Eingang zur Stadt. Die Häuser
Wir steigen hinab und dringen in das Häusergewirr ein. Keine kriegerische Ringmauer umgibt die Stadt, wohl aber bilden die äußersten Häuser eine dichte Schließung, zwischen welcher bald ein regelrechter Torbogen, bald eine offene Straße, bald ein enges Pförtchen einen Zugang lässt, oder es hat sich durch ein zerfallenes Gebäude eine Bresche gebildet, die Niemand zu verstopfen gedenkt. Am besten ist es, wenn wir dem Dammweg folgen, der in der Richtung nach der Stadt zu sich windet und, zumal wenn zur Zeit des Hochwassers das Land ringsum unter Wasser steht, uns gefahrlos in das Herz der Stadt einführt. Nicht viel breiter als der Dammweg, der kaum zwei Reiter passieren lässt, wird es, wenn die Häuser zur Eingangsstraße sich stellen. Diese fuhrt uns allmählich weiter, sich erweiternd und verengernd, krümmend und winkelnd, senkend und erhebend. Die Spaliere der Häuser zeugen wenig von geometrischer Genauigkeit, die Richtungslinie ist mannigfach gebrochen und gebaucht, wenn auch das einzelne Haus einen annähernd rechtwinkligen Typus hat.
Lassen wir den Blick an einem solchen Landstadthaus, das selten mehr als einstöckig ist, hin- und hinaufschweifen, so starrt uns nur eine kahle graue, selten übertünchte Lehmwand an, die oft für ganze Häuserstrecken eine gemeinschaftliche ist. Verschieden von den fensterreichen Häusern der Hauptstadt mit ihren Erkern entdecken wir fast nur einige kleine Luftlöcher, und selbst sie sind zumeist noch mit einem engmaschigen Holzgitter verschlossen. So ist das heilige Hausinnere von der Außenwelt abgeschlossen. Luft und Licht dringt in die Gemächer vom Hofraum aus, welcher ringsum vom Hause umfasst ist. Die Mauer ist zusammengesetzt aus rohen, ungebrannten Tonziegeln von länglich rechteckiger Form, wie sie schon die alten Ägypter, damals stets mit dem Regierungsstempel gezeichnet, für ihre Privatbauten brauchten; ihr Name ,,Tub“ hat sich bis heute erhalten. Dieses Material ist eben nur für diese regenlosen Distrikte möglich, bei einem stärkeren andauernden Regen würde eine so erbaute Stadt in kurzer Zeit in einen Breihaufen verwandelt, und auch darin liegt ein Beweis, dass das Klima des alten Ägyptens so trocken wie das des jetzigen war.
Zwei Dinge fesseln indes den Blick: das Haustor und der viele Gebäude zierende Taubenturm. Der Umgebung des ersteren musste ein gewisser Halt verliehen werden; das geschieht durch Quadersteine, gebrannte Backsteine und Querbalken, und diese werden zugleich zur Anbringung eines architektonischen Schmuckes durch Farbenwechsel und mosaikartige Anordnung benutzt. Weniger gelingt es, wenn auch das Gebiet der Malerei oder gar der höheren Skulptur betreten wird; hierin bringt es der arabische Künstler nur zu gräulichen kindischen Zerrbildern. Durch solche bunte Tormalereien kennzeichnet gern der ,,Hâdj“, der eine Wallfahrt nach Mekka gemacht hat, sein Haus. Auch bei den alten Ägyptern war die Fahrt zu einem Tempel ein Ruhm, den man an die Häuser malte. Um den Blick des Neiders zu neutralisieren, setzt man über das Haustor gern Sprüche aus dem Koran, und in ähnlicher Absicht, als Blitzableiter, wird oft ein ausgestopftes Ungeheuer, zumal ein Krokodil, auch wohl eine Aloe über dem Eingang befestigt. Auch die alten Ägypter brachten hier gern Inschriften und Symbole von gutem Omen an. Inmitten des großen Tors, das nur zum Einführen größerer Gegenstände geöffnet wird, befindet sich gewöhnlich ein kleines Pförtchen durch welches Menschen und andere kleinere Geschöpfe ein- und herausschlüpfen.
