Vilmnitz*)

Nun schlaft ihr still den langen Todesschlaf,
In prächt'gen Sarkophagen wohlverwahrt,
Dem Armen gleich, den schwer das Schicksal traf,
Dem Sorge nicht, noch Kummer wurd' erspart.
Ihr kanntet nicht des Ringens sauren Schweiß,
Euch wurde früh des Glückes goldner Preis.

Froh sprangt ihr in des Lebens leichten Kahn,
Der euch vorbei an schönen Ufern trug;
Es tanzten Genien um seine Bahn,
Und um ihn hemmten Stürme ihren Flug.
Die Freude nahmt ihr als Gefährtin mit,
Es lieh Erfüllung Flügel eurem Schritt.


Jetzt aber deckt euch tiefe Grabesnacht,
Verstummet ist in euch der Freude Laut,
Versunken ist vor euch der Erde Pracht,
Die euer Auge einst entzückt geschaut;
Erloschen ist euch nun das Himmelslicht.
Nicht träumt ihr mehr von Glanz, von Ehre nicht.

Was ihr gewesen, sagt der kalte Stein,
Der fortan euren toten Leib umhüllt.
Was ihr gefühlt, des Lebens Lust und Pein,
Was eure Seele ahnungsfroh erfüllt,
Des Geistes nieerschöpfte Himmelssaat,
Verkündet nur die edle Menschentat.

Wohl euch, wenn ihr sie früh und spät geübt,
Zum Menschheitssegen nutztet eure Kraft,
Wenn ihr, was gut, was schön ist, warm geliebt!
Dann seid ihr selbst im Tod dem Tod entrafft.
Der höchste Adel, den kein Mensch verleiht,
Vergehet nicht im Wechsel aller Zeit.

*) In der Kirche zu Vilmnitz befinden sich die Grabmäler der Fürsten zu Putbus.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bilder von Rügen und Rügens Sagen
Vilmnitz, Maria-Magdalena-Kirche_

Vilmnitz, Maria-Magdalena-Kirche_

Vilmnitz, Maria-Magdalena-Kirche, Giebel

Vilmnitz, Maria-Magdalena-Kirche, Giebel

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