Aus der Gesellschaft (Rohtext)

„Sie wollen mir also eine Partie verschaffen?"

„„So ist's. Wollen Sie einen Adeligen oder einen Bürgerlichen? Einen
Blonden oder Braunen? Einen Grossen oder Kleinen?""
„Vor Allem einen Kurzsichtigen."




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„Ich bekomme immer so sehr Kopfschmerzen, wenn es so warm ist. Wissen
Sie mir kein Mittel dagegen, lieber Doktor?"

„„Die Kopfschmerzen kommen von Vollblütigkeit, Fräulein; ich kann Ihnen
nichts anrathen, als: Heiraten Sie!""

„Fühlt man da keine Kopfbeschwerden mehr?"

„„Nein, — da kommen sie nur beim Manne vor.""



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„Hören Sie, Hugo, Kousin Alfons nennt mich immer Backfischchen! —
Was ist denn das, ein Backfischchen

„„Hm! — man nennt so die jungen Mädchen, denen noch die Erfahrungen,
die Routine der Weltdame fehlen.""

„Bitte, lieber Hugo, lehren Sie mich diese Routine! — Ich mag kein
Backfischchen mehr sein! ..."



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„Theure Frau, Du und unser wackerer Freund Eugen könnt mir wirklich
dankbar sein, dass ich Euch auf diesen prächtigen Punkt geführt habe!"
,.„Das sind wir Dir auch, lieber Mann!""



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„Rosa, Rosa, — Theodor will Dich im Bade überraschen, — er kommt
dort durch das Wäldchen!"

„„So? — Nun, dann laufe nur schnell wieder fort, Ida, und gib Acht, dass
er Dich nicht sieht!""



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„Oho, mein Herr! — Sie lieben meine Frau?"

„„Ja, mein Herr! — ich sage es olfen, und bin jederzeit bereit, Ihnen
Genugthuung für Ihre gekränkte Ehre zu geben!""

„Nicht nöthig; — aber ich fürchte, dass Sie mit unserem ganzen
Dragoner-Regimente in Konflikt kommen werden!"



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„Jetzt weiss ich nicht, soll ich den Brief aufgeben, oder den Eduard?"



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„Arthur, hegen Sie wkklich so tiefe und innige Liebe für mich?"
„,,Ja, sehr innig und sehr tief!""



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.,Ihr müsst Euch wohl recht plageu, guter Mann, bei dieser liarten Arbeit?"
,,„Ah, liabi Frau, dös is ja nur a Kinderg'spiel ; dös macht der älteste
von meine sieben Buam a schon!""

„Sieben Ii üben? . . . Und so ein Mann muss da im Gebirge verkümmern!"



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„Der Doktor hat mir kalte Fussbäder verordnet, und jetzt guckt dort
Robert aus dem Gebüsche und sieht mir zu. Gott, wenn er nur so viel Takt
hat, mich jetzt nicht anzusprechen! Ich v^äre gezwungen, mich zu geniren!"



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„Ihr Unwohlsein ist bei dieser Hitze erklärlich, gnädige Frau; Sie sind zu
fest geschnürt. — Betrachten Sie mich als Ihr Kammermädchen, verfügen Sie über
meine Hilfe; — ich bin ein Dichter, und Dichter haben kein Geschlecht!"



,.Das ist eine schöne Freundschaft von Dir, Bertha, dass Du. mir den
Bräutigam wegschnappst ! "

„„Ei was, — ich habe nur gehandelt, wie es die gesunde Vernunft vor-
schreibt. Man muss sich zu decken suchen!""



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„Lieber Mann! Da Du gerade in der Schweiz bist, so besorge mir eine
gute Amme — ich will Dich überraschen!"



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„Du darfst noch keine Männer-Bekanntschaften machen, Louise; Du bist
noch viel zu jung!"

^„Ja, was soll ich aber thun, Tante, wenn Theodor wieder kommt und
mir auf den Knieen schwört, er könne nicht einen Tag mehr ohne Liebe leben?-'"

„Dann weise ihn nur an mich!"




„Adolf, wenn Du mich heuer nicht heiratest, so kriegst Du mich gar
nicht mehr!"

„„Wenn ich das gewiss wüsste, dann wartete ich lieber!""




