Die hohe Person

Was soll das bedeuten? Die eiligen Marsches waren, bleiben stehen, wer da saß, erhebet sich, wer eine Pfeife oder Zigarette rauchte, senkt sie darnieder, wer in lebhaftem Gespräch war, verstummt, wer stritt und zankte, beuget regungslos das Haupt, die Gruppen treten zur Seite, rechts und links bilden sich Spaliere. Aus der sich spaltenden Menge springt ein leichtfüßiger, hochaufgeschürzter Jüngling hervor, in der Hand eine Rute haltend, es ist der Vorläufer. Hinter ihm trabt hoch zu Ross oder auf rosshohem, schneeweißem Esel von Edelrasse ein pumphosiger (in neuerer Zeit aber auf hohen Befehl nur noch europäisch schwarz bekleideter) Türke heran, gefolgt von einer Schar schwer bewaffneter, nachkeuchender türkischer Polizeisoldaten, von Dienern und Sklaven. Die hohe Person grüßt, der Sitte des Islam gemäß zuerst, huldvoll rechts und links die in Ehrfurcht erstarrten Bürger, welche nun symbolisch den Staub der Unterwürfigkeit in tiefer Verbeugung vom Boden heben, an den Mund zum Kusse setzen und die Aufrichtigkeit der Ehrenbezeugung durch Anlegen der Hand an Stirn und Herz beteuern. Der gewaltige Türke ist der ,,Mudir“, das Oberhaupt der Provinz. Der Pomp, ohne den er nie aus dem Hause tritt, ist Liebhaberei und Bedürfnis seines Stammvolks und kleidet ihn zugleich dem Volke gegenüber in den wertvollen Nimbus der Mächtigkeit.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bilder Oberägypten, der Wüste und dem Roten Meere