen, in diesem Bade bin ich 22 Tage gewesen und habe vihl Wasser verschluckt, aber sie krigen mich da nicht wider; nachdehm ich in Doberan Empenger so viller Gütte und Wolwollen des besten Fürsten geworden, sind mich alle Bähder zuwider. Nostitz , der treue Gefehrte meiner frohmen, auch woll liderligen Stunden, legt sich danckbahr zu Füssen vor daß gnedige Andenken. Mein 2t. Adjutant, Obristl. v. Strantz ist jetzst eben beschefftigt, eine sehr hübsche Frau zu nehmen, ich und Nostitz sehen seiner Ankunft mit Verlangen entgegen, und wihr sind entschlossen, ihm metodice zu kröhnen. Meine Tochter ist mit Medelgen (?) auf ihrem Landsitz, deß Herrn Gemahls Condouite in Doberan hat ihr nicht behagt, sie glaubt, der Herr Vater habe eben keine Anweisung gegeben, die führ der Frau beruhigent wehre.

Mein jüngster Sohn, der ietzst in Pomern ist, wird wahrscheinlig der einzige von der Familie sein, der so glücklige Tage wider verleben wird und Ihnen, gnedigster Herr, die Huldiung der gantzen Bruht überbringen wird, Der verdamte Kerdell, der Borstell hat in Karlsbad kaldtblüttig daß Geld gewonnen und wollte nicht einmahl eifersügtig werden. Nun, allergnedigster Herr, vergessen werden Sie mich nicht, daß ist wider Ihren Caracter. Könnte ich Sie und Ihre Gütte je vergessen, so mag mich Gott auch vergessen.

Grieblowitz b. Breslau, d.10t. July 1817. G. Blücher.




6) Frh. v. Laudon, gest. als österreichischer Oberbefehlshaber gegen Preußen am 14. Juli 1790.
7) Das hier angegebene Verwandtschaftsverhältnis stimmt nicht. Der österreichische Feldmarschall Josias von Sachsen-Koburg war ein entfernter Onkel der Gemahlin des Großherzogs Friedrich Franz, Luise von Sachsen-Gotha-Roda.
8) Ganz eigenhändiges Schreiben.