Die gruppenweise auf die Plattform der Häuser aufgesetzten, oder auch für sich aufstrebenden Taubentürme,*) bald würfelförmig, bald in antiker Weise nach oben verjüngt, bilden einen großen, oft selbst den größten Teil der Gebäulichkeiten. Sie geben den Häusern der Städte und Dörfer Oberägyptens ein charakteristisches, stattliches Ansehen. Indem sie den sonst so kahlen Häusern einen architektonischen Schmuck verleihen, erfüllen sie neben dem landwirtschaftlichen ohne Wissen ihrer Erbauer auch einen landschaftlichen Zweck. Statt der gänzlich fehlenden Schornsteine sind vielen Terrassen, wie bei den Häusern der alten Ägypter, kurze, meist schräge Dachvorsprünge oder Windfänge aufgesetzt, welche, gegen Norden gerichtet, den kühlenden Wind auffangen und Schatten gewähren.
*) Siehe II. Kapitel Fig. 9.
Lassen wir den Blick an einem solchen Landstadthaus, das selten mehr als einstöckig ist, hin- und hinaufschweifen, so starrt uns nur eine kahle graue, selten übertünchte Lehmwand an, die oft für ganze Häuserstrecken eine gemeinschaftliche ist. Verschieden von den fensterreichen Häusern der Hauptstadt mit ihren Erkern entdecken wir fast nur einige kleine Luftlöcher, und selbst sie sind zumeist noch mit einem engmaschigen Holzgitter verschlossen. So ist das heilige Hausinnere von der Außenwelt abgeschlossen. Luft und Licht dringt in die Gemächer vom Hofraum aus, welcher ringsum vom Hause umfasst ist. Die Mauer ist zusammengesetzt aus rohen, ungebrannten Tonziegeln von länglich rechteckiger Form, wie sie schon die alten Ägypter, damals stets mit dem Regierungsstempel gezeichnet, für ihre Privatbauten brauchten; ihr Name ,,Tub“ hat sich bis heute erhalten. Dieses Material ist eben nur für diese regenlosen Distrikte möglich, bei einem stärkeren andauernden Regen würde eine so erbaute Stadt in kurzer Zeit in einen Breihaufen verwandelt, und auch darin liegt ein Beweis, dass das Klima des alten Ägyptens so trocken wie das des jetzigen war.
Zwei Dinge fesseln indes den Blick: das Haustor und der viele Gebäude zierende Taubenturm. Der Umgebung des ersteren musste ein gewisser Halt verliehen werden; das geschieht durch Quadersteine, gebrannte Backsteine und Querbalken, und diese werden zugleich zur Anbringung eines architektonischen Schmuckes durch Farbenwechsel und mosaikartige Anordnung benutzt. Weniger gelingt es, wenn auch das Gebiet der Malerei oder gar der höheren Skulptur betreten wird; hierin bringt es der arabische Künstler nur zu gräulichen kindischen Zerrbildern. Durch solche bunte Tormalereien kennzeichnet gern der ,,Hâdj“, der eine Wallfahrt nach Mekka gemacht hat, sein Haus. Auch bei den alten Ägyptern war die Fahrt zu einem Tempel ein Ruhm, den man an die Häuser malte. Um den Blick des Neiders zu neutralisieren, setzt man über das Haustor gern Sprüche aus dem Koran, und in ähnlicher Absicht, als Blitzableiter, wird oft ein ausgestopftes Ungeheuer, zumal ein Krokodil, auch wohl eine Aloe über dem Eingang befestigt. Auch die alten Ägypter brachten hier gern Inschriften und Symbole von gutem Omen an. Inmitten des großen Tors, das nur zum Einführen größerer Gegenstände geöffnet wird, befindet sich gewöhnlich ein kleines Pförtchen durch welches Menschen und andere kleinere Geschöpfe ein- und herausschlüpfen.
Die gruppenweise auf die Plattform der Häuser aufgesetzten, oder auch für sich aufstrebenden Taubentürme,*) bald würfelförmig, bald in antiker Weise nach oben verjüngt, bilden einen großen, oft selbst den größten Teil der Gebäulichkeiten. Sie geben den Häusern der Städte und Dörfer Oberägyptens ein charakteristisches, stattliches Ansehen. Indem sie den sonst so kahlen Häusern einen architektonischen Schmuck verleihen, erfüllen sie neben dem landwirtschaftlichen ohne Wissen ihrer Erbauer auch einen landschaftlichen Zweck. Statt der gänzlich fehlenden Schornsteine sind vielen Terrassen, wie bei den Häusern der alten Ägypter, kurze, meist schräge Dachvorsprünge oder Windfänge aufgesetzt, welche, gegen Norden gerichtet, den kühlenden Wind auffangen und Schatten gewähren.
*) Siehe II. Kapitel Fig. 9.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bilder Oberägypten, der Wüste und dem Roten Meere