„Ihnen ist es also Alles Eins, mein Fräulein, wen Sie heiraten?"
„„Mein Gott, da es ja doch höchstens zwei, drei Jahre dauert, dass man
verheiratet bleibt . .



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, Wollen wir nicht in diese Grotte gehen, Albert? — Sie scheint mir
prächtig ! -

„„Ja wohl ist sie prächtig, und was das Sonderbare ist: sie hat oben ein
kleines Guckloch, durch das man von aussen hineinschauen kann.""
„So? ... Ah, dann gehen wir lieber nicht hinein! '




„In Helgoland baden Frauen und Männer zusammen.^
„„Auch die Verheirateten ?""
„Ja wohl."

„„0, wie geschmacklos!""



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„Mein Päulein! Darf ich Ihnen meine Hand anbieten?"

„„Sprechen Sie erst mit Mama!""

„Pardon, mein Fränlein, aber ich meinte nur — "

„„All! Sie wollen mich nur aufs Eis führen? — Ich danke!""



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„Gefällt Ilinen so ein Bauernhaus, Elvira?"

„„0, viel besser als unsere langweiligen Stadthäuser mit dem brummigen
Hausmeister, der schon ungeduldig wird, wenn der Dritte anläutet!""



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Die Gefallenen gefallen am besten.




Alle Klassen, alle Ra^en
Sind vertreten hier am Balle,
Doch das „frei sich gehen lassen"
Wird gemieden, steif sind Alle.
Links die dicke Kimstmäcenin
Ist im Kreise von Autoren,



Jeder flüstert leise: „Nenn' ihn,
Den Dein Herz sich auserkoren."
Musiker, Akteur und Dichter,
Schwärmend sonst für Louis' und Klara,
Machen freundliche Gesichter
Ob des Geldes der Frau Sarah.



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Die Mama ganz unumwunden,
Sammt den Töchtern zwei, den netten,
Hat es schmerzlich heut' empfunden,
Dass sie nicht Kapazitäten.




Glücklicher ist hier die Dame,
Thalien's Hallen stolz entsprungen;
Ihr zu huld'gen macht Reklame,
Darum wird sie so umrungen.




Seht, hier promenirt alleine
Der Herr Graf mit seiner Gattin,
Leicht beschmutzt ja das Gemeine
Aristokrat und Aristokratin.



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Ach! dies arme Paar, das gleiche,
Weiss das Leben zu behandeln;
Er ist längst im Schlummerreiche,
Sie wird auch bald mit ihm wandeln.




Nur die Witwe, jung und heiter,
Sie verstellt den Zweck des Balles;
Hat Verehrer und Begleiter,
Tanz und Frohsinn, Alles, Alles.
Denn die Andern sind nur Greise,
Auch in geistiger Gestaltung,
Mopsen sich um hohe Preise,
Nennen's schliesslich: „Unterhaltung!"'



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„Ich weiss nicht, ob ich ein so einfaches Kleid tragen kann, welches nur
achthundert Gulden kostet?"



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„Ich bin neugierig, wie sich der alte General aus der Zernirung befreit?
Durchschlagen? — Das geht nicht. Die Munition ist auch verschossen; es bleibt
also nichts, als kapituliren!"



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„„Bitte, helfen Sie mir herunter, Rudolf! — Ihr Bruder hat mich da
heraufgeführt, ich — wurde ohnmächtig, und da ist der einfältige Mensch um
einen Arzt gelaufen!""



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„Ihr Herr Gemal ist Abgeordneter für diese Gegend?"

^„Ja wohl, und desswegen sind wir hier. Er macht sich sehi* viel mit der
Verfeinerung der Landbevölkerung zu schaffen, und wird dafür von den
gewichtigsten Bauern in der Erfüllung seiner Pflichten unterstützt.""







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„Gnädige Frau, gebieten Sie über mich! — Diese lauschige Waldesstille,
— Ihre Schönheit — verwirren meine Sinne; ich muss kühn werden oder
fliehen — — "

„„Ach, lieber Wilhelm, fliehen Sie nicht!""



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„Die Holde scheint zu sclilafen. — Welcli' reizender Anblick!
wenn man wüsste, dass sie nicht erwacht! . . .

„„Seien Sie unbesorgt, ich schlafe sehr fest!'""



— Gott,



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Gar JMancher nimmt's als süsse Last,
Wie hier im Bild' zu seh'n,
Und wird doch bald — er merkt es fast —
Unter'm Pantoffel steh'n.



