Brief III, IV und V

III.

Ludwigslust, d. 14. Februar 1823.


Lieber Herr Schmidt.


Ich kann unmöglich den 14. Februar vorüber gehen lassen, ohne Ihnen, als dankbare Schülerin, meine Glückwünsche zum Geburtstag zu senden! Sonst hatte ich die Freude, Sie Ihnen mündlich sagen zu können, jetzt aber muß die Feder sie dem Papier vertrauen. Indessen sind Sie doch nicht minder warm und innig. Sie werden wohl jetzt gerade bei Luise sein, denn es schlägt eben 11 Uhr. Einst war dies die Stunde, wo ich bei Ihnen Unterricht hatte, in der blauen Stube, hinter dem kleinen Tisch, und Ihnen wohl manchmal als Geduldsprobe diente. Mit meiner Gesundheit geht es immer sehr gut, und ich sehe mit großer Ruhe dem Augenblick meiner Entbindung entgegen. Gott wird ja alles zum besten wenden. Leben Sie wohl und gedenken Sie zuweilen

Ihrer Schülerin

Alexandrine.

Ich sende Ihnen hier einige Schnupftücher, das Einzige, welches diesen Augenblick hier zu haben ist. Ich hoffe, Sie werden sie zu meinem Andenken tragen.


IV.

Ludwigslust, d. 11. Januar 1825.

Bester Herr Schmidt.


Sie haben mich recht sehr angenehm überrascht durch Ihren Brief, für welchen ich Ihnen herzlich danke. Ich glaubte nicht, daß Sie mich durch einige Zeilen erfreuen wurden, da Sie immer so unerträglich bescheiden sind. Noch mit rechtem Dankgefühl gedenke ich der Stunden, welche Sie mir widmeten, und oft wünschte ich wohl, mit Ihnen einiges durchzugehen, was meinem Gedächtnis entfallen; was wohl mehr ist, als ich mir selbst gestehe. Diese Zeit wird mir wohl nie werden!!

Dieses Jahr wird Ihnen wohl Luise abgehen, dann sind wir alle Schwestern verheirathet; und recht glücklich, was wohl nicht so zu erwarten stand. Doch möchte ich fast behaupten, daß ich das beste Loos gezogen, denn so glücklich wie ich bin, ist doch keine andere! Und so sich in sein Verhältnis finden thut auch keiner! Das soll aber kein Lob für mich sein! Das glauben Sie auch nicht, bester Schmidt.

Das Vertrauen, das Sie mir Schenken, Herr Schmidt, ist mir sehr schmeichelhaft, und ich werde, wenn mir Ihr Wunsch erst ausgesprochen ist, gewiß nicht ermangeln, alles zu thun, was in meinen Kräften steht, doppelt lieb, Ihnen von neuem einen kleinen Beweis meiner Anhänglichkeit zeigen zu können. Leben Sie wohl, bester Herr Schmidt, und denken Sie zuweilen

Ihrer dankbaren Schülerin
Alexandrine.

Meine Kinder sind wohl und munter und werden recht groß.

Dem Herrn Professor
J. M. F. Schmid zu Berlin.

Noch in die Berliner Jugendzeit der Prinzessin Alexandrine geht ihr folgender kurzer, aber bezeichnender Brief (ohne Datum) zurück:


V.


Lieber Herr Schmidt.

Wären Sie wohl so gut, mir einen Gegenstand aufzuschreiben, über den ich einen freien Aufsatz machen könnte? Wir gehen morgen nach Potsdam, wo wir bis Mittwoch Abend bleiben. Da ich nun keinen Geschichtsaufsatz habe, so könnte ich die Zeit anwenden, meine Gedanken ein wenig zu ordnen.

Alexandrine.


Soweit unsere Briefe. - Über Alexandrine äußert sich nun Professor Schmidt in seinen handschriftlichen unveröffentlichten Lebensaufzeichnungen, die mir ebenfalls vorliegen:

„Der Mai 1822 entführte mir auch diese Schülerin, indem sie sich mit dem Erbgroßherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin vermählte. Wenn dieselbe auch in wissenschaftlicher Beziehung weniger befriedigte als ihre Schwestern, so ward sie mir doch um desto theurer durch die Offenheit ihres Charakters, die große Herzensgüte und die außerordentliche Anhänglichkeit an allen den Personen, welchen sie ihre Bildung verdankt. Diese Eigenschaften erwarben ihr auch bald die allgemeine Liebe der Mecklenburger, denen sie auch ein Vorbild der schönsten Muttertreue wurde. Wenn sie mir in einem Briefe schrieb: „Seien Sie Überzeugt, daß ich Ihrer mit recht viel Liebe gedenke“, so hat sie mir dies bis jetzt (1847) auch bei jeder Gelegenheit bewiesen. Mit zarter Aufmerksamkeit sorgte sie immer für solche Extrabedürfnisse, deren Anschaffung eine gewisse ökonomische Überwindung erfordert. So versah sie mich regelmäßig und reichlich mit seidenen Taschentüchern, und an meinem ersten Geburtstage, den ich als Großvater feierte (1834), kam ganz unerwartet ein sehr schöner und höchst bequemer Großvaterstuhl als Geschenk von ihr und der Prinzeß Luise in meiner Stube an.“