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Zuerst geschieht's zu Spiel und Scherz,
So lang' er noch als Täuber girrt,
Bis sie bestrickt sein ganzes Herz
Und er total zum „Haspel" wird.



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Neigt sich das Weib herab zu Dir,
Dies ist die rechte Neigung nicht;
Zu hoch blickst Du hinauf zu ihr,
Bis sie Dir plötzlich — ausser Sicht.



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Und Iiält sie Dir die Augen zu,
So kannst Du sie nicht sehen,
Und drückst Du nur ein einzig's zu.
So ist's um Dich geschehen.



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Das Predigen ist Fraueurecht,
Durch Widerspruch kurirt man's schlecht;
D'rum lass' dem Zünglein seinen Lauf,
Wenn's müd' wird, hört's von selber auf.



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In diese Stellung kommt Ihr leicht,
Doch haltet sie nicht lang,
Sie macht gar oft die Augen feucht
Und manchem Herzen bang.



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Von Zeit zu Zeit mach' es wie der,
Glaub' mir, es ist nicht schlecht;
Setz' mit Vernunft, fast unbemerkt,
Das Köpfchen ihr zureclit.



MANZIPIRTEN.




Gesandter: Exzellenz, gestatten mii-, Ihnen meine bevorstehende Ver-
lobung anzeigen zu dürfen!

Ministerin: Ich habe davon Notiz genommen, Hen- Gesandter, und be-
dauere sehr, Ihnen sagen zu müssen, dass das jüngste Gesetz Ihrer Regierung
betreffs des Ausfuhrverbotes von Sehnurrbartwichse mich tief verletzt hat. — -
Mein Kammermädchen wird Ihnen Ihre Pässe geben.



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Frau Professorin: Herr Müller, spreclien Sie mir etAvas von — Liebe!

Müller: Die Liebe ist ein nothwendiges Uebel, Avelclies bei Vernachlässi-
gung der Obsorge in der Jugend, im Alter verhängnissvoll wird und —

Professorin: Genug! Ich sehe, dass Sie in diesem Gegenstande zurück-
geblieben sind, Sie müssen den letzten Semester bei mir privat repetiren.



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Post-Offizialin: Ich bin doch neugierig, was der alte Baron der Laura
zu schreiben hat!



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Aucli diese will sich emanzipiren
Und wählt den Eissport zum Zeitvertreib,
Doch gilt es, Männer aufs Eis zu führen,
Sofort wird sie dann wieder zum Weib.



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ALB WELT.



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„Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?''

Goethe's ,.Faust-S 1. Akt, 2. Szene.



^?e 72




„Eine Gargon- Wohnung liätt' ich schon, aber eben nur die Wohnung."



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Wein, Weib und Gesang.
„Wein hab' ich, Weib bin ich, und statt zu singen, pfeif ich — auf ihn!"




„Adolf von Strahlenau, — das ist ein schöner Name, den muss ich empfangen."



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„Sag', Leopoldine, gehen Dir auch so viele Briefe verloren?"
„„0 nein! Ich habe im Poste restante-Bureau ein eigenes Fach."




„Die Damen der Aristokratie haben jetzt aut ihren Briefpapieren unter
dem Monogramm ein Motto, ich suche auch nach einem passenden. — Halt!

da habe ich auf einer Zeitung eines gesehen; wie war's doch nur?

„Gleiches Recht für Alle!'' — Aha! das passt!"




Schauspielerin: Ist das Bild zum Herausnehmen? Denn nur so kann
ich's brauchen!

Juwelier: Natürlich! Wegen Repertoire- Veränderung!



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^ Haben Sie Gebetbücher?"

„ „Wünschen Sie ein katholisches, protestantisches, mosaisches
Bleibt sich gleich!"



so ^




In dieser Gesellschaft bin ich mehr frappirt, als der Champagner!"



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„Liebst Du micli noch, mein Herzchen?"
„„Hast Du mir Etwas mitgebracht?""
„Ja, eine Tausendgulden-Xote!"
„.Ich liebe Dich tausendmal mehr, als je!""



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„Wenn ich gewiss wüsste, dass der August dem Leopold nichts sagt,
so möchte ich dem Fritz schreiben, er soll dem Wilhelm sagen, dass ich mit
dem Jean soupiren geh'."



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„Darf ich Ihnen meinen Wagen anbieten, meine Gnädige? Es fängt zu
regnen an."

„„IVIit dem Wagen wird's wohl nicht gehen, denn ich wohne im dritten
Stock und bin schon zu Hause/"

„Bin auch schon zu Hause!"



. .. 87 ^





,Die liat doch wenigstens Ursache, so viel Aufhebens zu machen."



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Um zu zeigen, wie ein Weib mit wenigen Zügen fertig werden kann.



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„Wo ist denn Dein Baron, Nini?"

„„Nach Hause gereist zu seinen Leuten um Geld.""

„Warum denn g'rad' jetzt?"

„„Na, kennst Du das Sprücli'l nicht: Im Mai schickt man den Esel um's Heu.""



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Dieses „alte Haus" mit dem schönen Pflaster ist noch immer eine
Zierde unserer Eingstrasse.



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„Höre! Wenn mich Karl sitzen lässt, danii geh' ich in's Kloster!"
„„Ja, wenn das Cölibat schon aufgehoben war', ging ich mit!""



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„Heut' hab' ich 'was Interessantes in der Zeitung gefunden."
„„Was denn?""

„Ein Hotel, das icli noch nicht kenne."



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Sie: Gaston, Sie spielen in dem neuen Stücke meinen Mann!
Er: Einen Liebhaber?

Sie: Aber was fällt Ihnen ein? In den modernen Stücken ist der Ehe-
mann nie der Liebhaber!

Er: Also nur eine Nebenrolle!



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„Du, Pierot, heut' liab' ich mir noch keinen einzigen Gönner he raus ge-
gen i u s t ! "



-<* lOi *>-




„Du musst ein' schönen Namen hal)en, Bubi'"
„„Er wird Dir nicht g'fall'n!""
„Wie heisst Du denn?"
„^Zahlnix!""



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„Gelt, dicker Kapuziner, uns macht das Cölibat keinen Kummer?"



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„Gehst Du schon, Graferl?"
„„Ja, ich muss, mein Kind."'*

„Lass' mir wenigstens zum Andenken Deine Brieftasche da!-*



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„Gott, diese Männer sind f ürchterlicli ! "

„„Zudringlich?""

„Nein, solid!"



^ 105 ^




,Da schau', das war' so ein fescher Türk', und hat kein Schnupftuch mit!"



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?„Grüss' Dich, Baron!"

„„Woher kennst Du mich?""

„Du hast sehr viel von Deinem Vater!"

„„Jetzt nicht mehr!""



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„Herr Kohn, seh'n Sie sich Ihre Lola an am Arme des Herrn dort, und
das Armband, was sie hat! Das kostet sicher seine tausend Gulden!"
„„Wie haisst Seine? — Meine!""



^ 108 ^




„Minnerl, kommst Du auf den nächsten Maskenball?''
„„Noch unbestimmt!""

„Ah so! Verhältnisse bestimmen den Menschen!"



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„Aber Lina! was sagst Du, wie traurig der Karneval ist."
„„Am Ende wären wir gezwungen, solid zu werden.""



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Er: Der Vacano war hier?

Sie: Ja, er sucht wahrscheinlich Stoff zu einem neuen Buch für Hagestolze.
Er: Aber Madame, wer wird sich dann so demaskiren?!



III



Dies, meine lieben Freunde und Brüder, sind meine Studien puncto femina.
Werden sie Euch zur Ehe verführen? Ich glaube kaum. Die Exemplare des
weiblichen Geschlechtes, welche der Hagestolz intim kennen lernt, sind meistens
blos abschreckende Beispiele.

Um Dir zu zeigen, was die Ehe für uns Alle so begehrenswerth macht,
skizzire ich Dir nur ein einziges Eugelsköpfchen her, in welchem auch eine Engels-
seele wohnt:




Und die ist — die Braut meines besten Freundes.

Das ist der Grund, weshalb ich Hagestolz geblieben bin.

Und Du? —

Ich glaube, wir Alle haben etwas von jenem Fuchse, der selbst die
schönsten Trauben sauer findet, weil . . .



Druck von Wilh. Zoeller in Wien,

Mariahilf, Barnabitengasse 7.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bilderbuch fuer Hagestolze